Guggenberger: Vor Bischofsernennung erst "Causa Schwarz" lösen
Kärnten braucht keinen neuen Bischof, solange die 'Causa Schwarz' nicht gelöst ist.
Das hat der vor einer Woche als Diözesanadministrator abgelöste Klagenfurter Dompropst Engelbert Guggenberger im Interview der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" betont. Mit so einer Altlast würde ein neuer Bischof nicht in Ruhe arbeiten können. "Aus diesem Grund ist jeder neue Bischof gut beraten, die Ernennung erst anzunehmen, wenn die Obrigkeit diese Aufgabe erledigt hat", befand Guggenberger.
In der Diözese Gurk-Klagenfurt wird nach der Einschätzung des Dompropstes erst dann Ruhe einkehren, "wenn von Seiten der kirchlichen Obrigkeit zugegeben wird, dass es eine 'Causa Schwarz' gibt". Diese sei durch seine Absetzung "selbstverständlich nicht erledigt". Alle diözesanen Prüfungen hätten ergeben, dass die Vorwürfe gegen die Amts- und Lebensführung des früheren Gurker und nunmehrigen St. Pöltner Bischofs Alois Schwarz stimmen, sagte Guggenberger. Das "Problem, das zuzugeben", habe auch damit zu tun, dass "Rom nicht weiß, was man mit einem Bischof machen soll, dessen Amtsführung verfehlt war".
Jetzt versucht man, die Sache zu leugnen oder kleinzureden und setzt denjenigen ab, der die Vorfälle aufgedeckt hat. Man meint wohl, wenn er weg ist, kann man einen beschönigenden und bagatellisierenden Bericht leichter durchbringen.
Er erwarte, "dass die kirchliche Obrigkeit in Österreich und Rom den Anstand hat, die Dinge, die aus dem Ruder gelaufen sind, zuzugeben". Immerhin habe es einen "gravierenden Amtsmissbrauch" durch Schwarz gegeben, der das Bischofsamt "ramponiert" habe. Konkrete Personen hätten beruflichen und persönlichen Schaden erlitten, und materieller Schaden sei dadurch entstanden, "indem kirchliches Stiftungsvermögen verschleudert wurde".
Guggenberger stellte in Abrede, dass es einen "Fall Kärnten" und nicht einen "Fall Schwarz" gebe. Dieser "Umdeutungsversuch" ärgere ihn zutiefst. Die Kirche in Kärnten sei weder im Ausnahmezustand noch in einer Krise und "schon gar nicht zerstritten". Im vergangenen "herausfordernden Jahr" der Sedisvakanz habe die Diözese Gurk "an Profil gewonnen", so deren vormaliger interimistischer Leiter. Guggenberger hob den kollegialen Leitungsstil in dieser Phase hervor, der zu einer "Qualitätssteigerung" geführt habe. Ein solcher Führungsstil wäre auch einem zukünftigen Bischof in Kärnten zu empfehlen - auch wenn dies "die Struktur der katholischen Kirche nicht unbedingt nahelegt".
Kritik schon bei Schwarz-Abschied "nicht opportun"
Zur Kritik, dass das Gurker Domkapitel erst nach dem Abgang von Alois Schwarz aktiv geworden sei, sagte Guggenberger:
Wir haben Bischof Schwarz immer wieder auf die Probleme aufmerksam gemacht, die seine Amtsführung hervorgerufen hat. Er hat aber auf Kritik nie reagiert.
Außerdem sei "vieles von dem, was wir heute wissen, damals noch gar nicht bekannt" gewesen, teilte der Dompropst mit.
Denn wir hatten keinerlei Einblick ins Bistum, wo die wesentlichen Probleme entstanden sind.
Beim Abschied von Bischof Schwarz sei es Guggenberger ein Anliegen gewesen, diesem für seinen seelsorglichen Einsatz zu danken, "den ich nach wie vor für außergewöhnlich halte". Bereits bei der Abschiedsfeier auf die Kritik einzugehen, habe er "für nicht opportun" gehalten.
Auf die Frage, ob er im Rückblick auf das vergangene Jahr alles wieder genauso machen würde, antwortete Guggenberger:
Wir haben alles mit Bedacht gemacht und die Fakten abgewogen. Ich sehe nichts, was man anders machen sollte.
Papst Franziskus hatte Militärbischof Werner Freistetter am Freitag vor einer Woche (28. Juni) zum Apostolischen Administrator der Diözese Gurk ernannt. Freistetter löste damit den vor knapp einem Jahr gewählten Diözesanadministrator Guggenberger an der Spitze der Diözese ab und leitet diese, bis ein neuer Bischof ernannt wird.
Quelle: kathpress