Tagung beleuchtet Geschlechterrollen in Religionen
Die Bedeutung von geschlechtlicher Identität und Sexualität in den drei monotheistischen Weltreligionen beleuchtet eine internationale Studienwoche von 22. bis 25. Juli im kirchlichen Bildungszentrum Schloss Seggau bei Leibnitz. Fachleute aus Judentum, Christentum und Islam referieren dabei über verschiedene Aspekte des derzeit viel diskutierten Genderthemas wie geschlechtssensible Erziehung, Frauenbenachteiligung, Homosexualität oder "LGBTO-Menschen". Die Universitäten Wien und Graz sowie die interreligiös ausgerichtete Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Wien/Krems organisieren die Veranstaltung.
Der Geschlechterrollendiskurs zähle zu jenen Themen innerhalb der Religionen, die die meisten Kontroversen hervorrufen, betonte Irmtraud Fischer im Gespräch mit "Kathpress". Die Grazer Bibelwissenschaftlerin und Mit-Initiatorin der Studienwoche wies darauf hin, dass mit Ausnahme protestantischer Kirchen die Religionsgemeinschaften "Probleme mit den Geschlechtern" hätten. Laut Fischer stellt sich die Frage, ob sich Religionen, die alle Frauen und somit mehr als die Hälfte der Bevölkerung von geistlichen Ämtern ausschließen, überhaupt noch auf dem Boden der westlich-demokratischer Verfassungen befinden. Laut der Ankündigung bekennen sich die Initiatoren und Vortragenden der Tagung "zu ihren Religionen in Geschlechterdemokratien westlicher Prägung" und sehen die eine Notwendigkeit der Reflexion der monotheistischen Religionen für die Gestaltung Europas.
Die Studienwoche beginnt mit einem Vortrag zu den "Genderdimensionen der Menschenrechte", den Silvia Ulrich vom Linzer Uni-Institut für Legal Gender Studies am 22. Juli hält. Es folgen religionsspezifische Vorträge über die Geschlecherrollen in den jeweiligen Religionen, u.a. durch die Rabbinerin Birgit Klein und den islamischen Theologe Ednan Aslan. Organisatorin Irmtraud Fischer spricht am 23. Juli über "Ansatzpunkte für Gleichbehandlung und Gleichberechtigung der Geschlechter in Texten des Alten Testaments".
Die Studienwoche entstand vor zwei Jahren als universitäre Initiative und findet in dieser Form zum zweiten Mal statt. Zentrales Anliegen ist der religiöse Diskurs in westlichen Demokratien, erläuterte Fischer. Da die Veranstaltung in der Tradition der christlich-jüdischen Bibelwoche steht, liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Dialog zwischen Christentum und Judentum. Dieser gerate gegenüber dem christlich-islamischen Dialog immer mehr in den Hintergrund, obwohl Juden und Christen einen Teil ihrer Heiligen Schrift gemeinsam hätten - was beim Islam nicht der Fall ist. (Info und Anmeldung: https://static.uni-graz.at/fileadmin/kath-institute/Altes-Testament/folder_Dialog19.pdf)
Quelle: kathpress