Elternkarenz-Anrechnung: Familienverband verteilt Lob und Tadel
Der Katholische Familienverband (KFÖ) sieht mit dem diese Woche erfolgten Nationalratsbeschluss, dass Karenzzeiten in den Kollektivverträgen künftig angerechnet werden, eine langjährige Forderung zumindest teilweise verwirklicht. Eine "mittelbare Frauendiskriminierung" - in Form von ungleichem Lohn für gleiche Arbeit - bleibe allerdings für all jene Mütter, die ihre Kinder bereits haben, aufrecht, verband der KFÖ am Donnerstag sein Lob an die Politik mit dem Hinweis auf einen fortbestehenden Missstand. Für diese Mütter gelte weiterhin: "Kein gleicher Gehalt trotz gleicher Leistung!"
Er begrüße die gesetzliche Anrechnung der künftigen Elternkarenzen sehr, so KFÖ-Präsident Alfred Trendl in einer Aussendung. "Kein Mensch kann jedoch den heutigen Eltern erklären, warum sie weiterhin bei gleicher Arbeitsleistung weniger verdienen als Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder, nur weil sie sich um ihre kleinen Kinder gekümmert haben", bemängelte Trendl an der erfolgten Einigung im Nationalrat.
Die vom Familienverband regelmäßig geforderte Anrechnung der Elternkarenz in den Kollektivverträgen wurde in den vergangenen Jahren vereinzelt umgesetzt, erinnerte Trendl. "Der im Nationalrat erfolgte Beschluss für die Anrechnung der Karenzzeiten, insbesondere für Gehaltsvorrückungen, ist ein - später - Schritt der Gerechtigkeit für alle künftigen Eltern." Sie würden in Zukunft trotz gleicher Arbeit nicht mehr weniger Gehalt nur deswegen bekommen, weil sie sich in der Kleinkinderphase um ihre Kinder kümmern.
Der Familienverband fordere jedoch weiterhin eine Lösung auch für jene Werktätige, deren Kinder nicht mehr in der Kleinkindphase sind. Für diese müssten die Sozialpartner "für den von ihnen (!) geschaffenen Gender Pay Gap bessere Lösungen als bisher in den Kollektivverträgen schaffen", sah Trendl Nachbesserungsbedarf. Wer niedrige Frauenpensionen zurecht kritisiere, müsse zuerst die Anrechnung der Karenzzeiten für alle Eltern als Vordienstzeiten umsetzen.
Für weitreichendere Valorisierungen
Lob äußerte der Familienverband am Donnerstag auch Lob für die am Dienstag im Nationalrat beschlossene jährliche Valorisierung des Pflegegeldes entsprechend dem Pensionsanpassungsfaktor. "Das ist für viele Betroffene ein wichtiger Schritt", zeigte sich Verbandspräsident Alfred Trendl in einer Aussendung überzeugt. Offen bleibe aber die Frage, warum zwar das Pflegegeld künftig wertangepasst werde, nicht aber die Familienleistungen, wie Familienbeihilfe und das Kinderbetreuungsgeld. Dadurch entstehe für die Familien ein jährlicher Wertverlust, "eine regelmäßige, gesetzliche Anhebung ist mehr als an der Zeit", forderte Trendl.
Dem KFÖ gehe es bei dieser Forderung nicht darum, Familien und Pflegende gegeneinander auszuspielen, stellte Trendl klar. Die jährliche Wertanpassung der Familienbeihilfe und des pauschalen Kinderbetreuungsgeldes bleibe aber ein Auftrag an die zukünftige Regierung und sei eine Frage der Gerechtigkeit. Man solle die "Grundfamilienleistung" nicht durch die Inflation entwerten lassen, sondern sie der Inflation anpassen, forderte der Familienverbandspräsident einmal mehr.
Quelle: kathpress