Schwarz will "Priester-orientierte" Leitungsstrukturen öffnen
Die Diözese St.Pölten will mehr Laien und Frauen einbinden und die "priester-orientierten" Leitungsstrukturen öffnen. Das kündigte Bischof Alois Schwarz in der Diözesanzeitung "Kirche bunt" an. Erste Schritte seien bereits gesetzt worden, indem ein Diözesanrat eingesetzt und die geschlechterparitätische Besetzung des Pastoralrats mit drei Frauen, drei Männern und drei Priester beschlossen wurde. Für Herbst sei zudem die Einrichtung eines Frauenrats geplant.
Ein Jahr nach seiner Amtseinführung im St. Pöltner Dom am 1. Juli 2018 zog der 67-jährige Schwarz eine positive Zwischenbilanz. Zu den Vorwürfen aus seiner früheren Diözese Gurk-Klagenfurt in Bezug auf seine Amtsführung meinte er, dass er "auf die Arbeit der römischen Bischofskongregation und die Rechtsstaatlichkeit und Redlichkeit unserer österreichischen Behörden" vertraue.
In Bezug auf das Thema Priestermangel strich Schwarz hervor, dass im "vermeintlich besseren 'Früher'" nicht ansatzweise so viel ehren- und hauptamtliches Engagement von Laien vorhanden war wie heute". Für das kommende Studienjahr gebe es bereits Neuanmeldungen für das Priesterseminar, außerdem seien Berufungen eine "zutiefst persönliche, nicht steuerbare, wesentliche Lebensentscheidung", betonte Schwarz.
Trotz weniger Priester soll es aber auch in Zukunft in jeder Pfarrgemeinde einen Sonntagsgottesdienst geben. Wo dies nicht möglich ist, soll es einen Wortgottesdienst geben. Um Pfarrer zu entlasten, bietet die Diözese St.Pölten zudem ab Herbst eine Ausbildung für Begräbnisleiterinnen und -leiter an, so Schwarz.
Eine Notwendigkeit zur Öffnung sah der St. Pöltner Bischof v.a. in Richtung Vereine und Verbände wie Landjugend, Feuerwehr oder Rotes Kreuz. Dort könne die Kirche ein Partner sein und viele junge Menschen erreichen. Als Zeichen einer "sichtbaren Zukunft der Kirche" nannte Schwarz den "Minitag" im Stift Zwettl, wo 2.500 junge Menschen zusammenkamen. Für 2020 ist zudem ein diözesaner Innovationstag für Jugendliche unter dem Motto "Just DU it" in Wieselburg geplant. Zusätzlich sollen Jugendvertreter vermehrt in Gremien der Diözese vertreten sein und eine Stimmberechtigung erhalten.
Aufklärung und Aufarbeitung forderte Schwarz speziell bei Skandalen, wie dem Missbrauchsskandal. Die österreichische Kirche und die Diözese St.Pölten tue zwar viel, damit Missbrauch und Gewalt keinen Platz hätten, aber "jeder Fall ist einer zu viel", erklärte Schwarz. Als Diözese habe man eine Vorbildfunktion und müsse "geeignete Strukturen leben, die die Aufarbeitung und Klärung möglich machen", Mitarbeiter schulen und sensibilisieren sowie Ansprechpartner anbieten. "Der Schmerz und die Scham über das, was Menschen widerfahren ist, der bleibt. Da gibt es nichts zu beschönigen", so der Bischof wörtlich.
Mehr Engagement und Effizienz wünschte sich Schwarz - er ist auch Referatsbischof für das Thema Umwelt - von Politik und Gesellschaft beim Kampf gegen die Klimaerwärmung. Dabei müssten auch Pfarrgemeinden ihren Beitrag leisten, auch wenn dort "die Sensibilität für das Thema wächst", so Schwarz.
Quelle: kathpress