"Glaube stärkt gegen vermeintlich Starke"
Klarheit, Konsequenz, Unerschrockenheit und Ringen um den geraden Weg aus dem Hintergrund des christlichen Glaubens, welcher "stark macht gegen die vermeintlich Starken": Das hat nach den Worten des Salzburger Generalvikars Roland Rasser den Seligen Franz Jägerstätter (1907-1943) ausgezeichnet. Rasser zelebriert am Samstag im oberösterreichischen St. Radegund den Gottesdienst bei einer Sternwallfahrt, zu dem die Katholische Männerbewegung (KMBÖ) in den Innviertler Jägerstätter-Heimatort einlädt.
Die Sternwallfahrt nach St. Radegund per Rad, Bus oder zu Fuß wird bereits seit zwölf Jahren von der Männerbewegung rund um den Gedenktag (21. Mai) des Märtyrers aus der NS-Zeit veranstaltet. Dieses Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto "Von der Ohnmacht zur Wirkmacht". Teil des Programms sind u.a. auch ein Workshop im Haus des Seligen, der vom Historiker und Jägerstätter-Forscher Thomas Schlager-Weidinger geleitet wird, sowie eine Gedenkminute beim Jägerstätter-Denkmal.
Der KMBÖ-Vorsitzende Ernest Theußl bezeichnete die Sternwallfahrt in einer Aussendung vom Mittwoch als "gute Gelegenheit, Männer und Frauen aus ganz Österreich zu treffen, die aus dem Lebenszeugnis Franz Jägerstätters Inspiration und Ermutigung für ihr eigenes christliches Sein und Handeln schöpfen". Für die eigene Organisation sei Jägerstätter eine wichtige Anregung, "um uns selbst mit unseren Möglichkeiten eines couragierten, zivilgesellschaftlichen Uns-Einbringens und Mitgestaltens unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen".
Der Innviertler Franz Jägerstätter - Landwirt, Mesner und Familienvater - hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet. Die Urne mit seiner Asche wurde nach Kriegsende nach St. Radegund gebracht und dort am 9. August 1946 beigesetzt.
Der Seligsprechungsprozess wurde 1997 offiziell eröffnet und ab 1998 vom heutigen Linzer Bischof Manfred Scheuer als Postulator geleitet. Am 1. Juni 2007 bestätigte Papst Benedikt XVI. das Martyrium, woraufhin die Seligsprechung am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom stattfinden konnte. Als Gedenktag wurde der 21. Mai festgesetzt. Jägerstätters Ehefrau Franziska, die für seinen religiösen Glauben eine große Rolle spielte, verstarb am 16. März 2013, wenige Tage nach ihrem 100. Geburtstag.
Das Leben Jägerstätters wurde bereits mehrfach verfilmt. Für den aktuellen Film "A Hidden Life" über den österreichischen Nazi-Gegner erhielt der US-amerikanische Regisseur Terrence Malick den Ökumenischen Filmpreis beim diesjährigen 72. Filmfestival von Cannes.
Quelle: kathpress