Schönborn an Neupriester: Vertrauen ist Schlüsselwort
Vertrauen auf Gott, aber auch in die Menschen hat Kardinal Christoph Schönborn den acht von ihm geweihten Neupriestern als Schlüsselwort ans Herz gelegt. Beim Weihegottesdienst am Samstag im Wiener Stephansdom erinnerte der Erzbischof an die lapidare Antwort, die ein alter Priester auf die Frage "Was tut Gott?" gegeben habe: "Er fügt." Das habe er selbst oft in seinen nunmehr 74 Lebensjahren erfahren - Gottes barmherziges Wirken auch durch die Schwachheit, ja auch durch die Sünden der Menschen hinweg. An die acht Weihekandidaten richtete Schönborn die Bitte, Gott zu vertrauen, aber auch großherzig den sie umgebenden Menschen, die ja ebenfalls von Gott geführt würden.
Als Evangeliumsstelle hatten sich die Neupriester - Boro Gavran, Richard Hansl, Patrick Hofer, Dmitrii Medvedev und Dariusz Waligora aus dem Wiener Priesterseminar, Clemens Haunschmidt und Severin Hörmann aus dem Diözesanen Missionskolleg "Redemptoris Mater" und Bruder Niklas Müller von der Ordensgemeinschaft "Maria, Königin des Friedens" - eine Perikope aus der Bergpredigt des Matthäusevangeliums gewählt. Jesus erteilt darin übertriebener Sorge um tägliche Notwendigkeiten wie Nahrung oder Bekleidung eine Absage, verbunden mit der Zusage: Gott weiß, was ihr braucht.
Kardinal Schönborn bekannte in seiner Weihepredigt, sich mit dieser Bibelstelle schwer zu tun, sofern existenziell gut abgesicherte Kleriker sie an andere richteten. Er selbst seit mit 18 Jahren in den Dominikanerorden eingetreten und habe sich bis in die Gegenwart nie Sorgen machen müssen, ob genug zu essen da sei, ausreichend Kleidung oder ein Dach über dem Kopf. Auch Geldsorgen oder solche um Arbeit habe er sich - wie andere Kleriker auch - nie machen müssen, sagte Schönborn. Angesichts dieser "recht privilegierten Situation" stelle sich die Frage, wie Priester dieses Evangelium glaubwürdig mit Leben füllen können.
Dabei ließ der Wiener Erzbischof nicht unerwähnt, dass der Priesterberuf heutzutage ein schlechtes Image habe - vielleicht vergleichbar mit jenem der Politiker - und anders als zu früheren Zeiten keine Möglichkeit mehr, zu Ansehen zu kommen. Dennoch seien die einem Priester abverlangten Opfer oft "wesentlich harmloser" als jene, die andere Menschen auch in der heutigen Wohstandsgesellschaft auf sich nehmen müssten, so Schönborn.
Sorgen freilich würden auch den Neupriestern nicht erspart bleiben, verwies der Kardinal auf mögliche Belastungen durch die Verantwortung für mehrere Pfarren, auf die unsichere Zukunft der Kirche generell oder auch auf die Gehorsamspflicht gegenüber dem Bischof - wobei "Menschen in der Wirtschaft oft sehr viel direkter gehorchen müssen als der Klerus", wie Schönborn anmerkte.
Auf spirituelle Nöte reagieren
Er empfahl Worte aus den Lesungen aus dem Alten Testament als Handlungsrichtlinie für die Neupriester: Gott ist "herabgestiegen" und sieht die Not seines Volkes, so die Kernaussage dieser Bibelstellen, die nach den Worten des Kardinals auch Vorbild für Priester sein sollen. "Not zu sehen" beziehe sich dabei nicht nur auf Materielles, sondern auch auf spirituelle Nöte wie Orientierungslosigkeit oder Sinnsuche. Schönborn forderte die Neupriester dazu auf, so zu wirken, dass Gott "durch sie durchscheint". Die größte Freude eines Priesters sei es erleben zu dürfen, "Werkzeug Gottes" gewesen zu sein.
Zahlreiche Priester, Diakone und Gläubige aus der gesamten Erzdiözese, sowie viele Verwandte und Freunde der Neupriester nahmen an der dreistündigen Weiheliturgie, die zum Teil musikalisch von Mitgliedern des "Neokatechumenalen Weges" gestaltet wurde. Nach dem Gottesdienst luden die frischgeweihten Priester zu einer Agape im Innenhof des Erzbischöflichen Palais. Dort hatte sie der Wiener Erzbischof bereits bei seinem Sommerempfang für Vertreter von Medien, Wirtschaft und Kultur am 13. Juni der Öffentlichkeit vorgestellt.
Über die künftigen Einsatzgebiete der Neupriester teilte die Erzdiözese Wien mit: Boro Gavran wird seinen priesterlichen Dienst im Pfarrverband Retz beginnen, Richard Hansl in Ober St.Veit, Patrick Hofer in der Probsteipfarre Wiener Neustadt, Dmitri Medvedev in der Pfarre Laa an der Thaya, Dariusz Waligora in Baden-St. Stephan und Sooß, Clemens Haunschmidt in St. Christoph am Rennweg, Severin Hörmann in Döbling-St.Paul und Bruder Niklas Müller im südsteirischen Wallfahrtsort Maria Fatima.
Quelle: kathpress