Entsetzen über NS-Opfer-Schändung, Lob für Mahnwache
Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Landessuperintendent Thomas Hennefeld, hat sich empört über die Schändung der Porträts von Holocaust-Überlebenden an der Wiener Ringstraße gezeigt. Er habe aus allen Mitgliedskirchen tief betroffene Reaktionen erhalten, so Hennefeld am Dienstag in einer Aussendung. Zugleich würdigte er die spontanen Aktion "Wir passen auf!", zu der verschiedene Organisationen geladen hatten, um die Bilder bis zum Ausstellungsende am 31. Mai zu bewachen.
Die Ausstellung "Gegen das Vergessen" auf der Wiener Ringstraße war in der Nacht von Sonntag auf Montag Ziel einer antisemitischen Aktion. Mehrere Porträtfotos von NS-Opfern wurden zerschnitten.
Im Hinblick auf die Zerstörung der von Luigi Toscano geschaffenen Bilder stellte Hennefeld fest:
Es schmerzt mich zutiefst, die zerschnittenen Porträts der NS-Opfer sehen zu müssen. Ich bin erschüttert über die Zerstörungswut und den Hass, von dem die Täter wohl geleitet waren und verurteile diese neuerlichen Vandalenakte aufs Schärfste. Sie sind für mich Ausdruck einer menschenverachtenden Gesinnung, die in den letzten Wochen und Monaten in unserem Land immer stärker um sich gegriffen hat.
Die Ausstellung sei ein wichtiger Beitrag, "um die unfassbaren Verbrechen der NS-Zeit in Erinnerung zu behalten, indem dem Grauen konkrete Gesichter gegeben werden. Es ist traurig, dass solche Ausstellungen geschützt werden müssen".
Umso mehr begrüße er die Einrichtung einer Mahnwache, so Hennefeld, "vor allem auch die Beteiligung der Muslimischen Jugend Österreichs, die sich in den letzten Monaten intensiv mit Antisemitismus auseinander gesetzt hat". Die Kirchen sollten alle Anstrengungen unternehmen, ein gesellschaftliches Klima des Respektes zu fördern und auch schon dem Aufkeimen von Antisemitismus und Rassismus offensiv entgegenzutreten, betonte der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich.
Zivilgesellschaft bewacht die Ausstellung
U.a. hatten die youngCaritas, die Katholische Jugend Wien, die Muslimische Jugend und das Künstlerkollektiv Nesterval dazu aufgerufen mitzuhelfen, die Ausstellung zu bewachen. Am Montagnachmittag fanden sich im strömenden Regen auch einige Menschen, die die zerfetzten Porträts wieder zusammennähten.
Am späten Montagabend trafen auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) zur Mahnwache ein. Ludwig bedankte sich bei allen Mitwirkenden der Mahnwache und sprach von einem "schönen Zeichen der Zivilgesellschaft." Caritas Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner war bei der spontanen Aktion "Wir passen auf!" ebenfalls dabei und wünschte sich, dass die Porträts bis zum Ende der Ausstellung am 31. Mai bewacht werden: "Setzen wir gemeinsam ein Zeichen! Das ist Österreich! Wir sind Österreich!", so Schwernter wörtlich.
Quelle: kathpress