Mehrheit fordert Aus für Wiener Abdullah-Zentrum
Im Nationalrat gibt es eine Mehrheit dafür, dass Österreich aus dem umstrittenen König-Abdullah-Zentrum aussteigt, wie die APA berichtete. Einer entsprechenden Initiative der Liste JETZT traten am Mittwoch alle Fraktionen außer der ÖVP bei. Das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID) ist in Wien am Schottenring beheimatet und wird großteils von Saudi-Arabien finanziert.
Vom Abgeordneten Peter Pilz vorgebrachter Anlassfall ist die drohende Hinrichtung eines 18-Jährigen in Saudi-Arabien, der wegen Teilnahme an einer Demonstration für Menschenrechte seit fünf Jahren in Haft sitzt. Ihm wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.
In dem vom Nationalrat angenommenen Entschließungsantrag wird Außenminister Alexander Schallenberg nicht nur aufgefordert, mit allen diplomatischen Mitteln für eine Freilassung des jungen Mannes zu kämpfen, vielmehr wird auch ein Ende der Zusammenarbeit mit dem Abdullah-Zentrum verlangt. Konkret sollte Österreich sowohl vom Errichtungs- als auch vom Amtssitzabkommen zurücktreten. Eine rechtliche Verpflichtung zur Umsetzung des Entschließungsantrags besteht freilich nicht.
Das KAICIID wurde Ende 2012 von Österreich, Spanien, Saudi-Arabien gegründet und von den Saudis größtenteils finanziert. Die entsprechenden Abkommen, die die Etablierung des "Dialogzentrums" ermöglichten, waren 2012 vom Nationalrat abgesegnet worden. Seit seiner Gründung ist auch der Heilige Stuhl als Ständiger Beobachter in die Arbeit des Dialogzentrums strukturell eingebunden. Geleitet wird das KAICIID von einem multireligiösen Direktorium, dem Vertreter von Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum angehören. Die katholische Kirche ist dabei durch Kurienbischof Miguel Ayuso vertreten. - Bischof Ayuso wurde erst vor wenigen Tagen von Papst Franziskus zum Präsidenten des Päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog ernannt. - Von orthodoxer Seite gehört dem Direktorium der Pariser griechisch-orthodoxe Metropolit Emmanuel (Adamakis) an.
Seit der Ermordung des regime-kritischen Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul sind immer wieder verstärkt kritische Stimmen aufgekommen, die die Schließung des Dialogzentrums fordern. Vertreter der Kirchen zeigten sich dabei aber immer sehr zurückhaltend und sprachen sich eher für die Fortführung des Zentrums aus. So hatte sich beispielsweise im vergangenen Herbst der orthodoxe Metropolit Emmanuel (Adamakis) gegen eine Schließung stark gemacht.
"Wir sind nicht Saudi-Arabien", so der Pariser Metropolit damals in der "Kronen Zeitung". Er verstehe, dass der Name des Zentrums und die Tatsache, dass der größte Teil seiner Mittel aus Saudi-Arabien kommen, bei vielen den Eindruck erwecken würden, es handle sich um eine saudi-arabische Einrichtung.
Aber das sind wir nicht. Wir sind eine zwischenstaatliche Organisation wie die UNO, die OSZE oder rund 40 weitere derartige Organisationen in Wien.
Das Direktorium bestehe aus neun Führungspersönlichkeiten aus den fünf großen Weltreligionen.
"Unser Mandat ist es, Menschen zusammenzubringen, die normalerweise nicht an einem Tisch sitzen würden", so Metropolit Emmanuel. Nachsatz: "Wir sollten den Dialog nicht abbrechen."
Im Jänner 2015 hatten auch Kardinal Christoph Schönborn und der damalige Bundespräsident Heinz Fischer ähnliche Bedenken gegen eine mögliche Schließung des KAICIID geäußert. Anlass dafür waren anhaltende Proteste gegen das Dialogzentrum wegen der Auspeitschungs-Bestrafung des saudischen Bloggers Raif Badawi. Es brauche "Brücken zwischen den Kulturen und Orte des Dialogs, vor allem dort, wo Entwicklungen besonders notwendig und die Beziehungen problematisch sind", so der Wiener Erzbischof damals. Und Bundespräsident Fischer gab zu bedenken:
Brücken sind schneller abgebrochen als wieder aufgebaut.
Quelle: kathpress