Erster Ökumene-Empfang im Linzer Bischofshof
Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer und die Stiftung "Pro Oriente" luden am Mittwochabend erstmals zu einem Ökumene-Empfang. Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Kirchen Oberösterreichs waren der Einladung gefolgt, wie die Diözese Linz am Freitag in einer Aussendung mitteilte. Kirchliches Leben sei ohne den Einsatz für das christliche Miteinander undenkbar, betonte Bischof Scheuer in seinem Grußwort im Festsaal des Linzer Bischofshofes.
Auch "Pro Oriente"-Linz-Vorsitzender Josef Pühringer hob die Notwendigkeit des Engagements für die christliche Einheit hervor. Vor allem im Hinblick auf gesellschaftliche Entwicklungen müssten die christlichen Kirchen ein gemeinsames Auftreten haben, damit die Stimme der Kirche Gehör finden könne, so Pühringer. Ausgehend vom Gründer von "Pro Oriente", Kardinal Franz König, mahnte Pühringer ein, die Spaltung des Christentums nicht als Faktum abzutun, sondern alles daran zu setzen, dieses "Ärgernis" endgültig zu überwinden.
Entscheidend für eine ökumenische Dynamik ist es laut Bischof Scheuer, das alte, ab- und ausgrenzende Paradigma aufzugeben, bei dem die eigene Identität in der Andersheit statt im Gemeinsamen gesucht wurde. Scheuer wörtlich:
In der Ökumene dürfen wir den jeweils anderen im Lichte Christi sehen. Der gemeinsame Blick auf Christus regelt das Miteinander neu. Da geht es nicht mehr um die Betonung von Gruppenidentitäten oder um Machtspiele. Gegenseitige Annahme ist etwas anderes als gegenseitige Anerkennung. Gegenseitige Annahme eröffnet Verwandlung und relativiert die eigene Position. Ökumene wächst, wenn der Reichtum der Gaben des anderen, seine Charismen und Stärken rezipiert werden.
Ökumene sei dabei nicht nur ein Dialog zwischen den Kirchen, sondern auch - und dies scheine häufig übersehen zu werden - ein Dialog innerhalb der einzelnen Kirchen. Die Trennlinien verliefen oft weniger zwischen den Konfessionen als vielmehr durch die Konfessionen selbst, etwa im Bereich ethischer Grundüberzeugungen. Diese Tatsache gelte es zu berücksichtigen, wenn man als Vertreter der Kirche ins gemeinsame Gespräch trete, so Scheuer.
Dem Diözesanbischof ist es ein Anliegen, in der Ökumene jene Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Zeugnisses auszuschöpfen, die heute schon möglich sind.
Ökumene: das ist gemeinsames Zeugnis im diakonischen, karitativen und auch im politischen Bereich. Denn Ökumene, Christus-Gedächtnis im Geist, hat eine zutiefst diakonische, karitative Dimension. Die schöpfungstheologisch begründete Ethik, der Schrei nach Gerechtigkeit, die Sorge um den Erhalt der Lebensmöglichkeiten, der Widerstand gegen Gewalt gehören zum innersten Auftrag der Ökumene.
Eröffnet wurde der Empfang mit einer ökumenischen Vesper, nach den Grußworten von Bischof Scheuer und "Pro Oriente"-Vorsitzendem Pühringer folgten drei Kurzberichte aus verschiedenen Kirchen. So erläuterte Pfarrer Sorin Bugner von der Rumänisch-orthodoxen Kirche die Umstände für den Anstieg der Gläubigen in seiner Gemeinde. Diese Entwicklung mache es notwendig, dass sich die Pfarre nach einem eigenen Gotteshaus umsehe, denn die bisherige Infrastruktur könne die jetzige Situation nicht mehr abdecken, betonte Bugner. Das Anliegen eines Kirchenbaus hat für Pfarrer Bugner im Moment höchste Priorität.
Für die Altkatholische Kirche von Oberösterreich referierte Pfarrer Samuel Ebner die derzeitige Lage. Als aus seiner Sicht beinahe verschwindend geringe Minderheit (0,12 Prozent der oberösterreichischen Bevölkerung) würden sich für die Altkatholiken Problemstellungen ergeben, die für die größeren Kirchen kaum vorstellbar sind. Trotz ansteigender Mitgliederzahlen sei es der Kirche beinahe unmöglich, sich Gehör zu verschaffen. In die innerkirchliche theologische Auseinandersetzung würden vor allem die momentanen gesellschaftlichen Veränderungen einfließen, die es ernst zu nehmen und in Angriff zu nehmen gelte, so Ebner.
Der evangelische Superintendent Gerold Lehner schilderte die Herausforderungen, vor denen seine Kirche steht, und erläuterte die sich daraus ergebende Ambivalenz von Resignation und steigendem Engagement. Die unterschiedliche pfarrliche Entwicklung vor allem im urbanen und ländlichen Raum gelte es zu berücksichtigen und auf die sich ergebende Situation unterschiedlich zu reagieren. Hierfür sei vor allem pastorale Sensibilität gefordert. Ähnliches ergebe sich auch in der Auseinandersetzung mit der Politik, unter anderem in der Diskussion um die Feiertagsregelungen, so Lehner. (Infos zur Ökumene in Österreich: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress