Krätzl: Neupriester sollen an Erneuerung der Kirche mitarbeiten
Wer sich heute zum Priester berufen weiß, "soll die Gesinnung mitbringen, an der Erneuerung der Kirche mitzuarbeiten und er soll bereit sein, sich mit der Kirche weiterzuentwickeln": Das hat der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl in der diözesanen Kirchenzeitung "Der Sonntag" unterstrichen. Anlass für das Interview war die Priesterweihe des damals 22-Jährigen vor 65 Jahren. Heutige Neupriester sollten so wie Papst Franziskus im Priester-Sein einen Dienst zu sehen "und dabei alles abzulegen, was nach autoritärem Gehabe aussieht". Unverzichtbar für Priester ist nach den Worten Krätzls auch Liebe zu Gott und zu den Menschen: "Beides gehört zusammen und kann nicht getrennt werden."
Der 87-jährige Weihbischof erinnerte an seine Frühzeit als Priester zur "Zeit einer sehr autoritären und strengen Kirchenleitung" unter Papst Pius XII.
Und dann habe ich Papst Johannes XXIII. erlebt, mir ist da das Herz aufgegangen aufgrund seiner Menschlichkeit.
Das Hauptziel des Roncalli-Papstes - die Öffnung der Kirche "zur Welt, zu den anderen christlichen Kirchen, zum Menschen überhaupt" - sei zu einem starken Antrieb bedeutet für sein Priester-Sein geworden, erzählte Krätzl. Er habe es immer auch als Aufgabe gesehen, sich für die Erneuerung der Kirche im Geiste des Konzils einzusetzen - etwa im Buch "Im Sprung gehemmt". Die Nachfolger von Johannes XXIII. hätten nicht immer in diesem Sinne agiert, "sondern manches gebremst", bedauerte Krätzl. Papst Franziskus sei für ihn sehr mit Johannes XXIII. vergleichbar, er rufe jetzt immer wieder dazu auf, "das nachzuholen, was damals versäumt worden ist, um die Kirche ins Heute zu bringen".
In seinen 65 Priesterjahren habe er sich die Freude an der Kirche bewahrt, "weil mir klargeworden ist, dass die Kirche immer mehr ist, als sie momentan erscheint", wie der Weihbischof darlegte. Kirche sei immer im Werden "und es ist unsere Aufgabe, diese Kirche möglichst sichtbar zu machen". Bei den Erneuerungen in der Kirche habe er nie nur zurück, sondern immer nach vorn geschaut, so Krätzl:
Was ist jetzt in der Kirche zu machen, damit sie dem Ziel, der Ausbreitung des Reiches Gottes in der Welt, näherkommt?
Quelle: kathpress