KPH Wien/Krems: Ansturm auf Masterstudiengang zu "Achtsamkeit"
"Achtsamkeit in Bildung, Beratung und Gesundheitswesen" - dieser fünfsemestrige Masterstudiengang an der Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Wien/Krems findet Interesse weit über Wien und sogar Österreich hinaus. "Die bisherige Resonanz übertrifft alle Erwartungen", informierte die KPH am Montag über den Hochschullehrgang, der laut den Angaben Einblick in verschiedene Achtsamkeitskonzepte bietet, deren wissenschaftliche Hintergründe ausleuchtet sowie "sofort wirksame Achtsamkeitsübungen für den Einsatz in Gruppen und Einzelsettings" umfasst. Er endet mit einem Masterabschluss (90 ECTS-AP) und hat Teilnehmende von Dublin bis München, von Tirol bis Wien. Die nächsten Auswahlgespräche finden am 30. August statt, kündigte die KPH an.
Die von sieben christlichen Kirchen getragene KPH Wien/Krems bietet zahlreiche pädagogische Studien und Hochschullehrgänge zur Lehreraus- und -weiterbildung. Kerngeschäft ist jedoch die Lehrerausbildung im Bereich der Primarstufe.
Der Begriff "Achtsamkeit" werde heutzutage fast schon inflationär verwendet, hieß es in der Aussendung. Lehrende und Studierende an der KPH Wien/Krems würden sich mit dieser Thematik und der damit verbundenen Selbsterfahrung auf hohem wissenschaftlichem Niveau und intensiver Praxis auseinandersetzen. Das Konzept: Die Teilnehmer finden über fünf Semester verteilt an 30 Wochenenden zusammen, um gemeinsam Achtsamkeit zu praktizieren und wissenschaftlich fundiert Hintergrundwissen und Übungen zu einem breiten Spektrum an Themen zu bekommen. In der Aussendung ist die Rede von "Mindful Leadership", Resilienz, betrieblicher Gesundheitsförderung, und "Mindful Parenting"; weitere Inhalte beziehen sich u.a. auf internationale Schulprogramme, Emotionsregulation, Kommunikation, "Selbstmitgefühl" und neurowissenschaftliche Grundlagen. Ein viertägiges begleitetes "Schweige-Retreat" im Naturschutzgebiet Hohe Wand (NÖ) runde diese praxisorientierte Weiterbildung ab. (Anmeldungen an johannes.petschenig@kphvie.ac.at)
Ein weiterer Hochschulstudiengang ist der Trauma-Pädagogik gewidmet, der ab September 2019 zum dritten Mal an der KPH Wien/Krems startet. Immer wieder begegne man im professionellen Kontext traumatisierten Kindern und Jugendlichen, was Überforderung, Ohnmachtsgefühle oder Verleugnung auslösen könne, wies die KPH hin. Es komme zu Handlungen "aus dem Bauch heraus" - mit dem Risiko zu "retraumatisieren". Der Masterstudiengang "Traumapädagogik" vermittelt in fünf Semestern theoretisches und praktisches Wissen rund um das Thema Trauma und richtet sich an Personen aus dem psychosozialen und pädagogischen Feld. Zwei Studienplätze sind noch offen (Info: philipp.rogner@kphvie.ac.at).
"Könnte Vorbild für die Gesellschaft sein"
Die KPH Wien/Krems ist Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule mit sieben Standorten in Wien und Niederösterreich. Europaweit einzigartig macht sie - wie auch ein ganzseitiger "Kurier"-Artikel unter dem Titel "Acht Religionen unter einem Dach" am Montag darlegte -, dass hier Religionslehrer unterschiedlicher Glaubensrichtungen ausgebildet werden. Dazu kooperieren die sieben an der Hochschule vertretenen christlichen Kirchen (Katholische Kirche, Evangelische Kirche A. und H.B., Griechisch-Orientalische Kirche, drei Orientalisch-Orthodoxe Kirchen sowie Altkatholische Kirche) unter Wahrung der jeweiligen Identität, weiters die Freikirchen, die Islamische Glaubensgemeinschaft, die Alevitische Glaubensgemeinschaft, die Israelitische Religionsgesellschaft und die Buddhistische Religionsgesellschaft.
Vizerektorin Notburga Grosser sieht in der Glaubensvielfalt der Hochschule "eigentlich nur Vorteile", wie sie dem "Kurier" sagte. "Wir lernen voneinander und miteinander. Und wir lernen das Eingehen auf Minderheiten." Dabei ist Religion - neben Inklusiver Pädagogik, Schwerpunktfächern wie Sprachen oder Mathematik, Elementarpädagogik und Schulentwicklung - nur einer von fünf Schwerpunkten im Primarstufenlehrplan, die die KPH anbietet. Welchen Schwerpunkt sie wählen, entscheiden die Studenten im fünften Semester.
Derzeit belegen 114 der 610 Lehramtsstudierenden des dritten und vierten Jahrgangs den Religionsschwerpunkt. Das ist zwar eine klare Minderheit, trotzdem ist Religion allgegenwärtig. "Man spürt die Spiritualität im ganzen Haus", so Student Arash Taheri im "Kurier". Er sei "religiös nicht sehr interessiert" und studiere mit Schwerpunkt Schulentwicklung. Trotzdem schwärmt er gegenüber der Tageszeitung von der Hochschule und nenne sie manchmal "Haus des Friedens". Sie könnte "ein Vorbild, ein Modell für die Gesellschaft sein".
Sein Studienkollege Joseph Potyka mit evangelischer Religion als Schwerpunkt sprach von einem geradezu "familiären Klima" an der KPH. "Es sind viele verschiedene Religionen im Haus, die alle dasselbe in den Mittelpunkt stellen: den Menschen." Duycan Yilmaz wird zitiert mit dem Satz: "Ich selbst war anfangs erstaunt, wie gut ich als Muslima in einer christlichen Schule aufgenommen wurde."
Das breite Lehrangebot der KPH Wien/Krems setzt sich derzeit zusammen aus acht Studiengängen und vier berufsbegleitenden Studiengängen der Erstausbildung, zehn Hochschullehrgängen mit Masterabschluss, sieben Hochschullehrgängen und 18 Lehrgängen. Die KPH Wien/Krems hat derzeit 2.500 Studierende in der Erstausbildung und ca. 1.000 Studierende in Weiterbildungslehrgängen. (Info: www.kphvie.ac.at)
Quelle: kathpress