Kneissl hielt im KAICIID Rede zum Sunniten-Schiiten-Dialog
Außenministerin Karin Kneissl hat am Wochenende das Wiener KAICIID-Dialogzentrum besucht und eine Rede vor den irakischen Religionsführern gehalten, die an einer weiteren Runde des Versöhnungsforums zwischen den Sunniten und Schiiten des Zweistromland teilgenommen haben. Das Thema ist ihr ein großes Anliegen. Der irakische innerislamische Dialog ist Teil der laufenden Anstrengungen des Dialogzentrums zum Aufbau eines einheitlichen Nationalkomitees für eine gemeinsame Staatsbürgerschaft und Minderheitenschutz.
Die aktuelle Tagung fand im Rahmen der vom KAICIID im Februar 2018 mitgegründeten Interreligiösen Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Welt statt. Das KAICIID bot sich als sicherer Ort für den Dialog und Austausch von Meinungen und Erfahrungen an und setzte sich dabei zum Ziel, Beziehungen und Vertrauen zwischen sunnitischen und schiitischen Gemeinden aufzubauen.
In weiterer Folge soll ein irakischer "Intra-Muslim Dialogue Council" aus Religionsführern, Gemeindevertretern und Dialogexperten gegründet werden. Dieser innermuslimische Rat wird sich aus sunnitischen und schiitischen Vertretern zusammensetzen. Sie engagieren sich für die Rechte der verschiedenen religiösen Gruppierungen des Landes in allen 18 irakischen Provinzen.
Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen
Als unmittelbares Ergebnis des Treffens wurde ein Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen für den innermuslimischen Dialog im Irak entwickelt. Zu den vereinbarten Punkten zählen Reformen im Religionsunterricht, Social Media-Kampagnen gegen Verhetzung und Hassreden, sowie die Förderung der Zusammenarbeit von religiösen und politischen Führern.
KAICIID-Generalsekretär Faisal Bin-Muaammar betonte, dass der Erfolg interreligiöser Initiativen stark davon abhänge, wie sehr Beziehungen und Verständnis zwischen Anhängern derselben Religionsgemeinschaft durch innerreligiösen Dialog gestärkt werden. Bin-Muaammar:
Wenn wir den interreligiösen Dialog erfolgreich ausbauen wollen, müssen wir auch das Vertrauen und Verständnis innerhalb einer Religionsgemeinschaft stärken. In der arabischen Welt gilt dies insbesondere für die innermuslimischen Beziehungen: Der innermuslimische Dialog ist daher ein wesentlicher Faktor für den Aufbau des sozialen Zusammenhalts und der Stärkung der Beziehungen zwischen den Gemeinschaften.
Vor knapp sechs Jahren startete das KAICIID die Initiative "United against Violence in the Name of Religion", aus der im November 2014 die Wiener Erklärung hervorging. Die Erklärung beinhaltet Empfehlungen, welche von religiösen Führern aller Religionsgemeinschaften in der arabischen Welt erarbeitet und vereinbart wurden. Eine konkrete Folge dieser Wiener Erklärung war die ebenfalls in Wien ins Leben gerufene Dialogplattform für die arabische Welt. Die Plattform gilt als die erste ihrer Art in der Region und wird auch die Grundlage für die Errichtung des "Intra-Muslim Dialogue Council" bilden und die Umsetzung des innermuslimischen Aktionsplans beschleunigen.
Außenministerin Karin Kneissl hatte sich bereits im Oktober - damals im Zuge der Causa Khashoggi - grundsätzlich zum KAICIID geäußert. Damals hatte die Opposition - namentlich Andreas Schieder (SPÖ) - die Schließung des saudisch finanzierten Wiener Dialogzentrums gefordert.
Kneissl verteidigte demgegenüber das KAICIID. Österreich sei eines der drei Mitgliedsstaaten des Zentrums, neben Saudi-Arabien und Spanien, sagte sie im ORF. Als künftige zentrale Aufgabe des Zentrums sehe sie den sunnitisch-schiitischen Dialog in Nahost, hob sie hervor: "Ich habe dem Generalsekretär konkret vorgeschlagen: Wie wäre es mit einem sunnitisch-schiitischen Dialog? Weil wir haben im Nahen Osten viel mehr Moslems, die durch andere Moslems umkommen als jetzt durch einen christlich-muslimischen Konflikt. Wir haben einen ganz schweren innermuslimischen Konflikt", so Kneissl im ORF.
Quelle: kathpress