Evangelische Kirche: Spannung vor der Bischofswahl
Mit Spannung sehen die lutherischen Christen in Österreich der anstehenden Bischofswahl in ihrer Kirche entgegen. Am Samstag, 4. Mai, wählt die Synode der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich einen neuen Bischof. Der Wahl stellen sich der langjährige Diakonie-Direktor und jetzige Geschäftsführer der Diakonie Bildung, Michael Chalupka, der Pfarrer aus Wallern (OÖ), Andreas Hochmeir, und der Kärntner Superintendent Manfred Sauer. Nominiert wurden die Kandidaten von den Superintendentialversammlungen, in denen die Delegierten der einzelnen Pfarrgemeinden in der jeweiligen Diözese zusammenkommen. Ausgemachten Favoriten gibt es keinen.
Die Wahlsitzung der Synode findet am Samstag, 4. Mai, ab 9 Uhr im Wiener Albert-Schweitzer-Haus statt (Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien). Nach einer Andacht und Feststellung der Beschlussfähigkeit werden sich die Kandidaten den über 60 Mitgliedern der gesamtösterreichischen Synode vorstellen. Die Synodalen haben anschließend die Möglichkeit, Fragen an die Kandidaten zu richten. Die Wahl findet dann in geheimer Abstimmung statt, notwendig ist eine Zweidrittelmehrheit. Mit der Wahl des neuen Bischofs ist nicht vor Samstagnachmittag zu rechnen.
Eröffnet wird die Synode bereits am Freitagabend um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Lutherkirche in Wien-Währing (Martinstraße 23, 1180 Wien). Im Rahmen des Gottesdienstes, in dem Bischof Michael Bünker predigen wird, wird auch der Präsident der Synode, Peter Krömer, in sein Amt eingeführt.
Voraussetzung für einen Bischofskandidaten (oder -kandidatin) ist eine akademische Ausbildung, die geistliche Ordination, die österreichische Staatsbürgerschaft, die Vollendung des 40. Lebensjahres sowie die Bereiterklärung, sich der Bischofswahl zu stellen. Der Bischof wird grundsätzlich für eine Amtszeit von zwölf Jahren gewählt. Notwendig geworden war die Wahl, da der amtierende Bischof Michael Bünker Ende August in den Ruhestand tritt. Die evangelissch-lutherische Kirche in Österreich zählt knapp 280.000 Mitglieder.
"Gefahr der Säkularisierung"
Michael Chalupka wurde 1960 in Graz geboren, war Pfarrer in Mistelbach, steirischer Fachinspektor für Religionsunterricht und von 1994 bis 2018 Direktor der evangelischen Hilfsorganisation Diakonie Österreich. Seither ist er Geschäftsführer der Diakonie Bildung. Die zunehmende Säkularisierung und das Abdrängen von Glauben und Kirche ins Private hält Chalupka "für eine zentrale Herausforderung, vor der wir als Evangelische Kirche stehen", wie er im Vorfeld der Wahl sagte. In dieser Situation gelte es zu vergegenwärtigen, dass "unser Glaube nicht unser Eigentum ist, das wir gestalten dürfen wie unser Schrebergärtlein, sondern ein Geschenk Gottes, das uns in Dienst nimmt und befähigt, mutig Kirche in der Diaspora zu sein."
Die plurale Gesellschaft brauche Orte wie die Kirche, an denen unterschiedlichste Menschen einander begegnen, die sonst nie zusammenkämen. Der frühere Diakonie-Direktor verweist zudem auf das notwendige Zusammenspiel von Kirche und Diakonie.
"Stimme der evangelischen Minderheit"
Andreas Hochmeir wurde 1974 in Wels geboren und ist seit 2004 Pfarrer im oberösterreichischen Wallern. 2012 wurde er zum Senior und damit zu einem der Stellvertreter des oberösterreichischen Superintendenten gewählt. Hochmeir will "insbesondere die Gemeinden stärken, damit sie ausstrahlen in das Gemeinwesen und in die Gesellschaft." In Sachen Mitgliederrückgang strebt der Bischofskandidat eine "Trendumkehr" an, dem "Relevanzverlust des Glaubens und der Kirche" wolle er mit einer "Stärkung evangelischer Identität" begegnen. Er werde sich dafür einsetzen, "dass die Stimme der evangelischen Minderheit im Land Gehör findet".
"Versöhnte Verschiedenheit lebbar machen"
Manfred Sauer wurde 1960 in Bernstein im Burgenland geboren und war ab 1987 Pfarrer in Pörtschach. 2001 wurde er zum Superintendenten der Diözese Kärnten/Osttirol gewählt, 2014 erfolgte die Wiederwahl. Als Bischof will Sauer "den Dialog fördern und das Miteinander stärken". Der zukünftige Bischof müsse versöhnte Verschiedenheit lebbar machen", wie Sauer mit Blick auf die innerkirchliche kontroverse Debatte zur Segnung für gleichgeschlechtliche Paare schreibt.
Dem Mitgliederrückgang will Sauer mit einer "Zukunftswerkstatt" begegnen, ländliche Regionen und die "Basisarbeit in den Gemeinden" sollen weiter gefördert werden. Investitionen in Bildung versteht er als Maßnahmen, "Menschen im Glauben sprachfähig und mündig" zu machen. Die Kirche müsse zudem "mutig für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung" eintreten und "sich nicht nur um sich selber drehen".
Quelle: Kathpress