Dreikönigsaktion: Kampf gegen Kinderarbeit gehört in Wahlprogramm
Unternehmen sollten per Gesetz dazu verpflichtet werden, gegen Kinderarbeit in den von ihnen verkauften Produkten vorzugehen: Das fordert die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA), die derzeit bei Politikern mit einer Postkartenaktion für dieses Anliegen wirbt. "Wir wünschen uns, dass sich der Kampf gegen ausbeuterische Formen der Kinderarbeit in den Wahlprogrammen der Parteien wiederfindet und dass es in Österreich ein klares Bekenntnis zur Sorgfaltspflicht gibt", hat DKA-Experte Herbert Wasserbauer am Freitag in der ORF2-Sendung "Mittag in Österreich" dargelegt.
73 Millionen Kinder weltweit müssen nach Schätzungen der Internationale Arbeitsorganisation der UNO unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten: Sie sind in schwerer Plantagenarbeit tätig, schuften unter sklavenähnlichen Umständen in Privathaushalten oder werden Opfer von Kinderhandel und Prostitution. Und das, obwohl seit 1999 eine UN-Konvention diesen Missstand verbietet und zum Kampf gegen Kinderarbeit verpflichtet und mittlerweile fast alle Staaten diese Übereinkunft ratifiziert haben.
Die bisherige Verantwortlichkeit des jeweiligen Produzenten und der Behörden vor Ort funktioniere schlecht, betonte Wasserbauer. Wirksamer wäre es, würde die gesamte Lieferkette in den Blick genommen werden, "von der Produktion bis hin etwa zum Möbelhaus in Österreich, das einen Teppich verkauft". Werden Betriebe in Österreich zur Sorgfalt verpflichtet, so müssen sie künftig Auskunft darüber geben können, was sie gegen Kinderarbeit in den angebotenen Waren unternehmen.
Bei bestimmten Produkten ist das Risiko von Kinderarbeit laut dem DKA-Experten besonders hoch: Die in Österreich angebotenen Grab- oder Pflastersteine etwa oder auch Granitplatten kommen zu einem großen Teil aus indischen Natursteinbrüchen, wo laut Wasserbauer meist "unglaubliche Zustände" herrschen:
Kinder ohne Schuhe klopfen und bohren die Steine und atmen dabei den Staub ein, was ihre Lebensdauer erheblich verkürzt.
Auch in Kakao steckt oft Kinderarbeit, da sich viele Plantagen in Westafrika keine erwachsenen Arbeiter leisten können.
Europas Konsumenten können viel für eine Besserung dieser Situation beitragen. Dies fange bereits bei kritischem Nachfragen an, erklärte Wasserbauer:
Eine Kollegin von mir, die sich gerade eine neue Küche anschafft, wurde vom Verkäufer im Küchenstudio gefragt: 'Was ist da los - in dieser Woche fragen schon fünf Leute, ob in diesen Granitplatten eh keine Kinderarbeit steckt?'
Bei vielen Nachfragen gelange die Frage auch in die Chefetagen. Bei Produkten wie Kakao empfahl der Experte, auf das Fairtrade-Gütesiegel zu achten, zudem würden auch Spenden an Organisationen, die sich wie die DKA in Produktionsländern für bessere Bedingungen einsetzen, einen Beitrag leisten.
Den Vorrang für das Kindeswohl solle jedoch auch ein Gesetz für die Sorgfaltspflicht sicherstellen, so das Anliegen der Dreikönigsaktion, die dafür bisher schon 55 österreichischer Politiker aus dem National- und Bundesrat gewinnen konnte. Noch mehr Unterstützung soll die am 12. Juni gemeinsam mit der Künstlerinitiative "Butterfly Rebels" gestartete Kampagne "Kinderarbeit stoppen" bringen, bei der auf der Website www.kinderarbeitstoppen.at Postkarten an die Spitzenkandidaten der Parteien versendet werden. "Wir glauben, dass das Kinderwohl Vorrang haben muss - und dass es so ein Gesetz geben kann", sagte Wasserbauer.
Vorbilder für eine solche Regelung gibt es in Europa bereits mehrere: In Frankreich und den Niederlanden sind menschenrechtliche Sorgfaltspflichten bereits gesetzlich verankert, in Finnland sind sie im Regierungsprogramm verankert. "Österreich könnte da nachziehen und seinen Beitrag leisten", so der Experte.
Quelle: kathpress