Religionsunterricht wichtige Stütze für das Gemeinwohl
Der Religionsunterricht ist kein "Auslaufmodell", sondern ein zeitgemäßes, auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler hin ausgerichtetes und dem Gemeinwohl dienendes Unterrichtsfach: Darauf haben katholische, evangelische und muslimische Religionspädagoginnen und Religionspädagogen bei einem interreligiösen Arbeitstreffen an der Universität Wien hingewiesen. Religionsunterricht "lehrt Positionalität, Selbstreflexivität und schafft so die Grundlagen der Dialog- und Demokratiefähigkeit", hieß es in einer Stellungnahme der Wiener katholischen Religionspädagogin Prof. Andrea Lehner-Hartmann, ihres Wiener evangelischen Kollegen Prof. Robert Schelander, der Innsbrucker Religionspädagogin Prof. Martina Kraml sowie des muslimischen Religionspädagogen Prof. Ednan Aslan gegenüber Kathpress.
Anlass der Wortmeldung der Religionspädagogen ist die aktuelle Debatte über die Einführung des Ethikunterrichtes - ein Vorhaben, das zwar von der letzten Regierung beschlossen, aber aufgrund der aktuellen politischen Übergangssituation noch nicht in die gesetzliche Umsetzung überführt wurde. Man begrüße die Einführung des Ethikunterrichts in der beschlossenen Form prinzipiell; es irritiere jedoch, wenn der Ethikunterricht in der öffentlichen Debatte in Konkurrenz zum Religionsunterricht gesehen bzw. als der bessere Religionsunterricht dargestellt werde. Dies übersehe die unterschiedlichen unterrichtlichen Möglichkeiten, die ein Ethik- und ein Religionsunterricht bieten. So biete der konfessionelle Religionsunterricht u.a. die Möglichkeit, gezielt von einem klaren eigenen Standpunkt aus mit anderen Religionen und Weltanschauungen in den Dialog zu treten.
Potenzial zur besseren Kooperation und Weiterentwicklung orten die Religionspädagogen in den jeweiligen Fachdidaktiken: So sollte nicht nur die Religionsdidaktik untereinander stärker in den Dialog treten, sondern auch der Austausch mit einer forschungsgleiteten Ethikdidaktik gesucht werden. "Wir als Religionspädagoginnen und Religionspädagogen freuen uns auf die Kooperation mit den Verantwortlichen für den Ethikunterricht" so die einhellige Meinung der Religionspädagogen bei dem Arbeitstreffen.
Korrekturbedarf orteten die Religionspädagoginnen und Religionspädagogen indes beim Bild eines "konfessionellen Religionsunterrichts": Dieser dürfe nicht auf einen "Konfessionalismus" eng geführt werden, in dem es darum geht, die Besonderheiten der je eigenen Konfession aufzuzeigen, um sich vom anderen abzugrenzen. Vielmehr würde der Religionsunterricht heute bereits konfessionsübergreifende Elemente beinhalten oder gar - wie in Wien in einzelnen Schulen - "kooperativ" geführt. "Der Religionsunterricht hat sich stark weiterentwickelt und entspricht ganz den staatlichen Bildungsziel-Vorgaben, denen zufolge zu einer umfassenden Bildung auch eine 'religiös-ethisch-philosophische' Bildungsdimension zählt", hieß es.
Leerstellen orteten die Religionspädagogen bei der Lehrerfortbildung und der Begleitung von Lehrerinnen und Lehrern: So brauche es nicht nur eine jeweils fachspezifische Lehrerfortbildung, sondern auch eine bessere "Sensibilisierung für die Qualitäten und Kompetenzen anderer Fächer". Eine Zusammenarbeit über die Fächergrenzen hinweg sei vom Bildungsauftrag der Schule her gesehen notwendig.
Derzeit besuchen österreichweit rund 593.000 Schülerinnen und Schüler den katholischen Religionsunterricht. Unterrichtet werden sie dabei von 6.941 Religionslehrern. Den evangelischen Religionsunterricht besuchen rund 40.000 Schüler; sie werden von rund 600 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Den orthodoxen Religionsunterricht besuchen rund 13.600 und den islamischen Religionsunterricht rund 76.000 Schülerinnen und Schüler. An staatlichen Universitäten sowie an Pädagogischen Hochschulen in Österreich sind aktuell über 1.000 Studierende in Ausbildungen für den schulischen Religionsunterricht.
Quelle: kathpress