Caritas: "Hunger beenden und Menschen unterstützen"
"Hilfe ist größer als Hunger" - so lautet die Devise der Caritas Hungerhilfe, die bereits in allen Diözesen wieder voll angelaufen ist und aus dessen Anlass Caritas-Präsident Michael Landau mit Journalisten jetzt die Demokratische Republik Kongo (DKR) als ein Schwerpunktland der Hilfsaktion besucht hat. Seit über 20 Jahren arbeitet die Caritas Österreich in den Regionen Katanga, Kinshasa und Luozi. Dabei konzentriere man sich auf "den Kampf gegen Hunger, auf Bildung für benachteiligte Kinder und auf die Unterstützung von Menschen mit Behinderung", unterstrich Landau m Rahmen eines Pressegesprächs mit den mitreisenden Medienvertretern im Kongo.
Dabei erinnerte der Caritas-Präsident an die UN-Agenda 2030. Diese Vision wurde 2015 von allen Staaten der Welt unterzeichnet. Mit ihren 17 Sustainable Development Goals für eine "gute Welt für alle" sei diese Agenda ein globaler Masterplan für soziale Gerechtigkeit, "der auch die Caritas leitet", so Landau. In dieser Agenda heißt es:
Wir sind entschlossen, Armut und Hunger in allen ihren Formen und Dimensionen ein Ende zu setzen und sicherzustellen, dass alle Menschen ihr Potenzial in Würde und Gleichheit und in einer gesunden Umwelt voll entfalten können.
Landau brachte es nach den Projektbesuchen in der Demokratischen Republik Kongo auf den Punkt:
Den Hunger beenden und die Menschen unterstützen, der vor allem in Entwicklungsländern besonders wütenden Klimakrise die Stirn bieten, darum geht es auch uns als Caritas in unserer Arbeit in der Demokratischen Republik Kongo.
Man dürfe sich nicht mit dem Drama des Hungers abfinden, so Landau. Weltweit würden laut FAO, der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen 821 Millionen Menschen an Hunger leiden, ungefähr jeder zehnte auf der Welt habe nicht genug zu essen und "die Zahlen steigen weiter", so Landau.
"Die Reise zeigt, dass die Demokratische Republik Kongo wieder auf das humanitäre Radar gelangen muss", forderte der österreichische Caritaspräsident. Hier lebe die zweithöchste Anzahl an Menschen, nach dem Jemen, in einer extrem unsicheren Ernährungssituation. Gleichzeitig müsse man das Potential für das Land sehen. Der DKR wird für 2019 ein Wirtschaftswachstum von 4,6% prognostiziert.
"Not aufzeigen, Auswirkungen lindern"
"Als Caritas ist es unser Grundauftrag, den Ärmsten zu helfen, ein Leben in Würde führen zu können. Daher arbeiten wir auch in Ländern, die sich zum Teil rasant entwickeln, immer da, wo die Not am größten ist. Wir sehen es als unseren Auftrag, diese Not aufzuzeigen, ihre Ursachen zu benennen und ihre schlimmsten Auswirkungen zu lindern", fasste Michael Landau zusammen.
Der österreichische Caritaspräsident verwies dabei auf Papst Franziskus und die Enzyklika "Laudato si" und den dort formulierte Auftrag, Verantwortung für die Welt, das "gemeinsame Haus", zu übernehmen. Landau:
Die Verantwortung leben wir auch als Caritas. Da hoffen wir auf die jetzige Übergangsregierung und die nächste Bundesregierung. Unsere Aufgabe ist immer gleich: Not sehen und handeln.
Österreich ist gefordert
Der Caritas-Präsident forderte daher auch die Verstärkung der "Hilfe vor Ort" ein. Österreich stürzte 2018 erneut bei den als Entwicklungszusammenarbeit deklarierten Leistungen (ODA) ab, von 0,30% im Jahr 2017 auf 0,26% im Jahr 2018. Landau mahnte:
Ohne Erhöhung der bilateralen Hilfe, also jene der zielgerichteten Programmhilfe, wie zum Beispiel Programme zur Ernährungssicherung von Menschen, wird die Bekämpfung des Hungers nicht möglich sein.
Landau weiter: " Unser Appell, unsere Bitte an jede künftige Bundesregierung, wie immer sie aussieht, wird lauten, dieses Ziel nicht aus dem Blick zu verlieren. Es gibt Länder in Europa, die diese 0,7 Prozent schaffen: Dänemark, Norwegen, Luxemburg, Schweden. Österreich kann hier auch als kleines Land da humanitär viel bewegen. Es geht auch um die Qualität der Hilfe. Wenn ich daran denke, das etwas die Betreuung von Menschen auf der Flucht hier hineingerechnet wird, dann ist das zwar wichtig. Aber den Menschen im Kongo und den anderen Armutsregionen, dieser Welt nützt es noch nicht. Es muss um echte Hilfe vor Ort gehen."
Ein weiteres wesentliches Element so Landau, sei die Erhöhung der bilateralen Hilfe:
Programme, die die Ernährungssicherheit von Bauern unterstützen. Das ist wesentlich für die Bekämpfung des Hungers. Wer die humanitäre Notsituation hier im Kongo, aber auch in vielen anderen Ländern sieht, weiß, eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds ist nach wie vor dringend erforderlich.
Im Jahr 2020 werde Österreich das erste Mal einen Bericht über die Umsetzung der "Sustainable Development Goals" vorlegen müssen. Dort, so Caritapräsident Landau, "muss auch klar ersichtlich sein, was von den SDGs sich in den Schwerpunktthemen der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit widerspiegelt".
Marshallplan mit Afrika
Und Österreichs Caritaspräsident erinnerte an den vergangenen Afrikagipfel im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft:
Der Afrikagipfel, dieses hochrangige EU-Afrikaforum, war nach meiner Überzeugung eine wichtige und gute Initiative Österreichs im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft. Afrika ist nicht nur ein Land, sondern eine Vielzahl von Ländern und Afrika ist ein Chancenkontinent mit vielen Möglichkeiten, vielen Potentialen.
Er halte es daher für wichtig, "dass die Energie jetzt nicht verpufft, sondern weitergearbeitet wird in Richtung so etwas wie eines Marshallplans mit Afrika. Gerade Österreich hat hier Chancen, wir sind ein kleines Land, ein Land ohne koloniale Vergangenheit, das kann uns zu einem guten Vermittler machen. Hier hoffe ich, dass eine künftige Bundesregierung sich einbringen wird und die Stärken und die Erfahrung die unser Land hat auch in den europäischen Dialog miteinbringt". Caritaspräsident Landau zeigt sich daher überzeugt:
Eine Welt ohne absolute Armut und Hunger ist möglich. Hunger ist kein Schicksal, Hunger ist ein Skandal.
Caritasauslandshilfechef Christoph Schweifer unterstrich dies gegenüber "Kathpress" mit persönlichen Wahrnehmungen von der Reise in die Demokratische Republik Kongo:
Es ist immer furchtbar Menschen zu sehen, die nur einmal am Tag essen, manchmal nicht einmal das. Zu sehen, wie Hunger die elendste Form der Armut ist. Hunger beraubt die Menschen letztlich aller Möglichkeiten. Und deswegen ist Hunger wirklich so elend.
Quelle: kathpress