Wichtiger Beitrag der Kirche zu Kriminalitätsvorbeugung
Auf die vielfältigen Bemühungen der katholischen Kirche im Bereich der Gefängnisseelsorge und Rehabilitation von Haftentlassenen hat der Wiener Weihbischof Franz Scharl hingewiesen. Scharl hielt einen entsprechenden Vortrag am Dienstagnachmittag bei einer internationalen Tagung in Wien, zu der das in Wien ansässige UNO-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und das Wiener KAICIID-Dialogzentrum geladen hatten. Die Konferenz stand unter dem Schwerpunkt, welchen Beitrag zur Kriminalitätsvorbeugung kirchliche bzw. religiöse Organisationen leisten können.
Mit Verweis auf Papst Franziskus sprach Bischof Scharl davon, dass die Kirche bei all ihren Aktivitäten die "integrale Entwicklung der menschlichen Person im Lichte des Evangeliums" im Blick habe. Besondere Bedeutung komme dabei der Familie zu, "und zwar sowohl bei Kriminalitätsprävention, wie auch bei Resozialisierung und Reintegration in die Gesellschaft". Scharl ist in der Erzdiözese Wien u.a. Bischofsvikar für die Kategoriale Seelsorge, zu deren Bereich auch die Gefängnisseelsorge zählt.
Echte Resozialisierung braucht laut Weihbischof Scharl zuvor auch eine echte Umkehr und ein ehrliches Schuldeingeständnis des Verurteilten. Darauf lege er auch im Rahmen der Gefängnisseelsorge großen Wert. Zugleich gelte es, bei den positiven Fähigkeiten der Haftinsassen anzusetzen und daraus Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Einen wesentlichen positiven Einfluss auf die Atmosphäre in den Gefängnissen wie auch für die Persönlichkeitsentwicklung der Insassen hätten spirituelle Angebote, unterstrich Scharl, seien es die persönliche spirituelle Begleitung oder auch Bibel bzw. Alpha-Kurse, in denen der Glaube in Gruppen zur Sprache kommt. Er habe auch schon so manche fundamentale Bekehrung bei Gefangen miterlebt, sagte der Bischof. Und es gebe auch Ex-Häftlinge, die nun selbst im seelsorglichen Dienst stehen würden.
Die Gefängnisseelsorge setze zudem auf so viel Kooperation wie möglich, betonte Scharl. Das betreffe etwa die Zusammenarbeit mit Psychologen, Medizinern oder Drogenexperten.
Begleitung nach der Haft
Die besten Bemühungen im Gefängnis nützten oft freilich wenig, wenn es nach der Entlassung nicht auch weitere Unterstützung gibt. Das betreffe etwa eine erste Wohnmöglichkeit und Hilfe bei der Suche nach Arbeit. Dazu komme auch die weitere spirituelle Begleitung der Haftentlassenen. "Die Kirche muss diesen Manchen nahe sein", so die Forderung des Weihbischofs.
In der Erzdiözese Wien gibt es aktuell vier hauptamtliche und rund 25 ehrenamtliche Gefangenenseelsorger. Dazu besteht mit dem "Verein für Integrationshilfe" seit den 1970er-Jahren eine eigene Einrichtung, die sich um Haftentlassene kümmert. Der Verein führt eine Beratungsstelle (Blutgasse 1), ein Wohnheim (Wohnhaus Mariahilf, Sandwirtgasse 5) sowie Startwohnungen. Ein kleines Team von Hauptamtlichen und viele Ehrenamtliche bemühen sich dabei, die Haftentlassenen zurück in die Gesellschaft und ein eigenständiges Leben zu begleiten.
Kooperationen Staat-Kirche
Weihbischof Scharl hob am Rande der Konferenz gegenüber "Kathpress" auch die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von staatlichen und kirchlichen Stellen bei der Prävention von Verbrechen wie auch im Bereichen von Haft und Resozialisierung hervor. Der Bischof verwies auch darauf, dass die Erzdiözese Wien gemeinsam mit dem Justizministerium einen hochrangigen regelmäßigen Austausch mit der russisch-orthodoxe Kirche zur Gefangenenseelsorge pflegt. Bei der jüngsten Tagung in Wien waren u.a. der Religionsdialog in der Gefangenenseelsorge sowie deren Beitrag zu Deradikalisierung von Gefangenen Thema.
Quelle: kathpress