Krautwaschl ermutigt Medien zu Haltung, Anstand und Augenmaß
Mit einem Plädoyer für Haltung, Anstand und menschliches Augenmaß hat sich Bischof Wilhelm Krautwaschl an Journalisten und Medienverantwortliche gewendet. Der steirische Diözesanbischof appellierte beim traditionellen Medienempfang der Diözese am Montagabend für eine "Allianz für das Gute" angesichts gesellschaftlicher Krisen. Ohne auf die gegenwärtige politische Situation näher einzugehen, sagte der Bischof:
Gelingt es uns mit Haltung, Anstand und menschlichem Augenmaß miteinander zu arbeiten, leisten wir der gefährlichen sozialen Erosion, dem Vertrauensverlust in Institutionen und Medien Einhalt, ja zumindest Widerstand.
In Anlehnung an die diesjährige Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel beschrieb der Grazer Bischof Medien und Gesellschaft insgesamt als ein "Netz". Seine Stärke hänge davon ab, wie kohäsiv und solidarisch es sei. Es brauche überdies wechselseitiges Vertrauen sowie gemeinsame Ziele und dafür den nötigen Dialog, die Bereitschaft zum Zuhören und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Sprache. Im Blick auf die Rolle der Medien sagte der Bischof:
Ich plädiere hier für einen gesunden Sportsgeist, für Fairness am Platz der von einer Grundhaltung des Respekts getragen wird.
Vor dem Medienempfang im Grazer Priesterseminar hatte - erstmals in dieser Form - ein journalistisches Hintergrundgespräch des Bischofs gemeinsam mit Caritas-Direktor Herbert Beiglböck im Steirischen Presseclub stattgefunden, bei dem "verschiedenste Themen angeschnitten" wurden. Als Kirche wolle er den Medienschaffenden dafür danken, dass sie sich in Gesellschaft, aber auch Kirche "immer einbringen und weiterhin einbringen mögen". Dank sei angebracht für viel konstruktive Zusammenarbeit, das Wohlwollen, "aber auch für das kritische Wort". Zugleich sollten Journalisten die Fähigkeit haben, die eigene Wahrnehmung kritisch zu hinterfragen, so Krautwaschl, der die Bitte äußerte, dass Medien der katholischen Kirche eine Stimme geben sollten, denn:
Die über 800.000 Katholiken in diesem Land haben ein Recht ihr Glaubensleben auch in angebrachter Form wiederzufinden.
"Vertrauen muss wiedergewonnen werden"
In der gegenwärtigen Situation "muss das Vertrauen wiedergewonnen werden". Das gelte sowohl angesichts der gegenwärtigen Regierungskrise als auch auch für die von der Missbrauchsthematik betroffene Kirche, betonte der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl bei einem Gespräch mit Journalisten im Steirischen Presseclub am Montagabend in Graz. Gelinge der Aufbau von Vertrauen nicht, dann drohten Politikverdrossenheit und ein allgemeines Nachlassen an zivilem und kirchlichen Engagement.
Vertrauen könne nur wiedergewonnen werden, "wenn man Wasser predigt und auch Wasser trinkt", führte der Grazer Bischof grundsätzlich zur kirchlichen Situation aus. Im Blick auf den sexuellen Missbrauch habe die Kirche in Österreich seit 2010 klare und bewährte Regel. Diese Standards gelte es zu leben und nötigenfalls auch weiterzuentwickeln. Die jüngsten päpstlichen Normen wertete Krautwaschl dabei als einen Fortschritt. "Der Papst hat Klartext gesprochen", was auch die größere Verantwortung der Bischöfe für das Thema betreffe.
Kritische Distanz, respektvolle Nähe
Einen "bilateralen Dialogbedarf" zwischen Kirche und Medien ortete der frühere langjährige Caritas-Präsident Franz Küberl in seinem Statement. Hilfreich dabei sei Papst Franziskus, "der ein neues Klima der Offenheit lebt und aushält" und damit einen positiven Klimawandel in der Kirche bewirke. Der frühere Kirchenvertreter im ORF-Stiftungsrat plädierte für ein "abgeklärtes Verhältnis zwischen Medien und Kirchen". Dafür brauche es "kritische Distanz einerseits und respektvolle Nähe andererseits". Dies sei auch der Maßstab, an dem die beiden so unterschiedlichen Institutionen öffentlich zu messen seien.
Kirche und Medien stünden aber auch vor ähnlichen Herausforderungen, so Küberl, und bräuchten daher "ordentlich Schneid, wenn sie nach Zukunft schmecken wollen". Dafür müssten sie täglich und lebenslang "durch das Nadelöhr des Nachdenkens, der Zivilcourage und der Gewissensbildung gehen".
Dank an scheidenden Pressereferenten
Der Medienempfang des Bischofs endete mit einem Dank an dessen Presssprecher Martin Gsellmann. Nach knapp zehn Jahren in der Pressestelle der Diözese wechselt Gsellmann in Kürze nach Wien und übernimmt ab August die Leitung im Medienbüro der Ordensgemeinschaften. Für diesen "Aufstieg von der kirchlichen Landesliga in die Bundesliga" wünschte der Bischof seinem Pressesprecher alles Gute verbunden mit seinem persönlichen Dank.
Fairness, Respekt und Vertrauen nannte Gsellmann als Grundlage für den kirchlichen Umgang mit Medienverantwortlichen. Für die Kirche wünschte er sich, dass sie immer ein Pfingstwunder erlebe und "lernt, eine Sprache zu sprechen, die der heutigen Lebenswelt entspricht.
Gsellmann war seit September 2009 in der Pressestelle der Diözese Graz-Seckau beschäftigt, wo er im August 2013 die Nachfolge von Georg Plank als Pressesprecher unter Bischof Egon Kapellari antrat. Seit 2015 ist er als Pressesprecher der Diözese Graz-Seckau sowie von Bischof Wilhelm Krautwaschl tätig. Mit August wechselt er als Leiter in das Medienbüro der Ordensgemeinschaften in der Wiener Innenstadt.
Quelle: kathpress