Familienverband gegen undifferenzierte Warnung vor Elternteilzeit
Gegen "undifferenzierte" Warnungen vor der Teilzeitarbeit von Eltern, die heranwachsende Kinder betreuen, hat sich der Präsident des Katholischen Familienverbandes, Alfred Trendl, ausgesprochen. "Wir dürfen Teilzeit nicht schlechtreden, sondern müssen Teilzeit fördern", forderte Trendl in einem Gastkommentar im "Standard" (Montag). Freilich müsse für bessere Rahmenbedingungen gesorgt werden, damit insbesondere Frauen keine Nachteile im Alter haben, plädierte der Familienverbands-Präsident etwa für eine Ausweitung pensionsbegründender Kindererziehungszeiten. Insgesamt sei auch eine Family-Work-Balance, als Zustand, in dem Familien- und Arbeitsleben miteinander in Einklang stehen, "in den Köpfen noch viel zu wenig angekommen".
Teilzeit habe viele Gesichter, sie erfolge im Rahmen von geringfügiger Beschäftigung, Bildungsteilzeit, Elternteilzeit oder auch der - vom Staat eigens geförderten - Altersteilzeit, erinnerte Trendl. Gewarnt allerdings werde vor Teilzeit wird "immer dann, wenn Eltern - insbesondere Frauen - aus Vereinbarkeitsgründen Teilzeit arbeiten, weil sie auch Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen". Auch ein Vollzeitjob nach dem fünften Lebensjahr des Kindes biete keine Garantie gegen Altersarmut, hielt der Familienverbands-Präsident fest, und:
Der Ansatz - Kinder selber betreuen, in der Pension Pech haben - ist unfair und falsch.
Trendl reagierte mit seinem Gastkommentar auf Aussagen des Generaldirektors der Pensionsversicherung, Winfried Pinggera, der zuletzt Frauen - insbesondere nach dem vierten Lebensjahr ihres Kindes - vor der "Falle Teilzeitarbeit" gewarnt hatte, weil dies bleibende Auswirkungen auf deren Pensionskonto habe. Teilzeitarbeit sei zwar "aus familiärer Sicht sehr toll", führe aber im Alter zu "prekären Verhältnissen", so Pinggera.
"Ja, Teilzeitarbeit kann im Alter zur Falle werden", stellte auch KFÖ-Präsident und Steuerexperte Trendl fest, schlug stattdessen aber Gegenmaßnahmen vor, um Eltern besser zu unterstützen. So plädiert er etwa für die Erhöhung pensionsbegründender Kindererziehungszeiten von vier auf sechs Jahren pro Kind. Als Bemessungsgrundlage für die Pensionsanrechnung werde zudem noch immer das niedrigere Frauenmedianeinkommen und nicht das allgemeine Medianeinkommen herangezogen, bemängelte Trendl. Die nächste Regierung könne hier "ansetzen und einen kleinen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit leisten".
Kinder großzuziehen sei ein wesentlicher Dienst an der Gesellschaft und "ein zentraler Beitrag zur Erfüllung des Generationenvertrages", resümierte der Familienverbands-Präsident. Paare, die sich für Kinder entscheiden, müssten Rahmenbedingungen vorfinden, "die dafür sorgen, dass sie ihr jeweiliges Familienmodell ohne Nachteile im Alter realisieren können". "Überlassen wir den Eltern die Entscheidung, wie viel Zeit sie für ihre Kinder aufwenden wollen", forderte Trendl.
Quelle: kathpress