Bischof Elbs: Kritischer Blick der Medien hilft der Kirche
Medien sind für die Kirche oft "ein korrigierender Blick in den Spiegel, der zwar sicher nicht immer angenehm, jedoch sehr wichtig ist": Das hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs in einem Interview der "Vorarlberger Nachrichten" am Wochenende anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Russmedia" betont. Der mediale Blick auf die Kirche sei heute sicher kritischer als noch vor 20 oder 30 Jahren, doch, so Elbs: "Das ist gut und hilft der Kirche als Ganzes." Schwierig wird es nach den Worten des Bischofs allerdings dann, "wenn entgegen journalistischem Handwerk reine Stimmungsmache betrieben wird, die bis zur medialen Hinrichtung eines Menschen gehen kann".
Diese Einschränkung ändere freilich nichts daran, dass Medien "ungemein wichtig für uns" seien, wie Elbs sagte. Zum einen forderten sie heraus und trügen wesentlich dazu bei, "dass auch Schmerzhaftes öffentlich diskutiert wird". Zum anderen dienten Medien auch dazu, um mit der christlichen Botschaft heute "ganz neue und andere Menschen zu erreichen".
Er selbst fühle sich von den Medien gerecht behandelt; viel wichtiger als diese persönliche Ebene sei aber eine "grundsätzlich ausgewogene und vorurteilsfreie" Berichterstattung, wie der Vorarlberger Bischof betonte. Das heiße natürlich nicht, dass Interviewer und Interviewter immer auf derselben Seite stehen müssten, wohl aber, "dass der journalistische Grundsatz von Position und Gegenposition auch dann eingehalten wird".
Als "vierte Macht im Staat" hätten Medien wichtige Aufgaben als Kontrollorgane sowie als "Stimme für Themen, die keine Lobby haben", erklärte der deklarierte Zeitungsleser, der auch Online-Dienste wie Apps nütze. Sein Wunsch an die Medien: Sie mögen "immer den sozialen Kitt im Auge behalten", der die Gesellschaft zusammenhält. Gerade auch in einer Zeit, in der das "optimierte Ich" oft mehr zu zählen scheine als das manchmal sperrigere "Wir", werde das Augenmerk auf Zusammenhalt und Menschenwürde immer wichtiger, befand Elbs.
Journalistischen Ethos verlangt der Bischof auch den kircheneigenen Medien ab. Diese seien so vielschichtig wie die Kirche selbst, die Zeit der "Hofberichterstattung" sei längst Geschichte. Kirchliche Medien sollten ihre Konsumenten authentisch, ehrlich "und natürlich auch kritisch" informieren.
Auf die Frage nach dem zuletzt viel diskutierten Gebet für Ex-Kanzler Sebastian Kurz in der Wiener Stadthalle meinte Elbs, grundsätzlich sei an einem Gebet für Verantwortungsträger nichts auszusetzen. Dieses müsse freilich frei entgegengenommen werden können.
Ist diese Freiheit nicht gegeben, wird man gewissermaßen damit überrumpelt, ist es für mich eine Form des spirituellen Übergriffs.
Quelle: kathpress