Caritas zum Klimagipfel in Wien: "Wir müssen jetzt handeln!"
Die Dringlichkeit konkreter Maßnahmen gegen den Klimawandel hat Caritas-Präsident Michael Landau anlässlich der Klimakonferenz "R20 Austrian World Summit" am Dienstag in der Wiener Hofburg unterstrichen. "Wir müssen jetzt handeln!", so sein Appell in einer Aussendung am Montag. Die globale Klimakrise sei einer der Hauptgründe für das Wiederansteigen des weltweiten Hungers: "Sie verursacht Landverlust, Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit", erklärte Landau kurz nach seiner Rückkehr von der Generalversammlung der "Caritas Internationalis" in Rom, die sich auch mit dem Thema Umweltschutz befasste. Und gerade jene "Menschen, die die Klimakrise am wenigsten verursacht haben, leiden am meisten darunter".
Dass der weltweite Hunger derzeit wieder steige, bezeichnete Landau als "Drama". Heute litten in Afrika südlich der Sahara 220 Millionen Menschen an Hunger - um 40 Millionen Menschen mehr als noch 2006. Der Caritas-Präsident bezeichnete es als Tatsache, dass die Klimakrise neben regionalen Konflikten einer der Hauptgründe für diesen Anstieg ist. Die Mehrheit der Menschen in Afrika und Asien lebe von kleinbäuerlicher Landwirtschaft, viele von Subsistenzwirtschaft - das heiße, sie ernten gerade einmal das, was sie zum Überleben brauchen und sind damit von natürlichen Ressourcen abhängig.
"Aus den Gesprächen in Rom weiß ich", so Landau:
Die dramatischen Klimaphänomene nehmen zu. Dürrekatastrophen werden auf der einen Seite häufiger. Auf der anderen Seite kommt es zu Überflutungen und einem Anstieg der Wasserpegel, der Menschen ihren Lebensraum kostet.
Gerade in Afrika sei beobachtbar: Der Mangel an Regen, die sinkende Wasserhaltekapazität der Böden und die schwindende Bodenfruchtbarkeit führten zu Ernteausfällen und dadurch zu Hunger. Jede weitere Verschlechterung durch die Klimakrise bedrohe den Lebensraum von Millionen Menschen entscheidend und gefährde damit deren Überleben. Schon heute hat laut den der Caritas vorliegenden Daten jeder dritte Mensch weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. "Der globale Temperaturanstieg verschärft den Wassermangel in vielen Ländern dramatisch", wies Landau hin.
Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Stürme und Dürren zerstörten Ernten. Sogar dem Fischfang drohten Einbußen durch die Erwärmung der Meere und Binnengewässer. Das bedeutet nach den Worten Landaus:
Die globale Ernährungssituation wird sich ohne rasches, entschiedenes Handeln dramatisch verschlechtern.
"Fridays for Future" als Hoffnungszeichen
Als ein "ganz großes Hoffnungszeichen" wertete der Caritas-Chef die Jugendproteste im Zeichen von "Fridays for Future". Dass in ganz Europa und weltweit hunderttausende junge Menschen für den Klimaschutz auf die Straße gehen, verdeutliche:
Gerade junge Menschen haben ein Gefühl dafür, dass wir als Menschheit eine Familie sind und uns die Welt gemeinsam anvertraut ist, als das eine, gemeinsame Haus der Schöpfung.
Auch für die Caritas Österreich sei Hilfe zur Ernährungssicherung in Afrika und Asien ein ganz wichtiges Thema: Mit unterschiedlichen Maßnahmen werden von der Klimakrise betroffene Bauern dabei unterstützt, sich an die Klimaänderungen anzupassen. Landau nannte als Beispiel Burkina Faso, wo mit der sogenannten "Zai-Methode" Wasser im Boden besser gespeichert und somit die Bodenfruchtbarkeit erhöht werde. Und in Südasien unterstützt die Caritas Österreich in vier Ländern ein landwirtschaftliches Programm, in dem Bauern - beraten von Wissenschaftlern - selbst auf ihren Feldern erforschen, welche Pflanzen unter veränderten Klimabedingungen den besten Ertrag liefern.
Landau erinnerte daran, dass die Industriestaaten, unter ihnen auch Österreich, sich dazu verpflichteten, die Ziele des UN-Klimaschutzabkommens von Paris vollständig umzusetzen, die Finanzierung zu steigern und ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die vom Klimawandel betroffenen Entwicklungsländer zur Verfügung zu stellen. Dafür wurde der "Green Climate Fund" der Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um Gelder zur Minderung von Treibhausgasen und zur Anpassung an den Klimawandel für Projekte in Entwicklungsländer bereitzustellen. "Die Klimakrise und der damit verbundene Hunger dürfen uns nicht egal sein", betonte Landau. Österreich solle sogar eine Vorreiterrolle einnehmen.
Klimagipfel mit Schwarzenegger und Thunberg
Arnold Schwarzenegger lädt am Dienstag zum dritten Mal zur Klimakonferenz "R20 Austrian World Summit", die in der Wiener Hofburg stattfinden wird. Neben UN-Generalsekretär António Guterres sowie Präsidenten und Ministern aus aller Welt wird die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg erwartet, die Initiatorin der auch in Österreich populär gewordenen "Friday For Future"-Bewegung ist. Dass ein einzelner Schülerstreik zu einer globalen Bewegung für mehr Klimaschutz heranwuchs und Menschen weltweit entschlossenes Handeln von der Politik fordern, seien Voraussetzungen, die dem Wiener Klimagipfel besonderes Gewicht verleihen, heißt es in der Ankündigung.
Am Dienstagnachmittag gibt es am Heldenplatz die Premiere des "Climate Kirtag": Dabei wollen neben Schwarzenegger ab 15 Uhr und Thunberg um 17 Uhr auch Prominente wie Ski-Star Aksel Lund Svindal oder Musikstars Conchita und Pizzera & Jaus für "ein noch breiteres Bewusstsein für das Thema Klimaschutz" sorgen.
Quelle: kathpress