Aktion Leben-Kritik an ÖVP und FPÖ
Deutliche Kritik an der gemeinsamen Initiative von ÖVP und FPÖ im Parlament, dass Sexualerziehung in Schulen künftig nicht mehr von externen Vereinen durchgeführt werden darf, übt die Aktion Leben.
Es macht uns betroffen, wie leichtfertig und schnell jahrzehntelang bewährte Arbeit auf dem Gebiet der Sexualpädagogik von Politikerinnen und Politikern ruiniert werden kann.
So Martina Kronthaler, Generalsekretärin von Aktion Leben Österreich, am Mittwoch in einer Aussendung.
Mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ wurde am Dienstag im Unterrichtsausschuss des Nationalrats ein Entschließungsantrag verabschiedet, mit dem Vereine grundsätzlich aus dem Sexualkundeunterricht verbannt werden sollen. ÖVP und FPÖ ersuchen Bildungsministerin Iris Rauskala laut dem Antrag, "die erforderlichen Schritte einzuleiten, damit eine altersgerechte und weltanschaulich neutrale Sexualerziehung ohne Beiziehung von schulfremden Personen oder Vereinen, sondern durch an der Schule wirkenden Pädagoginnen und Pädagogen sichergestellt ist". Der Nationalrat wird über den Antrag nächste Woche abstimmen.
Mit diesem "unbedachten Antrag" sei nur eines sichergestellt, so Kronthaler: "Dass Kinder und Jugendliche in den nächsten Jahren keine qualifizierte Sexualpädagogischen Workshops erhalten." Die Aktion Leben appelliert an die Bildungsministerin, dem Antrag nicht stattzugeben und der nächsten Regierung eine konstruktive Lösung zu empfehlen.
"Sexualpädagogik ist ein eigenes Gebiet, das Aus- und Weiterbildungen erfordert", betonte Kronthaler. Vereine setzen zudem spezielle Schwerpunkte, die einen zusätzlichen Wert für Kinder und Jugendliche darstellen.
Sexualpädagogik durch Vereine ermöglicht, dass die oft unterschiedlichen Anliegen von Klassen bedarfsgerecht und altersgemäß bearbeitet werden können. Die Vorstellung, dass allgemein ausgebildete Pädagogen oder Fachlehrer einfach fortführen können, was spezialisierte Experten mit viel Know-How und Einsatz tun, zeugt von fatalem Unwissen über die Aufgabe von Sexualpädagogik.
Auch wenn es punktuell Beschwerden gegeben haben sollte, sei deshalb das Streichen aller Angebote eine "überaus destruktive, überzogene Lösung", kritisiert Kronthaler und weiter wörtlich:
Ist das die Freiheit, die sich ÖVP und FPÖ vorstellen? Trauen sie Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und Kindern so wenig Einschätzungsvermögen zu? Diese wollen die Workshops und wählen sorgfältig, wen sie an die Schule holen. Dafür müsste es dringend öffentliche Mittel geben, denn bisher tragen die Kosten die Eltern alleine.
Es gehe bei sexualpädagogischen Workshops auch um persönliche Fragen, die Schülerinnen und Schüler in der Regel lieber mit einer externen Person besprechen wollten", betonte die Aktion Leben-Generalsekretärin:
Viele Kinder und Jugendliche erleben unsere Workshops als besondere Zeit, in der es um sie selbst als Mensch geht, in der sie nicht bewertet werden.
Die Aktion Leben fordert in ihrer Aussendung den Nationalrat auf, bei der Abstimmung nächste Woche "die Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt zu rücken". Kronthaler: "Es gibt andere Möglichkeiten, Qualität sicherzustellen. Lassen Sie den Kindern und Jugendlichen die wertvolle Zeit, die sie in Workshops von Vereinen verbringen und suchen Sie konstruktive Lösungen!" Es würde Jahre dauern, bis die Schülerinnen und Schüler wieder ähnliche Angebote erhalten, "wenn jetzt alles kaputt gemacht wird".
Im übrigen sei es grundsätzlich verwunderlich, so Kronthaler, "welche Themen in Windeseile auf die Tagesordnung kommen und erledigt werden, während andere jahrelang liegen bleiben". Die Einführung einer Statistik über Schwangerschaftsabbrüche als Basis für Prävention und Hilfe sei hinausgeschoben und die Diskussion darüber verschleppt worden, kritisierte die Aktion Leben-Generalsekretärin:
Wir fordern die Politik auf, hier das selbe Engagement an den Tag zu legen. Davon hätten die Bürgerinnen und Bürger nämlich wirklich etwas.
Quelle: kathpress