Caritas-Helfer in Mosambik: Verzweifelte Menschen essen Saatgut
In Mosambik gibt es nach den jüngsten verheerenden Sturmkatastrophen eine Hungerkrise.
Wir sehen Kinder, die herumirren und nichts zu essen haben, Frauen, Männer, die aus Hunger und Verzweiflung das Saatgut essen, mit dem sie eigentlich ihre Felder bestellen sollen.
Dies berichtete Caritas-Österreich-Katastrophenhelfer Andreas Wenzel am Dienstag aus dem ostafrikanischen Land. Das Ausmaß der Zerstörung durch die Wirbelstürme Idai und Kenneth sowie durch die nachfolgenden Regenfälle, die weite Landstriche unter Wasser gesetzt haben, sei enorm. Wenzel:
Trotz der Anstrengung in der Nothilfe folgt jetzt auf die Naturkatastrophe die Hungerkatastrophe. Wir müssen dringend Lebensmittel verteilen, der Wiederaufbau von zerstörten Gebäuden ist immer noch zweitrangig.
Nach UN-Angaben sind derzeit rund eine Million Menschen in Mosambik auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. 715.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche wurden vernichtet, Ernte und Saatgut für die nächste Aussaat komplett zerstört.
Die Verwüstung der Felder sei für das Land, wo drei Viertel der Menschen von kleinbäuerlicher Landwirtschaft leben, eine Katastrophe, berichtete Caritashelfer Wenzel. In entlegenen Gebieten wie etwa rund um Estaquinha hätten die Menschen seit Wochen nichts zu essen. Besonders für Kleinkinder sei die Situation extrem bedrohlich:
Es ist zu befürchten, dass in den nächsten Monaten Tausende Kinder akut an Unterernährung leiden. Und das in Mosambik, wo jetzt schon 41 Prozent aller Kinder permanent Hunger haben.
Auch die Anzahl an Malaria- und Cholera-Erkrankungen in Mosambik ist nach Caritas-Angaben massiv gestiegen. Insgesamt seien bisher rund 7.000 Menschen an Cholera erkrankt. Allein in der Provinz Sofala wurden laut dem Hilfswerk mehr als 20.000 neue Malaria-Patienten registriert.
Caritas hilft vor Ort
"Wenn ein so armes Land wie Mosambik zweimal innerhalb kurzer Zeit so schwer getroffen wird, braucht es auch viel Hilfe", bat der Auslandshilfe-Generalsekretär der österreichischen Caritas, Christoph Schweifer, am Dienstag erneut um Spenden für die Hilfe vor Ort. Über 800.000 Euro habe Caritas Österreich auch mit Unterstützung der Aktion "Nachbar in Not" bisher für Soforthilfe in den betroffenen Regionen Mosambiks zur Verfügung gestellt. Mehr als 45.000 Menschen konnten damit unterstützt werden, so Schweifer. (Caritas-Spendenkonto: IBAN AT92 6000 0000 0770 0004, "Nothilfe Mosambik"; Onlinespenden unter www.caritas.at/mosambik)
Bischof: Wiederaufbau steht noch am Anfang
Über die anhaltend katastrophale Situation in Mosambik berichtete dieser Tage auch der katholische Bischof von Beira, Claudio Dalla Zuanna. "Viele Menschen sind noch in Aufnahmezentren, und die, die in ihre Viertel zurückkehren, die vor allem in der Peripherie besonders zerstört sind, bauen Behelfsunterkünfte auf. Das Ende der Regenzeit erleichtert uns das Leben, aber der Wiederaufbau steht noch ganz am Anfang", sagte er dem vatikanischen Nachrichtenportal "Vatican News". Seine Angaben zufolge sind derzeit allein in der vom Zyklon Idai besonders schwer getroffenen Küstenstadt Beira und der Provinz Cabo Delgado noch rund 73.000 Menschen obdachlos. Ein Risikofaktor, der das Ausbreiten von Epidemien begünstige.
Die noch anwesenden Helfer konzentrierten sich vor allem darauf, Projekte für die Übergangsphase aufzusetzen. Das betreffe die Ausgabe von Saatgut und Werkzeug, aber auch die Aufbereitung und Sicherstellung von Trinkwasser für die Bevölkerung, erklärte der Bischof. Der Wiederaufbau gehe nur schleppend voran:
Einige Freiwilligengruppen sind noch vor Ort, vor allem für die technischen Arbeiten wie Elektriker, Bauarbeiter, Maurer. Aber man sieht keine große Bewegung, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Denn es gibt noch keinen wirklichen Plan für den Wiederaufbau.
Papstbesuch für September geplant
Deutliche Spuren haben die zerstörerischen Stürme auch an der kirchlichen Infrastruktur hinterlassen, berichtete Bischof Dalla Zuanna. "Viele Gemeinden sind ohne Kirchen und werden vielleicht noch für lange Zeit keine zugängliche Kapelle haben. Sie zelebrieren deshalb im Freien, unter den provisorischen Schutzdächern." Im pastoralen Leben habe die Not aber auch Positiven gebracht, so der Bischof:
Es herrscht größere Einheit und Solidarität - und vor allem eine größere Aufmerksamkeit gegenüber den Armen.
Im kommenden September wird Papst Franziskus nach Mosambik reisen. Das Programm dafür stehe noch nicht fest, aber so der Bischof von Beira: "Wir erwarten ihn mit Freude und Ungeduld."
Quelle: kathpress