Diözese Gurk "weder pastoral noch finanziell im Ausnahmezustand"
Die Diözese Gurk-Klagenfurt befindet sich trotz der Irritationen des vergangenen Jahres in keinem Ausnahmezustand - weder pastoral noch finanziell - sondern ist "in allen relevanten Bereichen solide und im grünen Bereich". Das betonte der Gurker Finanzkammerdirektor Franz Lamprecht bei einer gemeinsamen, mit Domprobst Engelbert Guggenberger und Bistums- und Domkapitel-Ökonom Gerhard Kalidz abgehaltenen Pressekonferenz am Montag in Klagenfurt. Der als Diözesanadministrator vor 10 Tagen abgelöste Guggenberger dankte dabei allen Kirchenbeitragszahlenden, die ungeachtet aller "Schwierigkeiten und Zumutungen" der Kirche die Treue hielten. Den "Schieflagen" im Bistum bzw. Bischöflichen Mensalgut sei man wirkungsvoll begegnet.
Präsentiert wurden der Rechnungsabschluss sowie erstmals die (bestehende Vermögenswerte berücksichtigende) Bilanz der Diözese Gurk für das Jahr 2018 sowie die Rechnungsabschlüsse 2018 von Bistum und Domkapitel; eine Bilanz für diese Bereiche ist laut Ökonom Kalidz nicht möglich, weil bisher keine Einschätzungen von schwer bewertbaren Besitztümern wie Forstflächen oder Immobilien wie dem Gurker Dom vorliegen. Ein neuer Kärntner Bischof könnte eine solche professionelle Bewertung veranlassen und damit einen in Deutschland seit langem üblichen Einblick in kirchliches Vermögen ermöglichen. Guggenberger:
Die Prinzipien Ehrlichkeit, Transparenz und Rechenschaft gegenüber den Kirchenbeitragszahlern, denen sich die Diözese Gurk schon seit jeher verpflichtet fühlte, sollten ab sofort auch für das Bistum und das Domkapitel gelten.
"Was im Wirtschaftsleben, etwa bei Banken und Versicherungen, die in besonderer Weise auf das Vertrauen der Kunden angewiesen sind, eine Selbstverständlichkeit ist, sollte auch eine Selbstverständlichkeit für die Kirche sein." Im Gegensatz zu den letzten zwei Jahrzehnten werde das dem Bischof unterstellte Bistum Gurk in Zukunft nach Abschluss der finanziellen Sanierung seiner Bestimmung entsprechend wieder Mittel für diözesane, pfarrliche und weltkirchliche Projekte bereitstellen können.
Mehr Kirchenbeitragseinnahmen
Für die Diözese informierte Finanzkammerdirektor Lamprecht über ein bemerkenswertes Plus von 3 Prozent bei den Kirchenbeitragseinnahmen. Dies sei einerseits durch die im Vorjahr allgemein gute Wirtschaftslage und andererseits durch den geleisteten Abbau von Zahlungsrückständen zu erklären. Allerdings müsse für das laufende Jahr mit einem Minus gerechnet werden: Lamprecht verwies auf die zu Beginn des Jahres deutlich angestiegenen Kirchenaustritte in Kärnten, die zu Jahresmitte bereits die Gesamtzahl des Vorjahres erreicht hätten.
Die Diözese verzeichnete 2018 Gesamteinnahmen sowie -ausgaben in Höhe von rund 36 Millionen Euro. Drei Viertel der Einnahmen stammen aus Kirchenbeiträgen als "tragende Säule", aus der staatliche Wiedergutmachung lukrierte die Diözese 3,8 Millionen Euro, teilte der Finanzkammerdirektor mit. Die größten Posten bei den Ausgaben beziehen sich auf das Personal: Die Besoldung der Laien kostete 13,4 Millionen, jene des Klerus 8,8 Millionen Euro. Die erstmals publizierte Vermögensbilanz der Diözese weise Vermögenswerte in der Größenordnung von 113,6 Millionen Euro aus, so Lamprecht. Davon entfallen rund 30 Prozent auf das Sachanlagevermögen, also auf die Gebäude und Grundstücke im Diözesanbesitz, 60 Prozent auf das Finanzanlagevermögen und 10 Prozent auf Forderungen, Bankguthaben und Kassenbestände. 50 Prozent des Gesamtvermögens würden zur Deckung der Vorsorge für die Priesterpensionen und für Abfertigungsvorsorge beansprucht.
Verluste beim Mensalgut halbiert
Im Bistum Gurk galt es laut dem zuständigen Ökonomen Gerhard Kalidz, das, was "im Bildungs- und Hotelbereich wirtschaftlich aus dem Ruder gelaufen war, in geordnete Bahnen zurückzuführen". Dazu sei es notwendig gewesen, Investitionsprojekte zu prüfen und neue Weichenstellungen vorzunehmen, die Betriebsorganisation zu verbessern und nachhaltige Einsparungen in den Sach- und Personalbudgets durchzuführen. Diese Maßnahmen hätten es ermöglicht, den Bilanzverlust des Jahres 2017 von damals rund 1,9 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 1 Million Euro nahezu zu halbieren, sagte Kalidz. Der Rechnungsabschluss für das Bischöfliche Mensalgut ergebe 7,9 Millionen Euro Erträge gegenüber 8,9 Millionen an Aufwendungen. Obwohl viele der gesetzten Einsparungsmaßnahmen erst in den nächsten Jahren voll durchschlagen würden, sei davon auszugehen, "dass das Bistum Gurk schon in naher Zukunft wieder aus seinen Einnahmen nicht nur den Haushalt des Bischofs finanzieren, sondern auch diözesane und pfarrliche Projekte nachhaltig unterstützen können wird", zeigte sich Kalidz optimistisch.
Auch das Gurker Domkapitel verzeichnete 2018 ein leichtes Minus: Einnahmen von 770.000 Euro stehen Ausgaben in der Höhe von 866.000 gegenüber.
Auch Jagdeinladungen waren Thema
In der Pressekonferenz war auch die Rede von rund 250 Jagdeinladungen in der Ära von Bischof Schwarz, die nach seinem Wechsel in die Diözese St. Pölten nicht mehr in dieser Form weitergeführt wurden. Laut Finanzkammerdirektor Lamprecht würden Abschüsse nunmehr verkauft, was einen Ertrag von jährlich bis zu 50.000 Euro ergebe. Der Diözese Gurk seien in den letzten Jahren somit rund eine halbe Million Euro durch die Jagdeinladungen des vormaligen Kärntner Bischofs entgangen, so Lamprecht.
Domprobst Guggenberger äußerte Unverständnis darüber, dass ein Betrieb wie das Bischöfliche Bildungshaus und Hotel Stift Georgen am Längsee Verluste und nicht schwarze Zahlen schreibe. Der Grazer Caritasdirektor Herbert Beiglböck - der frühere Grazer diözesane Wirtschaftsdirektor war im Team der Apostolischen Visitation unter Erzbischof Franz Lackner - habe ihm bestätigt, dass eine solche positive Bilanz ohne weiteres möglich sei.
Über die Gründe für seine Ablösung als Diözesanadministrator habe Guggenberger bisher weiterhin nichts gehört. Er gehe nicht von einer Strafmaßnahme aus, sondern von einer auf die Zukunft ausgerichteten Entscheidung, die "eine kritische Stimme zum Schweigen bringen" solle, um "die Sache entweder auszusitzen oder zu verharmlosen".
Quelle: kathpress