Salzburger Hochschulwochen heuer über Komplexität und Einfachheit
Mit einem Ei - faszinierend schön in seiner Einfachheit und zugleich höchst komplexer Entstehungsort neuen Lebens - werben die "Salzburger Hochschulwochen" heuer um Besucher und Studierende. Die "smarte Sommerfrische" in der Mozartstadt steht in diesem Jahr nämlich unter dem Titel "Die Komplexität der Welt und die Sehnsucht nach Einfachheit". Vom 29. Juli bis 4. August werden sich wieder hunderte Teilnehmer - darunter hochrangige Wissenschaftler, Philosophen und Theologen - zur renommierten und ältesten deutschen Sommeruniversität in Salzburg versammeln und über das Dilemma ausufernder Komplexität und die zugleich wachsende Sehnsucht nach Einfachheit diskutieren. Im vergangenen Jahr kamen über 900 Interessierte zu den Vorträgen und Diskussionen.
"Unsere Welt ist irreduzibel komplex geworden. Sei es Migration, Digitalisierung, Klimawandel, Finanzmärkte - nirgends gibt es simple Lösungen", schreibt Hochschulwochen-Obmann Martin Dürnberger auf der Website (www.salzburger-hochschulwochen.at). Die Komplexität betreffe Technologien ebenso wie politisch-gesellschaftliche Herausforderungen sowie persönliche und moralische Fragen. Dagegen werde mit dem Slogan "Simplify your life" an eine tief sitzende Sehnsucht appelliert und zugleich die "Verlockung fundamentalistischer Vereinfachung" ausgesprochen. Die Hochschulwochen wollten diesen Fragen interdisziplinär nachgehen und dabei auch die Frage stellen, welche Ressourcen der Glaube einbringe, "um die Sehnsucht nach Einfachheit sinnvoll zu kultivieren - und komplexitätsfit zu werden?"
Höhepunkte der Hochschulwoche sind u.a. die Verleihung des renommierten "Theologischen Preises", der heuer am 31. Juli an den deutschen Theologen Karl-Josef Kuschel verliehen wird, sowie - als kultureller Höhepunkt - ein Sommerfest samt Talk-Runde mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Schauspieler Gregor Bloeb am 1. August im Bischofsgarten. Besonderheiten stellen in diesem Jahr außerdem eine Autorenlesung mit dem Literaten Patrick Roth ("Die Christus Trilogie") am 2. August dar sowie neue Veranstaltungsformate in Form etwa eines mehrtägigen Workshops für Studierende ("Theologian in Residence" mit Aaron Langenfeld) und der Workshop-Reihe "Benedictine Banter", bei der zwei junge Mönche am Thema Komplexität und Einfachheit orientiert durch das Stift St. Peter führen.
Offiziell eröffnet wird die Hochschulwoche am Montag, 29. Juli, von Erzbischof Lackner. Den liturgischen Auftakt bildet ein vorausgehender Gottesdienst in der Franziskanerkirche mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Es folgen Vorträge u.a. vom Freiburger Theologen Prof. Magnus Striet ("Einfach nur glauben?"), von der Wiener Literaturwissenschaftlerin Prof. Eva Horn ("Katastrophen: Rückkehr zum Einfachen oder Angriff des Komplexen?"), vom Münsteraner Islamwissenschaftler Prof. Thomas Bauer ("Auf der Suche nach Eindeutigkeit"), von der Magdeburger Professorin für Fernsehjournalismus, Claudia Nothelle ("Die Probleme der Welt in 90 Sekunden"), vom Salzburger Politikwissenschaftler Prof. Reinhard C. Heinisch ("Von den politischen Rändern ins Zentrum der Macht") und vom Leiter der Direktion für Sicherheitspolitik im Bundesministerium für Landesverteidigung, Generalmajor Johann Frank ("Das Wesen der Konflikte im Kontext hybrider Herausforderungen").
Weitere Referenten der Woche sind u.a. der Dramaturg der Berliner Schaubühne, Florian Borchmeyer, der Konstanzer Sozialpsychologe Wolfgang Gaissmaier, die Direktorin der School of Education der Universität Salzburg, Ulrike Greiner, der Wiener Tierethiker Herwig Grimm, der Frankfurter Pastoraltheologe Wolfgang Beck, der Salzburger Religionsphilosophin Annette Langner-Pitschmann, der Paderborner Theologe Aaron Langenfeld sowie der Wiener Podcaster und Journalist Andreas Sator.
Theologischer Preis und Publikumspreis
Im Rahmen der Hochschulwoche werden außerdem auch heuer wieder zwei renommierte Preise verliehen: Der "Theologische Preis" für das theologische Lebenswerk sowie die "Publikumspreise" zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Publikumspreise, die Arbeiten und Vorträge von Nachwuchswissenschaftlern bis 30 Jahre zum Thema Angst auszeichnen, werden am Donnerstag, 1. August, verliehen.
Der "Theologische Preis" geht heuer an den deutschen Theologen Karl-Josef Kuschel. Die Auszeichnung würdigt das theologische Lebenswerk Kuschels, welches nicht nur für die Theologie "vielfältige Impulse und Inspirationen" böte, sondern "für jedes Denken, das kulturgeschichtlich informiert religiöse Texturen in den (inter)kulturellen Gegenwarten unserer Gesellschaften dechiffrieren und verstehen will", wie es in der Begründung der Jury heißt. Verliehen wird der mit 5.000 Euro dotierte Preis am 31. Juli. Die Laudatio wird der Augsburger Religionsdidaktiker Georg Langenhorst halten.
Den Abschluss der Hochschulwoche bilden ein Gottesdienst im Salzburger Dom am 4. August mit dem der Südtiroler Bischof Ivo Muser und ein anschließender Akademischer Festakt in der Universitätsaula. Den Festvortrag wird heuer der langjährige und per 1. Oktober scheidende Rektor der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, halten. Schmidinger ist Philosoph und Theologe und war u.a. von 1993 bis 2005 Obmann der "Salzburger Hochschulwochen". Sein Festvortrag steht unter dem Titel "Humanismus in Zeiten wie diesen".
Tradition seit 1931
Die "Salzburger Hochschulwochen" fanden 1931 zum ersten Mal statt. Ihr Ziel ist es, ein universitäres, interdisziplinäres Forum zu bilden, in dem sich die Theologie dem Dialog über aktuelle Fragen mit säkularen Wissenschaften stellt. Jährlich locken sie bis zu 800 Interessierte aus dem gesamten deutschen Sprachraum nach Salzburg. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Salzburger Äbtekonferenz der Benediktiner, dem Katholischen Hochschulwerk Salzburg, der Görres-Gesellschaft, der Katholischen Akademikerverbände Deutschlands und Österreichs sowie dem Forum Hochschule und Kirche der Deutschen Bischofskonferenz organisiert.
Seit drei Jahren sind die Hochschulwochen eine Veranstaltungsreihe der Theologischen Fakultät und als solche integriert in die Universität Salzburg. (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Quelle: kathpress