Papst besucht ungarische Minderheit im Wallfahrtsort Sumuleu Ciuc
Papst Franziskus hat seine Rumänienreise mit einem Besuch in Sumuleu Ciuc fortgesetzt. Die Stadt im Osten Siebenbürgens ist ein Zentrum ungarischsprachiger Katholiken. Seit dem 16. Jahrhundert ist Sumuleu Ciuc ein Marienwallfahrtsort der meist katholischen Ungarn. Unter den Kommunisten verboten, wurde die Wallfahrt ab 1990 wiederbelebt. Bei einer Messe mit Zehntausenden Gläubigen an der Wallfahrtsstätte Sumuleu Ciuc rief der Papst zu Versöhnung und Brüderlichkeit zwischen den verschiedenen Kulturen und Traditionen auf. Die Fürbitten wurden auf Ungarisch, Rumänisch und Deutsch vorgetragen.
Franziskus betonte, der Reichtum eines Volkes seien "seine tausend Gesichter, Kulturen, Sprachen und Traditionen". Dabei verwies er auf die rumänischen und ungarischen Traditionen des Wallfahrtsortes sowie die Beteiligung von Christen anderer Konfessionen. Damit sei Sumuleu Ciuc "ein Symbol des Dialogs, der Einheit und der Brüderlichkeit".
Der Papst rief zu Versöhnung trotz einer schwierigen Vergangenheit auf. Die Menschen dürfen sich "nicht die Brüderlichkeit rauben lassen von Gerede und Verletzungen, die Spaltung und Zersplitterung nähren". Zugleich sei es eine "Gnade", alte und gegenwärtige Feindseligkeiten und Misstrauen in Gemeinschaft verwandeln zu können.
Weiter ermutigte der Papst die Besucher des Wallfahrtsorts, die hauptsächlich gesellschaftlichen Minderheiten angehören, zu Offenheit und Zukunftshoffnung. "Pilgern heißt, nicht so sehr auf das zu schauen, was hätte sein können und nicht gewesen ist, sondern auf das, was uns erwartet und was wir nicht weiter aufschieben können." Dazu gehörten Solidarität, Brüderlichkeit sowie Streben nach dem Guten, Wahrheit und Gerechtigkeit.
Gott schaue auf den Schwachen, um die Starken zu zerstreuen, sagte Franziskus. Zugleich betonte er, es gelte zu "kämpfen, dass die, welche gestern zurückgeblieben sind, zu den Protagonisten von morgen werden und die Protagonisten von heute nicht morgen zurückgelassen werden".
Die Geschichte des Pilgerheiligtums von Sumuleu Ciuc reicht in das 14. Jahrhundert zurück und ist mit dem siebenbürgischen Heerführer Johann Hunyadi und seinem Kampf gegen die Osmanen verbunden. Im Mittelpunkt der religiösen Verehrung steht eine 500 Jahre alte und mehr als zwei Meter große gotische Holzstatue, Maria mit dem Jesuskind und Zepter. Sie wurde um 1515 für die Kirche der seit 1400 in Sumuleu Ciuc ansässigen Franziskaner geschaffen und ist angeblich die größte bekannte Gnadenstatue der Welt. Traditionell findet eine große Wallfahrt am Samstag vor Pfingsten statt. Die meisten Pilger sind Ungarn, Angehörige der größten Minderheit Rumäniens, oder aus dem Nachbarland selbst.
Die Anreise des Papstes am Morgen von Bukarest musste wegen schlechter Wetterbedingungen geändert werden. Die vorgesehene letzte Etappe mit einem Helikopter über die Gipfelkette der Ostkarpaten wäre nach Aussagen der Organisatoren wegen Gewitterzellen zu gefährlich gewesen. Daher musste der päpstliche Tross mit dem Flugzeug zunächst nach Targu Mures (Neuburg am Mures) fliegen und von dort rund 150 Kilometer mit dem Auto über Landstraßen anreisen. Das Areal des Gottesdienstes liegt auf einem Wiesenhang oberhalb der Wallfahrtskirche.
Am Nachmittag wird Franziskus im nordost-rumänischen Iasi unweit der Grenze zu Moldawien erwartet. Dort ist eine Begegnung mit Jugendlichen und Familien geplant. Am Abend kehrt das Kirchenoberhaupt nach Bukarest zurück.
Quelle: kathpress