Sozialakademie: Digitalisierung muss gendergerecht sein
Anregungen, die Entwicklung der Digitalisierung so zu gestalten, "dass Frauen nicht die Verliererinnen sind", stehen im Mittelpunkt des neuen Dossiers der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe). Das 28-seitige Dossier mit dem Titel "digital + geschlechtergerecht" geht vom Umstand aus, dass Technologiedebatten immer auch Gesellschafts-, Arbeits- und Menschenbilder und damit auch die Geschlechterverhältnisse betreffen. Vorgestellt wurde das auch online zugängliche Heft von ksoe-Direktorin Magdalena Holztrattner und den redaktionell verantwortlichen Expertinnen Margit Appel und Gerlinde Schein am Donnerstag bei einem "ksoe-Frühstück" in Wien.
Autorin Heike Wiesner von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht, legt in ihren Beitrag dar, dass die an der Digitalisierung Beteiligten derzeit tendenziell männlich, weiß und jung sind. Durch Frauenförderung in den "MINT-Fächern" und die konsequente Einbeziehung der Geschlechterperspektive in die Lernkonzepte der Informatik solle diese Engführung aufgebrochen und niederschwelligere Einstiege geboten werden. Ihr Ziel formulierte Wiesner in Form einer Gleichung: "Partizipation + Gender= digitale Souveränität".
Auch Sabine Köszegi, Arbeitswissenschaftlerin an der Technischen Universität Wien, betont in einem Dossier-Interview, dass nicht alle Menschen von den mit der Digitalisierung verbundenen Umverteilungen profitieren. "Algorithmen werden mit Daten trainiert, die strukturelle Diskriminierung von Frauen und anderen Gruppen widerspiegeln", sagt sie. Daher plädiert auch sie dafür, mehr Frauen und Mädchen für Technik zu begeistern.
Kooperation mit deutschsprachigen Unis
Die aktuelle Ausgabe des halbjährlich erscheinenden ksoe-Dossiers entstand im Rahmen des "Erasmus+ Projekts EQUAL Digitalent", das sich dem Thema "Gender Equaliy in Digital Entrepreneurship" widmete. Die ksoe kooperierte dabei mit Fachleuten der Universität Liechtenstein, der Wirtschaftsuniversität Wien sowie der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, deren Expertise in das Heft einfloss. Für die 2016 gestartete Kooperation mit den beteiligten Universitäten arbeitete die Sozialakademie an einem interdisziplinäre, gendersensiblen Curriculum für einen Masterstudien-Lehrgang mit. Darin vertreten sind die Fachrichtungen Volkswirtschaft, Informatik, Betriebswirtschaft sowie Politik- und Sozialwissenschaften. Die ksoe war verantwortlich für die Konzeption zweier Module des Studiengangs.
Geschlechtergerechtigkeit und Option für die Armen seien Prinzipien der katholischen Soziallehre, wies ksoe-Sprecherin Daniela Ebeert gegenüber "Kathpress" hin. Die Möglichkeit, dass Männer und Frauen in gleicher Weise an der Gesellschaft teilnehmen können, betreffe auch den Bereich der Digitalisierung.
Das neue ksoe-Dossier steht zum kostenlosen Download bereit (www.ksoe.at/angebote/publikationen/ksoe-dossiers).
Quelle: kathpress