"Sinnfluencer": Gutes tun und darüber sprechen
"Im Jahr 2019 müssen wir andere Kommunikationsmittel finden", erklärte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, anlässlich des kirchlichen "Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel" am 2. Juni. Gefühle, direkte Kommunikation und "Geschichten aus dem Leben" würden Menschen ansprechen und motivieren, so Schwertner, dem auf Facebook mehr als 14.000 Menschen folgen und via der virtuellen Foto-Plattform Instagram als "cariklaus" mit über 2.000 Abonnenten kommuniziert. Mit Hilfe Sozialer Medien könnte auch die Kirche ihre Botschaft und Anliegen zielgerichtet vermitteln, vorausgesetzt sie lerne in "der Sprache der Jungen" zu kommunizieren. Denn "zu theologische" oder "mit Weihrauch benebelte" Sprache werde nicht mehr verstanden, so Schwertner.
"Hass ist laut, Gutes passiert oft im Stillen und Leisen", erklärte der vormalige Pressesprecher der Caritas Wien. Er erzähle von Begegnungen mit Obdachlosen oder berichte von Besuchen bei Caritas-Projekten. Soziale Medien würden von "spürbaren" realen Geschichten leben, so der Medienprofi. Als Beispiele nannte Schwertner den von ihm initiierten "#flowerrain" für das Neujahrsbaby 2018 oder die aktuelle Mahnwache vor der Wiener Ringstraßen-Ausstellung "Gegen das Vergessen", die vor einigen Tagen beschädigt wurde, und von Schwertner persönlich und von Seiten der "youngCaritas" unterstützt werde.
Mittlerweile seien Soziale Medien - neben klassischen Medien oder Presseaussendungen - fast zum wichtigsten Sprachrohr der Hilfsorganisation geworden. Dazu gehöre auch ein eigenes Social Media-Team, das für den offiziellen Auftritt der kirchlichen Hilfsorganisation zuständig ist. Damit verbunden sei auch die Betreuung der Caritas-Facebook-Seite "caritas.wir.helfen", mit rund 80.000 Followern. "Wir bekommen täglich hunderte Anfragen", berichtete Schwertner. Die Fülle an Nachrichten bedeute auch einen Aufwand, denn "wir können mit den Antworten nicht drei Tage warten, sondern müssen im besten Fall sogar noch in der nächsten Stunde antworten."
Unterstützung von Promis
"Die Caritas hat kein Monopol auf die Nächstenliebe", so Schwertner wörtlich. "Jeder Promi spricht eine andere Zielgruppe an", darum arbeite die Hilfsorganisation mit Bloggern, Promis, Sportlern oder Politikern zusammen. Als Beispiel nannte Schwertner die österreichische Bloggerin Madeleine Daria Alizadeh, der als "dariadaria" auf Instagram über 215.000 Fans folgen, und bereits bei Caritas-Pressereisen über ihre Eindrücke berichtete. Eine andere prominente Unterstützerin sei Doris Schmiedauer, die Frau des Bundespräsidenten, die als Schirmherrin der Caritas "#wirtun"-Kampagne fungiert, bei der in Not geratene Frauen unterstützt werden.
Als "Influencer", also einflussreichen Social Media-Benutzer, sehe sich Schwertner selbst nicht. Er nutze seinen realen und virtuellen Bekanntheitsgrad für caritative Zwecke und erzähle "wie es mir geht". Der Caritas Generalsekretär wurde für seinen Einsatz erst in diesem Jahr mit dem "Blogger Award" der Zeitschrift "Madonna" - als eine Persönlichkeit mit Zivilcourage, dessen Engagement "definitiv ehrenswert" ist - ausgezeichnet und im Jahr 2016 mit dem Titel "Kommunikator des Jahres" geehrt.
Österreichs Bischöfe und die Sozialen Medien
Soziale Medien und die digitale Kommunikation sind zum großen Teil bereits Normalität in der österreichischen Kirche. Bischöfe, wie Hermann Hermann Glettler, Benno Benno Elbs oder Kardinal Christoph Schönborn benutzen gleich mehrere Kanäle und kommunizieren via Facebook, Instagram oder YouTube mit Gläubigen. Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl betreibt einen eigenen Blog und schreibt auf "krautwaschl.info" über kirchliche Ereignisse oder persönliche Anliegen.
Auf Facebook sind vor allem der Diözesanbischof von St. Pölten, Alois Schwarz (672 Follower) und Erzbischof Franz Lackner (3.800 Follower) aktiv. Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, der Linzer Bischof Manfred Scheuer und Militärbischof Werner Freistetter betreiben keine offiziellen Social Media-Profile, sind jedoch über die Facebook-Seite oder Homepage ihrer Diözese sichtbar vertreten.
Auch die Diözesen kommunizieren mittels Sozialer Netzwerke mit Gläubigen und Interessierten. Zu lesen und sehen gibt es nicht nur Berichte über lokale kirchliche Aktivitäten, sondern auch Event-Hinweise und Videos. Die Erzdiözese Wien ist mit mehr als 26.000 Fans an erster Stelle der digitalen Reichweite. Auf Platz zwei kommt die Erzdiözese Salzburg mit einer Reichweite von über 4.000 Likes, gefolgt von der Diözese Graz-Seckau (3.613 Likes), der Diözese St. Pölten mit 3.200 Fans und die Katholische Kirche in Oberösterreich mit fast 2.000 Likes, die Diözese Innsbruck und das Militärordinariat, katholische Militärseelsorge Österreichs sind gleich auf mit knapp 1,700 Fans. Geringere Reichweite haben die Diözese Eisenstadt (627 Likes), Diözese Gurk-Klagenfurt (436 Likes) und die Diözese Feldkirch (365 Likes).
Quelle: kathpress