Hilfswerke und Orden rufen zum Kampf gegen Kinderarbeit auf
Das christliche Hilfswerk "Jugend Eine Welt", die Dreikönigsaktion (DKA) der Katholischen Jungschar und die deutschsprachige Provinz der Don-Bosco-Schwestern haben den "Internationalen Tag gegen Kinderarbeit" (12. Juni) zum Anlass genommen, um zur stärkeren Bekämpfung von ausbeuterischer Kinderarbeit aufzurufen. Die DKA etwa appelliert an die heimische Politik, eine gesetzlich verbindliche Verankerung von umfassenden menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten zu verabschieden. Ein solches Gesetz wäre ein Meilenstein, um sicherzustellen, dass Produkte, die in Österreich erhältlich sind, frei von ausbeuterischer Kinderarbeit sind, heißt es in einer Aussendung am Dienstag.
Als Vorbild könnten hier die Niederlande und Finnland dienen. Das Parlament in Amsterdam hatte Mitte Mai ein Sorgfaltspflichten-Gesetz beschlossen. Nach Inkrafttreten des Gesetzes müssen Unternehmen Risiken über das Vorhandensein von ausbeuterischer Kinderarbeit erheben, zu deren Vermeidung beitragen und entsprechende Maßnahmen dagegen ergreifen. In Finnland wurde ein Gesetz zu menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten im Regierungsprogramm verankert.
Um für das Thema Aufmerksamkeit zu generieren, starteten die DKA und die Künstlerinitiative "Butterfly Rebels" die E-Mail Aktion "Kinderarbeit stoppen". Bisher haben sich bereits rund 100.000 Menschen der Aktion angeschlossen und Protest-E-Mails an österreichische Abgeordnete zum National- und Bundesrat verschickt. Mit Erfolg: 55 Politiker haben sich den Forderungen der Initiative angeschlossen. Mit vielen wurden erste Gespräche geführt.
Vor der Nationalratswahl richtet die DKA nun den Appell an Politiker, die Forderungen der Aktion "Kinderarbeit stoppen" in ihre Parteiprogramme aufzunehmen. Um das Anliegen voran zu treiben, starten DKA und "Butterfly Rebels" am 12. Juni eine Postkartenaktion, die sich an die Parteizentralen und Spitzenkandidaten richtet. "Seit jeher ist der Sommer die Zeit der Postkarten. Jeder kann mithelfen, die Postkästen der Parteizentralen mit dem Wunsch nach einem Gesetz gegen Kinderarbeit zu füllen. Fordern wir gemeinsam: Kein Kind darf unter ausbeuterischer Kinderarbeit leiden", so Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion.
Unterzeichnen kann man die Postkarten unter www.kinderarbeitstoppen.at oder beim Aktionstag gegen ausbeuterische Kinderarbeit am 12. Juni von 15 bis 19 Uhr am Platz der Menschenrechte in Wien.
Orden fordert Umsetzung von UN-Konvention
Der Orden der Don-Bosco-Schwestern fordert anlässlich des Internationalen Welttags eine flächendeckende Umsetzung jener UN-Konvention, die 1999 verabschiedet wurde und ein Verbot von Kinderarbeit umfasst; denn trotz der UN-Konvention sei Kinderarbeit in vielen Ländern nach wie vor Alltag. Die betroffenen Staaten müssten ihren Verpflichtungen aus dem Übereinkommen konsequent nachkommen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um diese Missstände "endlich glaubwürdig zu bekämpfen". An die Internationale Staatengemeinschaft richten die Ordensfrauen den Appell, den Druck auf jene Staaten, die in der Umsetzung säumig sind, zu erhöhen.
Nach Schätzungen der "Internationalen Arbeitsorganisation" (ILO) der Vereinten Nationen müssten weltweit rund 73 Millionen Kinder unter unmenschlichen, ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Viele Eltern seien gezwungen, ihre Kinder arbeiten zu schicken, weil sie einen erheblichen Teil des Haushaltseinkommens erwirtschafteten, hieß es in einer Aussendung des Ordens am Dienstag. Die betroffenen Kinder verrichten beispielsweise schwere Plantagenarbeit, schuften unter sklavenähnlichen Umständen in privaten Haushalten oder werden Opfer von Kinderhandel und Prostitution. All das geschehe, obwohl fast alle Staaten weltweit das Übereinkommen ratifiziert haben.
Die Don-Bosco-Schwestern leisten darüber hinaus konkrete Hilfe in betroffenen Ländern. Ein Beispiel dafür ist das "Haus der Hoffnung" in Cotonou, der Hauptstadt im westafrikanischen Benin. Auf dem Dantokpa Markt - mit über 20 Hektar Fläche einer der größten Freiluftmärkte Afrikas - arbeiten Marktmädchen als Zwangsarbeiterinnen, nachdem sie unter falschen Versprechungen zu Gastfamilien gelockt wurden. Statt einfacher Mitarbeit im Haushalt, wofür sie im Gegenzug eine Schulausbildung erhalten sollten, werden die Mädchen zum Geldverdienen auf den Markt geschickt. Im "Haus der Hoffnung" finden diese Mädchen während des Tages einen Ort, an dem sie sich ausruhen können. Viele haben dort auch schon heimlich lesen und schreiben gelernt, berichtete die Missionsprokuratorin Sr. Birgit Baier in der Aussendung.
"Jugend Eine Welt" fordert mehr Einsatz für Kinder von Regierung
Aus Anlass des Welttags hat sich auch das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" an die Regierung gewandt und gefordert, Kinderrechte in der künftigen Regierungsarbeit sowie auf parlamentarischer Ebene wieder stärker zu berücksichtigen. Ein wichtiger Schritt dorthin wäre die Wiedereinsetzung des Ende 2017 aufgelösten Unterausschusses für Kinderrechte, ist einer Aussendung vom Freitag zu entnehmen. Dieser Ausschuss sollte sich systematisch mit Gesetzesinitiativen befassen, die das Kinderrechts-Thema berühren.
"Es ist wirklich ein Trauerspiel, wenn wichtige Anträge, die Kinderrechte betreffen, monatelang verschleppt werden, obwohl gerade bei ihnen großes Potenzial bestünde, über Parteigrenzen hinweg auf Zustimmung zu stoßen", bedauerte "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer und bezog sich dabei insbesondere auf das im September 2018 eingebrachte "Sozialverantwortungsgesetz", bei dem es um den Ausschluss von Zwangs- und Kinderarbeit in Bekleidungsartikeln und Schuhen gehe. Die Beratungen über dieses wichtige Gesetz seien laut Website des Parlaments allerdings bis heute noch nicht aufgenommen worden, erläuterte Heiserer.
2019 feiert die UN-Kinderrechtskonvention ihren 30-jährigen Geburtstag: "Das wäre eigentlich eine tolle Gelegenheit für eine parlamentarische Enquete, bei der auch Kinder und Jugendliche selbst zu Wort kommen und wichtige Handlungsfelder identifiziert werden können", regte Heiserer an. Weitere gute Gelegenheiten böten die derzeit laufende Überprüfung Österreichs durch den UN-Kinderrechtsausschuss sowie die vom aus dem Amt geschiedenen Bildungsminister Heinz Faßmann geplante Überarbeitung der Lehrpläne.
Egal wie es mit unserer Regierung weitergeht - Kinderrechte und der engagierte Kampf gegen missbräuchliche Kinderarbeit sollten ihr wichtig sein.
Quelle: kathpress