Elbs in ORF-Interview: Hoffnung auf Viri probati und Diakoninnen
Der Vorarlberger Bischof Benno Elbs hat sich in der ORF-Sendung "Praxis" am Mittwoch für eine Öffnung des kirchlichen Amts ausgesprochen, wobei er auf diesbezügliche Signale des Papstes verwies. Elbs antwortete auf Fragen nach verheirateten Priestern - als einen Punkt, der bei der Amazonas-Synode im Herbst diskutiert werden dürfte - sowie nach Diakoninnen, wozu sich Papst Franziskus zuletzt bei der Fliegenden Pressekonferenz am 7. Mai geäußert hatte.
Bei den "Viri probati" ("bewährte verheiratete Männer") verwies der Bischof auf die Bedeutung des Zölibats, der ein Zeichen für die Transzendenz sei, aber auch auf den extremen Priestermangel in gewissen Regionen wie eben Nordbrasilien/Amazonien. Elbs:
Der Zölibat ist wichtig, aber ich glaube, es ist ebenso wichtig, darüber nachzudenken, ob nicht Viri probati für gewisse Regionen die geeignete Lösung sind.
Im übrigen stimme er dabei mit dem überein, was Papst Franziskus im Interview mit dem Chefredakteur der Zeitung "Die Zeit" gesagt hatte (Anm.: In dem Interview vom 9.3.2017 sagte der Papst: "Wir müssen darüber nachdenken, ob Viri probati eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden.").
Bei den Diakoninnen hofft der Feldkircher Diözesanbischof auf die vatikanische Kommission, die jetzt auf Wunsch von Franziskus ihre - vorläufig nur mit einem Zwischenbefund, aber ohne Übereinstimmung unter den Experten beendete - Arbeit wieder aufnehmen soll. Elbs sagte, er glaube, dass der Papst auf einen Abschlussbericht der vatikanischen Kommission hoffe, der grünes Licht zur Weihe von Diakoninnen gebe.
Frauen spielen eine entscheidende Rolle in der Kirche, sie waren die ersten Verkünder der Auferstehung. In diesem Sinnen wäre die Weihe von Diakoninnen ein wichtiger und richtiger Schritt.
Elbs, der auch Referent für Opferschutz in der Österreichischen Bischofskonferenz ist, nahm auch zum Motu proprio des Papstes zum sexuellen Missbrauch Stellung. Es gehe um die Grundprinzipien Hinsehen, Empathie mit den Betroffenen und umfassendes Vorsorgetreffen zur Prävention. "Ich glaube, dass da das Motu proprio ein entscheidender Schritt ist." Es gebe jetzt die Pflicht zur Anzeige bei der Diözesanleitung bzw. in Rom. Eine Pflicht zur Anzeige bei staatlichen Behörden könne es deshalb nicht geben, weil es Opfer gebe, die dies nicht wollten, erläuterte der Bischof. Wörtlich:
Natürlich wäre mir am liebsten, dass immer Anzeige bei staatlichen Behörden erstattet wird. Denn nur die staatliche Behörde hat die Möglichkeit zur umfassenden Untersuchung und Zeugenbefragung.
Für ihn sei aber klar, dass dort, wo Gefahr im Verzug sei, auch gegen den Willen eines Opfers Anzeige erstattet werde.
Vertrauensverlust und Kränkung
Ebenfalls befragt wurde der Vorarlberger Bischof zur Diözese Gurk-Klagenfurt, wo er für die Visitation mitbeauftragt war. Er sehe, dass dort viele Menschen das Vertrauen in die Kirche verloren hätten, "in der Diözese muss jetzt der Weg der Heilung und der Versöhnung gegangen werden". Die vatikanische Bischofskongregation habe die Aufgabe, die Berichte auszuwerten "und Konsequenzen zu ziehen".
Elbs wies auf das Axiom der Psychotherapie hin, wonach es kein größeres Gift in den zwischenmenschlichen Beziehungen gebe als die Kränkung. Dies müsse stärker berücksichtigt werden.
Gerüchte, wonach er von Feldkirch nach Klagenfurt als neuer Bischof für Kärnten transferiert werden solle, dementierte Elbs. Eine solche Ernennung "wäre auch nicht gut", weil er als Visitator durch umfangreiches Wissen um innerdiözesane Vorgänge befangen sei. Es sei "deshalb besser, wenn ein unbefangener Bischof kommt".
Quelle: kathpress