Klöster haben Vorbildcharakter für Unternehmen
Klöster sind besondere Orte für Zukunftsfragen und haben Vorbildcharakter für Unternehmen und Gesellschaft, da sie weder unter Wachstumszwang noch unter Gewinnmaximierung stehen. Darauf hat der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern bei der Tagung "Wirtschaft und monastisches Leben" im Stift Lambach hingewiesen. Im Fokus des zweitägigen Studien-Workshops, der heuer zum dritten Mal stattfand und vom Controlling-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in Kooperation mit dem Benediktinerstift Lambach veranstaltet wurde, standen noch bis Mittwochabend Berührungspunkte von Klosterleben und Wirtschaft. Bei Vorträgen und Diskussionen wurden u.a. Themen, wie die Vermarktung von Klöstern und die Situation von Klöstern in Afrika beleuchtet.
Orden hätten eine große Aufgabe im Dialog zwischen Kirche und Wirtschaft, "weil sie selber durch ihre Einrichtungen und Betriebe in der Wirtschaftswelt mitleben", erläuterte Aichern laut Bericht der "Ordensgemeinschaften Österreich" in seinem Eröffnungsvortrag vor 50 Workshop-Teilnehmerinnen. Der emeritierte Bischof, der selbst Benediktiner des Stifts St. Lambrecht ist, mahnte auch eine "große Sensibilität für die Menschenwürde in den Arbeitsprozessen" ein.
Klöster stünden heute konträr zu Digitalisierung, Überwachung und Dauererreichbarkeit in der Welt von Social Media, betonte die Soziologin Katja Rost von der Universität Zürich. In ihrem Vortrag "Kloster im digitalen Zeitalter" wies Rost darauf hin, dass Klöster mit "Ruhe, Arbeit und Gebet" Alternativen und Abgeschiedenheit bieten. "Gesundheit, Wohlbefinden und Spiritualität werden die Zukunftsfelder des Menschen und die Klöster und Orden können das in besonderer Weise beantworten", zeigte sich die Soziologin überzeugt.
Schon jetzt würden Klöster "Andersorte" und Rückzugsort für Führungskräfte bieten, die ihre Religiosität und Spiritualität im Wirtschaftsleben nicht ausleben könnten, betonten Kirchenhistorikerin Barbara Müller und Personalwirtschaftlerin Dorothea Alewell von der Universität Hamburg. Klöster würden eine Unterbrechung und Störung des Alltags ermöglichen. Beide betonten den positiven Effekt von Religiosität auf Führungskräfte: religiös geformte Menschen seien fähiger "Paradoxa, Unverfügbarkeiten oder Leid besser auszuhalten".
Klöster als Wirtschaftspartner
Klöster seien mittlerweile zu wichtigen Kooperationspartner von Unternehmen geworden, erklärte "SPAR Österreich"-Vorstandsvorsitzender Gerhard Drexel. "Wenn ein Produkt mit der Beziehungswelt eines Klosters angereichert wird, eine Verbindung zum Gebet hat, entsteht ein spiritueller Mehrwert", so Drexel. Der Prior des Europaklosters Gut Aich, P. Johannes Pausch, dessen Kloster bereits seit einigen Jahren mit dem Handelsunternehmen zusammenarbeitet, warnte aber auch vor überzogenen Vorstellungen. Ordensgemeinschaften seien bei solchen Kooperationsfragen zwischen "monastischem Größenwahn oder Minderwertigkeitskomplexen angesiedelt", so Pausch.
Am zweiten Workshop-Tag am Mittwoch widmeten sich die Vorträge vor allem den Stiften aus der Perspektive der Finanzwirtschaft und Vermögensthemen in Klöstern Afrikas. Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch das Buch "Unternehmen und Klöster" des Springer Gabler Verlag präsentiert, das von den Organisatoren herausgegeben wurde.
Quelle: kathpress