Familienverband befragt EU-Spitzenkandidaten zur Familienpolitik
Der Katholische Familienverband (KFÖ) hat die Spitzenkandidaten der österreichischen Parteien zur EU Wahl über Familienpolitik auf EU-Ebene und den arbeitsfreien Sonntag befragt. "Familien leisten einen doppelten Beitrag in unserer Gesellschaft. Und das muss auch entsprechend belohnt werden", äußerte sich ÖVP-Spitzenkandidat Othmar Karas in der aktuellen Ausgabe der KFÖ-Mitgliederzeitung "ehe und familien" überzeugt. Er sieht familienpolitischen Handlungsbedarf vor allem darin, die EU durch ein Ende der Schuldenpolitik einiger Mitgliedsstaaten zukunftsfit zu machen. Grundsätzlich falle Familienpolitik in den Zuständigkeitsbereich der Mitglieder und das solle auch so bleiben, befand Karas. Der langjährige EU-Mandatar sprach sich zudem für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags aus.
Konkreter wurde aus der Sicht des Familienverbandes SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder, wenn es um den familienpolitischen Handlungsbedarf der EU geht: "Ein Viertel aller Kinder in der EU ist Armut und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt", kritisierte er und forderte eine starke Fokussierung auf sozialpolitische Themen, um hier entschieden gegenzusteuern und den Familien unter die Arme greifen zu können. Schieders Vorschlag: Eine europäische "Kindergarantie", die dafür sorgen soll, dass jedes Kind Zugang zu Gesundheitsvorsorge, Betreuung, Bildung, Unterkunft und Ernährung hat. Auch Schieder sprach sich für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags aus.
Mehr Stellenwert für das Thema Familie wünschte sich FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky: "Leider erleben wir gerade auf EU-Ebene eine Abkehr vom klassischen Familienbild und eine Agenda, die sich um Themen wie sexuelle reproduktive Gesundheit dreht", kritisierte er und sprach sich dafür aus, dass die EU künftig die Familienpolitik den Nationalstaaten überlässt und sich "auf die großen Themen konzentrieren" solle. Für den Erhalt des gemeinsamen freien Sonntags ist auch Vilimsky.
Als Querschnittmaterie erachtete der grüne Spitzenkandidat Werner Kogler das Thema Familie: "Es ist in allen Bereichen relevant, die direkte Auswirkungen auf das tägliche Leben von Familien in allen Konstellationen haben." Kogler plädierte für eine Stärkung der sozialen Rechte und lobte die Richtlinie für die bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Mehr Augenmerk forderte der grüne Spitzenkandidat für die Personenfreizügigkeit: "Regenbogenfamilien müssen sich vor Antritt einer Reise immer fragen, ob sie als Eltern ihrer Kinder in einem anderen Mitgliedstaat rechtlich anerkannt sind. Das darf nicht sein", plädierte er für die europaweite Anerkennung von Dokumenten, die den Familienstatus betreffen. Er forderte zudem ein europäisches Einwanderungsrecht, das dabei hilft, gleiche Standards für sichere und legale Einwanderung von Menschen und deren Familien zu etablieren. Zum arbeitsfreien Sonntag ließ Kogler wissen: "Wir sprechen uns gegen die Ausweitung von Öffnungszeiten aus."
Anders sieht das NEOS Spitzenkandidatin Claudia Gamon: Das "Festhalten an starren 9-to-5 Regelungen" sei nicht zielführend. "Wichtig ist für mich, dass Erwerbstätige trotzdem immer genügend Ruhezeiten haben und Zeit mit ihren Familien verbringen können. Um welchen Wochentag es sich dabei handelt, ist nebensächlich", meinte Gamon. Sie sprach sich für die Einführung eines europäischen Familienrechtes, für gemeinsame Mindeststandards im Arbeitsrecht, im Bereich der Kinderbetreuung und bei Ansprüchen auf Sozial- und Familienleistungen aus.
Der für die Liste Jetzt antretende Johannes Voggenhuber sprach sich mit seiner Initiative "1 Europa" für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags aus und regte auch eine Weiterentwicklung der Strategie Europa 2020 an. "Arbeit und Familienpolitik sind eng miteinander verknüpft, hier sind Lösungen anzustreben", so Voggenhuber. Kinderarmut und Kinderrechte seien auf EU-Ebene ebenso relevante Themen wie frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung oder Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben.
Die ausführlichen Antworten der Politiker sind in der Mitgliederzeitung "ehe und familien" sowie im Internet auf www.familie.at/EUWahl2019 nachzulesen.
Quelle: kathpress