Stift Wilhering schließt umfangreiche Renovierungen ab
Mit einer Festmesse und einem Festakt am Sonntag, 16. Juni, wird im oberösterreichischen Stift Wilhering der Abschluss der umfangreichen Renovierungs- und Neugestaltungsarbeiten begangen. Der Linzer Bischof Manfred Scheuer wird zudem das renovierte Turmkreuz segnen. Die Renovierungsarbeiten fanden im Vorfeld des 875-Jahr-Jubiläums des Stiftes statt, das 2021 begangen wird. Mit der Neugestaltung wolle man "Räume der Gastfreundschaft und der Spiritualität öffnen und gestalten", so Abt Reinhold Dessl.
Die Arbeiten waren umfangreich: Die alte Stiftstaverne wurde zu einem Wohnhaus mit zehn Wohneinheiten umgebaut, die vor allem einem sozialen Aspekt dienen. Im alten Meierhof wurde eine neue Klosterpforte eingebaut. Dort gibt es nun auch einen Shop und während der Öffnungszeiten lädt ein Café zum Verweilen ein. Der neue Benediktus-Saal für bis zu 160 Personen bietet Raum für Vorträge, Versammlungen, Feiern und Begegnungen. Ein neugestaltetes Museum lädt zum Gang durch Geschichte und Kunst des Klosters ein und ist als Ort zum Verweilen gedacht. Neu geschaffen wurden weiters auch ein barrierefreier Eingang zur Stiftskirche und ein Andachtsraum im ehemaligen Kapitelsaal. Auch die Kirchturmfassade erstrahlt wieder in neuem Glanz.
Am markantesten bemerkbar ist die Neugestaltung aber im großen Stiftshof. Der Hof wurde nach den drei Stichwörtern gestaltet, die für das Stift Wilhering zentral sind: Natur, Kultur und Religion. Jeder Bereich wurde u.a. von Künstlern mit Skulpturen gestaltet.
David Spoerri, Erfinder der Kunstrichtung "Eat Art", war für den "Kulturraum" des Stiftshofes zuständig. Zwei von dem Schweizer Künstler geschaffene Bronzereliefs wurden auf der Vorderfront eines weißen, in der Hofmitte aufgestellten Marmoraltars montiert und zeigen einen "Tisch der Armen" sowie einen "Tisch der Reichen", jeweils mit durch Patina überzogenen Küchenutensilien und Lebensmitteln.
Für das Thema "Natur" schuf der Salzburger Bildhauer Wilhelm Scherübl eine Skulptur mit überdimensionalen runden Betonformen. Eine Linde wächst dabei aus einem Betontisch heraus, um laut dem Künstler die "Spannung von Lebendigkeit und Starrheit" zu thematisieren und "dynamische Prozesse anzustoßen und dann aus der Hand zu geben". Weiters machen liegende und stehende Betonringe die verschiedenen Sichtweisen des Lebens deutlich.
Für das Spiritualitätsthema steht die bereits im Jahr 1837 von Franz Schneider geschaffene "Religio"-Statue mit den Glaubenssymbolen Bibel, Kreuz und Wasser, die künftig von einer kleinen Baumallee Richtung Stiftskirche umgeben sein wird.
Das 1146 vom Stift Rein aus gegründete Kloster Wilhering zählt seit seiner Neuerrichtung nach einem Brand 1733 zu den bedeutendsten Rokoko-Bauten Österreichs. 1940 bis 1945 war das Stift vom NS-Regime enteignet. Derzeit gehören der Klostergemeinschaft 20 Mönche - darunter 19 Priester und ein Laienmönch - an. Die Patres sind für die Seelsorge in 14 Stiftspfarren und zwei Diözesanpfarren zuständig. Das 1895 gegründete Wilheringer Stiftsgymnasium wird als Privatgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht aktuell von rund 540 Schülerinnen und Schülern besucht. Die landwirtschaftlichen Stiftsbetriebe sind wichtiger regionaler Arbeitgeber, das Wilheringer Sommertheater ein Fixpunkt der oberösterreichischen Kulturszene. (Infos: www.stiftwilhering.at)
Quelle: kathpress