Schönborn: Krebsdiagnose erinnerte mich deutlich an Sterblichkeit
Die Worte Jesu im Sonntagsevangelium über seinen baldigen Abschied "haben einen neuen Klang für mich seit meiner Prostata-Krebsdiagnose": Das hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, in seinen wöchentlichen "Gedanken zum Evangelium am Sonntag" (Joh 14,23-29) in der "Kronen Zeitung" mitgeteilt. Im Wissen, dass großes Leiden auf ihn zukommen werde, habe Jesus den Jüngern Trost vermittelt - und auch den Kardinal "deutlich daran erinnert, dass ich (einmal) sterben werde".
Auch wenn die Heilungschancen bei 90 Prozent lägen, sterben laut Statistik in Österreich dennoch etwa 1000 Männer jährlich an Prostatakrebs, schrieb Schönborn noch vom Krankenbett nach seiner Operation am 7. Mai aus. Somit stehe vor ihm, "wie vor uns allen, die Möglichkeit eines schmerzlichen Todes". Auch Jesus habe im Garten Getsemani Momente der tiefsten Todesangst gehabt. "Es ist keine Schande, beim Gedanken an schwere Schmerzen zurückzuschrecken", so der Kardinal, der sich zugleich daran erinnerte, das Sterben seines Vaters an Lungenkrebs miterlebt zu haben.
Doch Jesus habe auch Heilmittel gegen die seelischen Schmerzen geschenkt - vor allem "meinen Frieden" als "eine innere Ruhe, von der wir spüren, dass sie nicht von uns kommt", wie Schönborn darlegte. Als besonders trostvolles Wort nannte er auch Jesu Ankündigung, nach seinem Sterben wiederzukehren. "In diesen Tagen im Krankenhaus wurde das Wort Jesu für mich ganz anschaulich, schrieb Schönborn: "Jeden Tag wurde mir die Heilige Kommunion gebracht." Dies bedeute, dass Gott selber und Jesus kämen, "um bei mir 'Wohnung zu nehmen'". Der Kardinal endet mit den Worten:
Im Alltag fehlt es mir oft an Zeit. Im Krankenbett konnte ich diese Hoffnungsworte Jesu neu hören.