10 Jahre St. Nikolausstiftung: Kindergärten als "Lernorte" sehen
Die St. Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien - Dachorganisation für kirchliche Kindergärten und Horte an derzeit 86 Standorten mit insgesamt 1.091 Mitarbeitern und 6.153 Kindern - besteht seit zehn Jahren. Aus diesem Anlass fand am Donnerstagabend ein Jubiläumsfest im Erzbischöflichen Palais mit Verantwortlichen der Stiftung und ihrer Standorte statt, an dem auch Kardinal Christoph Schönborn als Protektor der Stiftung teilnahm. Es war dies der erste öffentliche Termin des Wiener Erzbischofs nach seiner Krebs-Operation im Mai. Hervorgestrichen wurde dabei die Funktion der Kindergärten als erste Bildungseinrichtung, worauf auch eine beim Festakt gesegnete und derzeit am Stephansdom angebrachte 20-Meter-Fahne mit der Aufschrift "Kindergarten bildet" verweist.
Startschuss für die Stiftungsgründung war 2009 die Ausrufung des beitragsfreien Kindergartens durch den damaligen Wiener Bürgermeister Michael Häupl, der der 10-Jahres-Feier beiwohnte, sowie die damit verbundene Komplettumstellung des Fördersystems. Kardinal Schönborn erklärte rückblickend, die Gründung der Nikolausstiftung gehöre "zu den ganz großen Freuden meiner Amtszeit" und sei eine "richtige Entscheidung" gewesen. Mit gewissen "bischöflichem Druck" habe er damals mitgeholfen bei der Überzeugungsarbeit gegenüber den Pfarren, der Nikolausstiftung beizutreten, erinnerte sich der Protektor, der 2010 auch selbst in seinem Amtsgebäude, dem Erzbischöflichen Palais, einen Standort der Stiftung eröffnete.
Kindergärten seien "keine Kindergarderobe, an der man Kinder abgibt", sondern vielmehr Teil des Bildungssystems und wichtige Förderer der Neugier auf die Schule wie auch der Kritikfähigkeit, hob Häupl in seiner Ansprache hervor.
Der Wiener Altbürgermeister unterstrich das Anliegen, alle sozialen Barrieren im Zugang zu Bildungseinrichtungen abzubauen, lobte die "immer sehr gute Zusammenarbeit" mit den privaten Kindergarten-Trägerorganisationen, die sich bei der Einführung des beitragsfreien Kindergartens bewährt habe und äußerte seinen Wunsch nach einem künftigen zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr.
Rahmenbedingungen weiter verbessern
Dass der ganztägige Kindergartenbesuch bisher nur in Wien beitragsfrei ist, bedauerte Stiftungs-Geschäftsführer Elmar Walter und appellierte an die restlichen österreichischen Bundesländer, entsprechend nachzuziehen. Die finanzielle Entlastung von Eltern, insbesondere aus sozial benachteiligten Familien, glücke am ehesten durch das Wiener Modell. Doch auch in anderer Hinsicht benötige die Elementarpädagogik weiterhin bessere Rahmenbedingungen: So sollte etwa der Schlüssel der Kinder pro Fachkräfte auf maximal 5 zu 1 bei Kleinkindern bzw. maximal 7 zu 1 bei drei- bis sechsjährigen Kindern gesenkt, der Mangel an Pädagogen wirksam behoben, deren Ausbildung vereinheitlicht und vertieft sowie die Öffnungszeiten bedarfsgerecht gestaltet werden. Jedes Kind brauche die "gleichen Startbedingungen".
Einblicke in das vielfältige Bildungsengagement der Stiftung gab deren pädagogische Leiterin Susanna Haas. Der Kindergarten sei ein wichtiger Lernort u.a. für den emotionalen Ausdruck und für Konfliktfähigkeit, "man lernt hier vor allem, mit anderen in Beziehung zu treten". Durchaus gelte dies auch für die Eltern und Familien der Kinder, "denn die Welt trifft sich im Kindergarten und jeder bringt die eigene Lebenswelt mit". Für Kinder seien Hauptfarbe, Sprache und soziale Herkunft keine Kategorien. Vielmehr gelinge es im gemeinsamen Spiel, Durchleben von Emotionen, Feiern und auch Gebet, den wertschätzenden Umgang miteinander einzuüben. "Auch hier wird Kirche spürbar", so die Pädagogin.
Bis Jahresende drei weitere Standorte
Laut den Informationen bei der Jubiläumsfeier hat die St. Nikolausstiftung seit ihrer Gründung 34 Standorte generalsaniert und teilweise erweitert und neun neu eröffnet, während vier von anderen Trägerorganisationen übernommen wurden. Für die Sanierungen, Erweiterungen und Neubauten beträgt das Investitionsvolumen aktuell rund 29 Millionen Euro. Derzeit entstehen drei neue Standorte, womit die St. Nikolausstiftung bis Jahresende auf 89 Niederlassungen angewachsen sein wird.
Gemeinsam mit dem Ausbau der Kindergartenplätze werde auch die Qualitätsentwicklung vorangetrieben. Dies geschehe u.a. durch die Ausarbeitung von pädagogischen Standards, Mitarbeiterschulungen, die Publikation von Fachbüchern und Leitfäden, die Konzeption eines Managementlehrgangs für Leiter sowie zahlreicher Informationsbroschüren für Eltern.
Quelle: kathpress