650.000 Euro aus Österreich für christlichen Wiederaufbau im Irak
Insgesamt rund 650.000 Euro haben die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), "Christen in Not" (CiN; ehemals Christian Solidarity International-Österreich), die "Initiative Christlicher Orient" (ICO) sowie die Kardinal-König-Stiftung und die Diözese Linz bisher aufbringen können, um damit die Rückkehr von irakischen Christen in die Ninive-Ebene zu unterstützen. Die seit 2017 laufenden Bemühungen firmieren unter der Bezeichnung "Aktion Heimkehr". Nachdem 2017/18 vor allem Hilfe zum Wiederaufbau der Häuser bzw. der Infrastruktur notwendig war, gehe es seit einem Jahr u.a. um die Schwerpunkte Arbeit und Bildung, damit die Menschen vor Ort eine Zukunft haben, so AKV-Präsident Helmut Kukacka. Projektpartner vor Ort ist die chaldäisch-katholische Pfarre in der Kleinstadt Telskof.
Die jüngsten Projekte waren die Finanzierung eines Gewächshauses in Telskof und die Anschaffung eines Kleinbusses. Das Gewächshaus ist Teil eines kleinen landwirtschaftlichen Projekts und mit dem Bus hätten nun endlich die älteren Schüler und Studenten eine Transportmöglichkeit nach Mosul, wo sie eine weiterführende Schule bzw. die Universität besuchen können, berichtete Kukacka.
Der Kleinbus wird zusätzlich auch für den Transport von Menschen mit Behinderung eingesetzt. Diese seien im Orient eine Gruppe am Rande der Gesellschaft, so ICO-Generalsekretärin Romana Kugler. Die chaldäische Pfarre in Telskof habe deshalb mit einer Reihe von regelmäßigen Aktivitäten für Betroffene begonnen. Mit dem Bus werden die Menschen nun aus Telskof, aber vor allem auch aus den umliegenden Dörfern ins Pfarrzentrum gebracht. Für die Zukunft plant Pfarrer Salar Bodagh auch ein eigenes Behindertenzentrum.
Im Juni konnte endlich auch die offizielle Eröffnung des neuen Kommunikationszentrums von Telskof gefeiert werden. Die Einrichtung auf einem Hügel am Rand von Telskof beinhaltet auch ein Café. Bis zu 15 Personen werden hier einen Arbeitsplatz finden, verwies CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn auf entsprechende Angaben von Pfarrer Bodagh.
Lokale Arbeitsplätze werden geschaffen
Weitere bereits ausfinanzierte Projekte, mit denen lokale Arbeitsplätze geschaffen wurden, betreffen eine "Ice Factory", in der Kühleis für die lokalen Märkte hergestellt wird, sowie eine "Food-Factory", in der lokale Produkte zu örtlich üblichen Lebensmitteln verarbeitet und dann verkauft werden.
Zudem wurde ein großes großes Gemeinschaftszentrum für die chaldäische Kirche in Telskof errichtet. Beim Bau des Gemeinschaftszentrums und des Kommunikationszentrums kamen auch zahlreiche lokale Firmen zum Zug bzw. fanden viele Männer für längere Zeit vor Ort Arbeit. Zu Weihnachten 2018 wurden weiters für die 250 ärmsten Familien in der Kleinstadt Telskof und dem benachbarten Ort Baqofa umfangreiche Hilfspakete mit Lebensmitteln, Süßigkeiten für die Kinder und Saatgut finanziert.
Nachdem die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Ende 2016 aus der nordirakischen Ninie-Ebene vertrieben wurde und 2017 die ersten geflüchteten Christen in ihre Dörfer und Städte zurückkehrten, leisteten die heimischen Organisationen anfangs vor allem finanzielle Hilfe beim Wiederaufbau. In Telskof und der benachbarten Ortschaft Baqofa haben AKV, ICO und CiN mitgeholfen, die Wasser- und Stromversorgung wieder in Gang zu bringen, und Familien bei der Instandsetzung ihrer Häuser unterstützt.
650 von 1.200 Familien zurückgekehrt
In Telskof lebten vor der Vertreibung durch den IS rund 1.200 Familien (ca. 6.000 Personen), allesamt chaldäische Christen. Etwa 650 Familien davon sind zurückgekehrt. Dazu kommen weitere 300 Familien aus anderen Dörfern ringsum bzw. aus Mosul, die in ihre Heimat aus Sicherheitsgründen, oder weil ihre Häuser vollkommen zerstört sind, nicht zurückkehren können, und die sich in Telskof niedergelassen haben.
In Baqofa lebten vor dem Krieg rund 75 Familien (350 Personen), 41 kehrten zurück. Die Kardinal-König-Stiftung bemüht sich um die Errichtung einer neuen kleinen Kirche für diesen Ort, nachdem die alte aufgrund der Kampfhandlungen zwischen Kurden und den IS-Terroristen so stark beschädigt worden, dass sie nicht mehr weiterverwendet werden kann.
Die Diözese Linz hat sich bereits im Frühjahr 2018 mit 100.000 Euro in die "Aktion Heimkehr" eingebracht, die für den Bau eines Gemeindezentrums in der Stadt Karakosch im südlichen Teil der Ninive-Ebene verwendet wurden. Dieses ist bereits fertiggestellt.
Die Initialzündung für die "Aktion Heimkehr" war ein Lokalaugenschein des Linzer Bischofs Manfred Scheuer im Februar 2017 im Nordirak, wo er als Präsident der Kardinal-König-Stiftung gemeinsam mit dem chaldäischen Patriarchen Louis Sako vom IS befreite Dörfer und Städte besuchte.
Spenden für die "Aktion Heimkehr": Spendenkonto CSI/AKV, Kennwort "Christen in Not", BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT49 2011 1824 1397 6101.
Quelle: kathpress