Zulehner erinnert vor EU-Wahl an Vision vom "Haus Europa"
Frieden, Gerechtigkeit und Wahrheit sind die drei Grundpfeiler der Vision vom "gemeinsamen Haus Europa". Daran hat der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner anlässlich der EU-Wahl am Sonntag, 26. Mai, erinnert. Europa sei ein "Haus des Friedens", wie es bereits im vor 30 Jahren erstellten Abschlussdokument der ersten Europäischen Ökumenischen Versammlung 1989 in Basel hieß. Zulehner, der am Freitag wichtige Passagen des Dokuments auf seinem Blog veröffentlichte, forderte im Interview mit "Kathpress", dass sich Christen am diesem Friedensprojekt beteiligen sollten, sei es durch die Teilnahme an der EU-Wahl oder politisches Engagement. Der Theologe warnte dabei vor dem wachsenden Nationalismus, den Christen "bei aller Liebe zur Heimat" nicht unterstützen sollten.
"Nationalismus und das Evangelium vertagen sich nicht", nationaler Egoismus widerspreche einer weltweiten Solidarität im Sinne des Evangeliums, so Zulehner. Diese universale Solidarität sei in der Gesellschaft vorhanden und müsse von der Politik gefördert statt gemindert werden, betonte der emeritierte Professor für Pastoraltheologie. Er wünscht sich - wie er sagte - diesbezüglich mehr Vertrauen von Seiten der Politiker in die eigene Bevölkerung. Dazu brauche es aber eine Politik des "Einander-Vertrauens, der Zuversicht und nicht der Angst".
Zukunftsweisend bereits im Jahr 1989
Christen aus allen Konfessionen und allen Ländern Europas hätten bei der Baseler Versammlung im Jahr 1989 zukunftsweisende Ideen niedergehalten, erinnerte Zulehner an ein ökumenisches Großereignis. Schon damals sei auf Herausforderungen der EU hinwiesen worden, die heute noch das politische Geschehen prägen - wie Migration, Fragen der Gerechtigkeit und des Friedens. Damals stand die Hoffnung auf das "gemeinsame europäische Haus" im Vordergrund, sagte Zulehner.
Die "Verantwortung für die Menschen, die vor Krieg auf der Flucht sind" hatten die damaligen Teilnehmer bereits betont. Der Wiener Theologe verwies auf Kapitel 68 des Abschlussdokuments, wo Europa beschrieben wird als "ein Ort der Zuflucht und des Schutzes, ein Ort des Willkommens und der Gastfreundlichkeit, wo Gäste nicht diskriminiert, sondern als Mitglieder der Familie behandelt werden".
In Basel wurde laut Zulehner auch sichtbar, dass Christen maßgeblich an der Idee Europas mitarbeiteten. Die Gründerväter der EU wie Konrad Adenauer, Alcide De Gasperi und Robert Schuman seien von einem christlichen Selbstverständnis geprägt gewesen. (https://zulehner.wordpress.com)
Quelle: kathpress