Diözese Gurk/Bischof Schwarz - Kurze Chronologie der Ereignisse
Papst Franziskus hat am Freitag Militärbischof Werner Freistetter zum Apostolischen Administrator der Diözese Gurk ernannt. Er löst damit den bisherigen Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger ab, der vor einem Jahr am 2. Juli 2018 vom Gurker Domkapitel in dieses Amt gewählt wurde. Der neue vom Papst jetzt direkt eingesetzte Administrator steht während der Sedisvakanz an der Spitze der Diözese bis zur Bestellung eines neuen Bischofs für die Kirche in Kärnten. "Kathpress" dokumentiert die wichtigsten Ereignisse die dazu geführt haben:
17. Mai 2018 - Papst Franziskus nimmt den altersbedingten Rücktritt des St. Pöltner Bischofs Klaus Küng (77) an und bestimmt den seit 17 Jahren die Diözese Gurk-Klagenfurt leitenden Bischof Alois Schwarz (65) zu dessen Nachfolger. Die Ernennung von Bischof Schwarz wird allgemein positiv aufgenommen.
15. Juni - Das Magazin "News" erhebt schwere Vorwürfe gegen die Amtsführung von Bischof Alois Schwarz, die vor allem den Umgang mit dem Mensalgut und die persönliche Lebensführung betreffen. Bischof Schwarz weist die Vorwürfe von sich. Die mediale Debatte nimmt dennoch weiter zu.
24. Juni - Bischof Schwarz verabschiedet sich mit einer Dankmesse im Klagenfurter Dom von der Diözese Gurk und wird für sein Wirken gewürdigt. Generalvikar Engelbert Guggenberger würdigt den scheidenden Bischof als "herausragende Persönlichkeit, große Stimme und lieben Menschen", der das religiöse Klima in Kärnten "überdurchschnittlich stark und nachhaltig geprägt hat".
1. Juli - Mit einem Festgottesdienst im St. Pöltner Dom und unter zahlreicher Teilnahme aus Kirche, Politik und Gesellschaft tritt Alois Schwarz sein Amt als neuer Bischof der Diözese St. Pölten an.
2. Juli - Das Gurker Domkapitel wählt Dompropst Engelbert Guggenberger (65) zum Diözesanadministrator, der damit während der Sedisvakanz die Diözese Gurk-Klagenfurt leitet. Unmittelbar nach der Wahl kündigt Guggenberger eine umfassende Prüfung der wirtschaftlichen und personellen Situation im bischöflichen Mensalgut (Bistum Gurk) an und setzt wenig später eine Arbeitsgruppe dazu ein. Erste Maßnahmen sind dann u.a. die Wiederinkraftsetzung des bis Anfang 2018 geltenden Statuts für das bischöfliche Mensalgut und die Kündigung der Leiterin des Bildungshauses St. Georgen am Längsee.
1. August - Bischof Alois Schwarz bittet den Vatikan um Klärung der Vorwürfe gegen ihn aus seiner Zeit als Bischof in Kärnten und übermittelt der Bischofskongregation eine Sachverhaltsdarstellung.
5. November - Das arbeitsgerichtliche Verfahren zwischen der früheren Leiterin des Bildungshauses St. Georgen am Längsee und dem Bistum Gurk endet mit einem Vergleich. Das Verfahren hat indirekt auch Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue von Bischof Schwarz zur Folge. Nach einer Selbstanzeige des Bistums Gurk ermitteln später die Behörden auch wegen möglicher Steuerhinterziehung im Zuge bereits in der Vergangenheit getätigter Immobilienverkäufe.
10. Dezember - Die Diözese Gurk-Klagenfurt sagt die ursprünglich für 11. Dezember geplante Pressekonferenz, bei der der Prüfbericht über das bischöfliche Mensalgut präsentiert werden sollte, ab. Angewiesen hat die Absage die Bischofskongregation, die sämtliche Unterlagen erhält. Bischof Schwarz begrüßt die vatikanische Entscheidung und erklärt seinerseits, dass der inzwischen Rom vorliegende Rohbericht zur wirtschaftlichen Gebarung des Bistums Gurk die "Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften" bestätige. Es hätten keine Tätigkeiten stattgefunden, die den Bestand des Bistums gefährden oder seine Entwicklung wesentlich beeinträchtigen hätten können.
