Diözese Graz-Seckau plant Zentrum für Bildung, Kunst und Kultur
In der "Grazer Stadtkrone", dem Komplex um Dom und Mausoleum, will die Diözese Graz-Seckau ein ambitioniertes Projekt umsetzen: Sie plant ein neues Zentrum für Bildung, Kunst und Kultur, in dem sowohl das kirchliche Erbe in Form von Kunst und Musik einen Platz finden wie auch ein Ort für die Auseinandersetzung mit der Gegenwart - in Form zeitgenössischer Kunstformen in Lesungen, Ausstellungen, Konzerten und Diskursen sowie in neuen Bildungsformaten - entstehen soll. Die Kunstsammlungen der Diözese, bislang verteilt auf Diözesanmuseum, Kulturzentrum bei den Minoriten (Kultum), QL-Galerie, Bildungshaus Mariatrost u.a., sollen in einem neuen Dom- und Diözesanmuseum neu präsentiert werden, kündigte Kultum-Leiter Johannes Rauchenberger am Dienstag in Graz an.
Der Theologe und Kunsthistoriker wies bei einem Pressegespräch, an dem auch Wirtschaftsdirektor der Diözese, Andreas Ehart, Erwachsenenbildungsverantwortliche Ute Paulweber und Priesterseminar-Regens Thorsten Schreiber teilnahmen, auf die besondere "Botschaft der Architektur" in der Grazer Stadtkrone hin. Sie stehe mit der Grazer Burg - dem Sitz des Landeshauptmanns -, mit dem Dom als ehemaliger Hofkirche Kaiser Friedrichs III. oder dem von Erzherzog Karl II. gestifteten früheren Jesuitenkollegium und jetzigen Priesterseminar für eine heute verflossene Verschränkung von Politik, Kirche, Geistesbildung und Kunst. Die kirchlichen Gebäude der Stadtkrone bedürften einer "Verheutigung", spielte Rauchenberger auf das Konzils-Leitwort "aggiornamento" an.
Die Ur-Idee des riesigen Gebäudes Bürgergasse 2, in dem heute Priesterseminar und Diözesanmuseum beheimatet sind, sei eine Stätte geistiger Erneuerung mitten in den Wirren der Reformation gewesen, erinnerte der "Kultum"-Leiter an eine geistige Auseinandersetzung mit den damaligen "Playern", die es auch heute in Angriff zu nehmen gelte. Freilich lägen derzeit "hermetische, verschlossene Baukörper" vor, welche ein längst nicht mehr zeitgemäßes Kirchenbild vermittelten. Nötig ist nach den Worten Rauchenbergers ein Architekturwettbewerb mit der Vorgabe, "Gesten der Öffnung und des Dialogs" zu setzen und damit ein adäquates Programm zu ergänzen. "Es geht zunächst schlicht um eine 'Hardware', die mit der hohen historischen Herausforderung kreativ umzugehen weiß", betonte der kirchliche Kunstexperte: Das neue Zentrum benötige eine "Atmosphäre des Willkommenseins", bespielbare Flächen und Räume für Ausstellungen und Veranstaltungsräume, die man auch gerne besucht.
Eine zukunftsfähige Kirche müsse gerade in Zukunft auf das Denken, die Bildung und die Kunst setzen, so die Überzeugung von Rauchenberger, der auch einer der Masterminds der viel beachteten kulturellen Akzente rund um das 800-Jahr-Jubiläum der Diözese Graz-Seckau 2018 war. Als Leiter von "Kultum", in dem viele erfolgreiche Brückenschläge in die Gegenwartskultur gelangen, blicke er "mit einem weinenden und einem sehr erwartungsvollen Auge" auf das geplante Zentrum in der Grazer Stadtkrone. Immerhin stehe nach 45-jähriger Präsenz im Minoritenkloster auf der anderen Murseite "viel von unserer Identität auf dem Spiel". Der Ansatz einer Bündelung der Kräfte sei zugleich "wirklich mutig", zollte Rauchenberger dem Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und dem zuständigen Schulamtsleiter Walter Prügger großen Respekt:
Wir lassen uns nicht in Bewahrer, Verwalter und Visionäre auseinanderdividieren.
Quelle: kathpress