Preisträger Johannes Huber: Gute Gründe, als Christ stolz zu sein
Der Mediziner, Theologe und Sachbuchautor Prof. Johannes Huber ist mit der Opilio-Rossi-Medaille 2019 ausgezeichnet worden. Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) vergibt diese Auszeichnung jedes Jahr für hervorragende Leistungen um das Laienapostolat im Bereich der Familien- und Gesellschaftspolitik. Bei der Feierstunde am Dienstagabend im Wiener Palais Epstein sagte Prof. Huber als jahrzehntelanger Brückenbauer zwischen Naturwissenschaft und Religion, es gebe viele gute Gründe für Stolz darauf, ein Christ zu sein. In den Traditionsstrom eines heiligen Augustinus oder Benedikt eingebunden zu sein, deren Impulse Europa bis heute zutiefst prägten, mache ihn dankbar, so der frühere Sekretär von Kardinal Franz König und oftmals ausgezeichnete Mediziner.
AKV-Präsident Helmut Kukacka begrüßte bei der Ehrung zahlreiche prominente Feiergäste, darunter den Grazer Altbischof Egon Kapellari und ÖVP-Granden wie Andreas Khol oder Josef Taus sowie frühere Opilio-Rossi-Preisträger wie die steirische Ex-Landeshauptfrau und Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic, den Präsidenten des Katholischen Laienrats, Wolfgang Rank, Ex-Bundesratspräsident Herbert Schambeck, den Publizisten Hans Winkler und den 2018 ausgezeichneten langjährigen "Pro Oriente"-Präsidenten Johann Marte. An Johannes Huber hob Kukacka dessen Bemühen um einen Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft hervor, die der Geehrte nie als Gegensätze verstanden wissen wollte.
Der frühere ÖVP-Parlamentsklubobmann Reinhold Lopatka betonte als zweiter Begrüßungsredner die ungebrochene christdemokratische Ausrichtung seiner Partei, erwähnte das Parteigrenzen überschreitende regelmäßige Gebetsfrühstück im Parlament und appellierte an die anwesenden Vertreter des katholischen Laienapostolats, Politiker als Partner und nicht als Gegner zu sehen.
Laudator Matthias Beck, Wiener Theologe und Medizinethiker, schrieb Johannes Huber eine Reihe von aristotelischen Tugenden zu und würdigte dessen breiten geistigen Horizont. Huber habe wie der Knecht im biblischen Gleichnis seine Talente nicht nur bewahrt, sondern vermehrt, so Beck. Huber sei "gründlich" im Sinne von "den Dingen auf den Grund gehen" - und das bis zum letzten Urgrund: Gott.
Christentum prägte Europa
Die kulturprägende Kraft des Christentums zeigte Huber in seinen Dankesworten anhand mehrerer Beispiele auf: Aurelius Augustinus (354-430) habe in einer Zeit, als mit dem Imperium Romanum ein Weltreich zerbrach, mit seinem Buch "De civitate Dei" ("Vom Gottesstaat") gedanklich einen auf christlicher Grundlage fußenden Staatenbund vorweggenommen; Benedikt von Nursia (um 480-547) habe Europa aus den Trümmern der Völkerwanderung mit Klöstern wieder aufgebaut; und auf dem 2. Laterankonzil sei 1142 mit der erstmaligen Erwähnung der Ehe als Sakrament eine Weichenstellung erfolgt, die vor allem Frauen aus armen Bevölkerungsschichten zugute kam, wie Huber darlegte. Für verfehlt hält es der Geehrte, wenn "religiös Unmusikalische" Europa weltanschaulich vor allem in der Aufklärung verorteten - auch diese basiere letztlich auf christlichen Grundüberzeugungen.
Hubers Fazit: Das Christentum habe den Kontinent, ja die Welt entscheidend positiv geprägt. Das dürfe auch nicht übersehen werden, wenn der Missbrauchsskandal Anlass für Ohrfeigen wider die Kirche herhalten muss. Viel zu leicht übersehen werde dagegen die derzeit massive Verfolgung von Christen in vielen Teilen der Welt, beklagte Huber. Hier seien katholische Laien ebenso gefordert wie beim Thema soziale Medien, die heute als "neue Kanzel" fungierten.
Biografische Notizen
Johannes Huber wurde 1946 in Bruck/Leitha geboren, er studierte in Wien Theologie und Medizin und war von 1973 bis 1983 Sekretär von Kardinal Franz König (1905-2004). 1985 habilitierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1992 wurde Huber Leiter der Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am AKH-Wien. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehörten die Frauen- und Altersforschung. Bis 2007 leitete er die Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt.
Immer wieder sorgte Huber auch mit seinen Büchern für Aufsehen. In seinen jüngsten Werken geht es ihm vor allem um die Vereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft. 2008 verfasste er zusammen mit dem Physiker Walter Thirring das Buch "Baupläne der Schöpfung - Hat die Welt einen Baumeister?". Und auch in seinen Büchern "Es existiert - Die Wissenschaft entdeckt das Unsichtbare" (2016), "Der holistische Mensch - Wir sind mehr als die Summe unserer Organe" (2017) und "Woher wir kommen. Wer wir sind. Wohin wir gehen: Die Erforschung der Ewigkeit" (2018) plädierte er dafür, dass Naturwissenschaften und Theologie keine Gegensätze sind.
Die "Kardinal Opilio Rossi-Medaille", die den Namen des einstigen, 2004 verstorbenen Apostolischen Nuntius in Österreich und Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Laien trägt, wird von der AKV alljährlich für "herausragende Leistungen im Sinne des wohlverstandenen Laienapostolats" zur "Gestaltung der Gesellschaft aus christlicher Verantwortung" vergeben.
Quelle: kathpress