12. Dezember - Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger gibt weitreichende personelle und strukturelle Maßnahmen für das bischöfliche Mensalgut bekannt, die für die Dauer der Sedisvakanz gelten. Die sich weiter verstärkende Forderung nach einem offenen Umgang mit den Ergebnissen des Prüfberichtes wird auch von Kardinal Christoph Schönborn unterstützt. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz werde er sich für "Klärung und Offenlegung" bei der vatikanischen Bischofskongregation einsetzen, so der Kardinal in einem Schreiben an den Vorstand der Kärntner Dechantenkonferenz.
18. Dezember - Bei einem kurzfristig einberufenem Pressetermin stellt das Gurker Domkapitel den Abschlussbericht zur wirtschaftlichen Prüfung des Bischöflichen Mensalguts vor. Diözesanadministrator Guggenberger wirft namens des Gurker Domkapitels Bischof Schwarz vor, dieser habe durch seine "Amts- und Lebensführung" inklusive "fragwürdiger Personalentscheidungen" inner- und außerkirchliche Kritik hervorgerufen und im ihm direkt unterstellten Bischöflichen Mensalgut auch materiellen Schaden verursacht. Zudem wird dem früheren Gurker Bischof eine Naheverhältnis zu einer Mitarbeiterin vorgeworfen, das ihn "erpressbar" gemacht haben soll. In der Folge entsteht eine heftige innerkirchliche und mediale Debatte.
20. Dezember - Rom greift in die Debatte rund um die Diözese Gurk erneut ein und ernennt den Salzburger Erzbischof Franz Lackner zum Apostolischen Visitator. Dieser soll im Auftrag des Papstes ein umfassendes Lagebild erheben und Mitte Jänner damit vor Ort beginnen. Kardinal Schönborn, Bischof Schwarz und Diözesanadministrator Guggenberger begrüßen die Entscheidung.
14. Jänner - Erzbischof Lackner beginnt mit der Visitation in der Diözese Gurk, die sich auf die Zeit seit 2008 bis einschließlich der Sedisvakanz bezieht. Mit im Visitationsteam sind u.a. der Feldkircher Bischof Benno Elbs, der steirische Caritasdirektor Herbert Beiglböck, der Grazer Spitalsdirektor Christian Lagger, der Münchner Kirchenrechtler Helmuth Pree und die Salzburger Ordinariatskanzlerin Elisabeth Kandler-Mayr.
15. März - Erzbischof Lackner und sein Team informieren in einer Pressekonferenz über den Abschluss der Visitation in der Diözese Gurk. Der Bericht umfasst 50 Seiten und zusätzlich im Anhang den von der Kärntner Diözesanleitung erstellte Prüfbericht aus dem Jahr 2018. Dem Bericht liegen intensive Gespräche mit rund 200 Kärntnerinnen und Kärntnern, 145 Gesprächsprotokolle und mehr als 2.600 schriftliche Kontakte zugrunde. Insgesamt umfasst das Material 15 Aktenordner. Resümierend spricht der Salzburger Erzbischof von einer "Diözese im Ausnahmezustand " und nötigen personellen Konsequenzen. Es gebe zwar "keine wirtschaftliche Gefährdung des Bistums", aber "ein hohes Verbesserungspotenzial" bei der wirtschaftlichen Führung hieß es auch. Der Bericht ergeht unveröffentlicht an die vatikanische Bischofskongregation.
22. März - Diözesanadministrator Guggenberger spricht in einem Pastoralbrief an Kärntner davon, dass die Visitation einen hilfreichen Beitrag um Differenzierung und Ausgewogenheit geleistet habe. Hinsichtlich der christlichen Praxis gebe es in Kärnten aber "keineswegs einen Ausnahmezustand, sondern einen erfreulichen Normalzustand".
12. Juni - Die mittlerweile involvierte Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien gibt bekannt, dass Ermittlungen gegen Bischof Schwarz im Zusammenhang mit Jagdeinladungen aus seiner Zeit in Kärnten eingestellt werden. Noch im Laufen sind Ermittlungen wegen möglicher Untreue bzw. ob es ein Finanzvergehen im Zusammenhang mit einem Wohnungsverkauf gegeben hat.
22. Juni - Der neue Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, kündigt im Interview mit der "Presse" an, dass Rom noch vor dem Sommer Konsequenzen aus der Visitation in der Diözese Gurk ziehen wird. Der Wechsel von Bischof Schwarz nach St. Pölten sei keine Bestrafung, sondern eine "Beförderung" gewesen.
28. Juni - Papst Franziskus ernennt Militärbischof Werner Freistetter (65) zum Apostolischen Administrator der Diözese Gurk. Freistetter löst damit Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger an der Spitze der Diözese ab und wird diese leiten, bis ein neuer Bischof ernannt wird.
Quelle: kathpress