Vatikan-Jugendforum
Österreicherin Wimmer: Jugend will Mitverantwortung
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Österreicherin Wimmer: Jugend will Mitverantwortung
"Ich finde es gut, dass Frauen mehr Leitungspositionen erhalten sollen, jedoch reicht das nicht aus": Das sagte die Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), die Theologiestudentin Eva Wimmer, am Mittwoch in Rom in ihrer kurzen Ansprache am Eröffnungstag des vom Vatikan veranstalteten internationalen Jugendforums im Nachgang zur Jugendsynode 2018. Sie hoffe z.B. darauf, "dass es bald wieder Diakoninnen in unserer Kirche gibt". Es geht laut Wimmer nicht nur darum, dass Frauen unbedingt etwas leiten wollen, "sondern manche Frauen können ihre Berufung nicht ausleben und fühlen sich daher in der Kirche missverstanden und weniger wert". Als zweites die heutige Jugend sehr bewegendes Thema sprach die KJÖ-Vorsitzende die Erfordernis zu mehr Nachhaltigkeit an.
Zu dem Jugendforum unter dem Motto "Jugend in Aktion in einer synodalen Kirche" sind bis Samstag rund 250 katholische Jugendvertreter aus aller Welt in Sassone di Ciampino nahe Rom sowie im Vatikan versammelt. Als eine von vier Rednerinnen am Eröffnungsvormittag - jeweils einen Kontinent vertretend - erinnerte Wimmer daran, dass bei der die eigentliche Weltbischofssynode (Oktober 2018) vorbereitenden Vorsynode (März 2018) intensiv u.a. über die Frauenfrage diskutiert worden sei; manches sei auch in der Weltbischofssynode besprochen bzw. im nachsynodalen Dokument "Christus vivit" niedergeschrieben worden. Die vor allem von Jugendlichen aus aller Welt getragenen Gespräche bei der Vorsynode seien freilich "viel dynamischer und vielfältiger" gewesen, man habe "ohne Tabu alle Themen angesprochen", erinnerte Wimmer, die damals selbst als Österreich-Delegierte an der Präsynode teilnahm. Das zeige ihr, "dass es uns junge Menschen braucht!".
In diesem Sinne wünschten sich Jugendliche eine Kirche, die den Ruf nach Partizipation als Zeichen der Liebe und Einladung zum Wachsen sieht. "Wir wollen gehört werden, wir wollen Platz in der Kirche haben und wir wollen Verantwortung übernehmen."
Auch Frauen und Männer müssten in der Kirche endlich als gleichwertige Partner angesehen werden, appellierte die junge Theologin. Sie habe kürzlich im Gespräch mit einer Studienkollegin gemeinsame Wünsche formuliert, erzählte Wimmer dem Auditorium mit den internationalen Jugendvertretern - darunter als zweiter Österreich-Delegierter auch Peter Karkosch von der Koordinierungsstelle "JAKOB" - und einigen Verantwortlichen für die kirchliche Jugendarbeit aus aller Welt: "Wir haben festgestellt, dass wir von einer Kirche träumen, in der Frauen nicht nur die Taufgespräche führen, sondern auch taufen. Wir träumen von einer Kirche, in der Frauen nicht nur Ehevorbereitungsgespräche führen, sondern auch bei der Feier des Sakraments der Ehe dem Paar assistieren. Wir träumen von einer Kirche, in der jede Frau ihre Berufung leben kann!"
Viele Frauen und auch Männer würden sich bereits seit Jahrzehnten für die Frauen in der Kirche einsetzen; die Situation habe sich allerdings - für Wimmer unverständlich - bisher kaum verbessert. Die von der Österreichischen Bischofskonferenz delegierte Studentin plädierte für ein gutes Miteinander aller Menschen. Dabei sollte "nicht der entscheidende Aspekt sein, ob das Gegenüber ein Priester ist oder Laie, ob Mann oder Frau, es sollte egal sein welches Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat", sagte Wimmer: "Jeder Mensch soll mit seinen Fähigkeiten und Charismen Platz in der Kirche haben!"
Klimaschutz: "Es braucht jetzt Handlungen"
Zum Thema Nachhaltigkeit wies Eva Wimmer auf die aktuellen Proteste gerade junger Menschen in Österreich, in Europa und weltweit hin. Immer mehr junge Menschen gingen auf die Straße und würden ihre Stimme erheben, "damit unsere Erde nicht komplett ausgebeutet wird". Auch die Kinder und Enkel der heutigen Jugend bräuchten Zukunftschancen. Es gelte, die wertvollen Anstöße der Papstenzyklika "Laudato si" endlich umzusetzen. "Es braucht jetzt Handlungen", betonte Wimmer. "Wir haben nicht mehr die Zeit, dass wir noch zehn Jahre so weitermachen, denn dann werden die Folgen für uns und die nächsten Generationen gravierend sein!" Der Appell der KJÖ-Vorsitzenden galt längst nicht nur dem im Vatikan versammelten jungen Publikum: "Wenn wir uns nicht endlich weltweit für den Klimaschutz einsetzen und unsere Schöpfung bewahren, dann brauchen wir nicht mehr über die Zukunft der Kirche auf diesem Planeten nachzudenken."
Das bis Samstag Jugendforum organisiert die Vatikan-Behörde für Laien, Familie und Leben. Zum Abschluss feiert deren Leiter, Kardinal Kevin Joseph Farrell, mit den Teilnehmern eine Messe im Petersdom, anschließend ist eine Audienz bei Papst Franziskus geplant.
Quelle: Kathpress