"Ganymed in Love": Caritas-Möbellager wurde KHM-"Außenstelle"
Ein Möbellager der Caritas Wien - das "Carla Mittersteig" - wurde am Dienstagabend zur "Außenstelle" einer Erfolgsproduktion, die normalerweise im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) zu sehen ist: Das Ensemble von Schauspielern und Musikern rund um Regisseurin Jacqueline Kornmüller spielte neun Szenen aus der aktuellen Inszenierung "Ganymed in Love". Der gesamte Erlös geht an "#wirtun", den Hilfsfonds der Caritas für Frauen in akuten Notsituationen. Dessen Schirmherrin Doris Schmidauer war bei der Sondervorstellung im ungewöhnlichen Ambiente ebenso dabei wie KHM-Generaldirektorin Sabine Haag und Caritas-Präsident Michael Landau.
Der "Gastgeber" zeigte sich danach "von der Aufführung hier an diesem speziellen Ort tief berührt". Er habe "Ganymed in Love" - Kunstwerke aus dem KHM wie die "Rosenkranzmadonna" von Caravaggio, Batonis "Gleichnis vom verlorenen Sohn" oder Tizians "Kirschenmadonna" werden mit Texten, Musik oder Performances neu erschlossen - bereits am angestammten Ort im Museum sehen können, sagte Landau.
Aber inmitten all der Tische, der Sessel, der Kästen im Möbellager entfaltet sich die der Vorstellung innewohnende Kraft noch einmal auf ganz besondere Weise.
"Ganymed in Love" passe auch deshalb so gut in einer Caritas-Kontext, weil es bei den Aufführungen um die Liebe geht - die auch "Wesenskern der Caritasarbeit" sei, wie Landau betonte. "Denn nichts anderes bedeutet Caritas wörtlich übertragen." Im täglichen Engagement der kirchlichen Hilfsorganisation werde die Notwendigkeit von gelebter Nächstenliebe deutlich: "Wir brauchen einander wesentlich, von unserem Wesen her - 'Wir ist größer als Ich'", nahm Landau Bezug auf einen Caritas-Werbe-Slogan. Der wahre Schlüssel zu einem geglückten Leben liege nicht darin, sich nur um das eigene, sondern gerade auch um das Glück der anderen zu sorgen.
Neue Zugänge zu religiöser Kunst
Die Sondervorstellung im Carla Mittersteig komme Frauen in Not zugute, die in zwölf Mutter-Kind-Häusern in ganz Österreich ein vorübergehendes Zuhause gefunden haben, erklärte der Caritas-Präsident. Dafür dankte er den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern, dem Kunsthistorischen Museum und Doris Schmidauer. Die Gattin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom Facettenreichtum, mit dem Liebe - und durchaus auch deren Schattenseiten wie Missbrauch oder Neidgefühle des übergangenen Bruders des "verlorenen Sohnes" - an neun Stationen im Carla Mittersteig thematisiert wurde.
Der Essayist und Schriftsteller Franz Schuh schrieb über das "Gleichnis vom verlorenen Sohn" des Barockmalers Pompeo Batoni einen Text über einen biblischen Familienkonflikt, der von Schauspieler Peter Wolf dargeboten wurde. Eine Palette von unüberbietbarer Mutterliebe bis hin zu Liebe zu Gegenständen wie Autos oder Schuhen thematisierte die aus Syrien geflohene Autorin und Video-Künstlerin Rania Mustafa Ali; ein mit Gebärdensprache operierendes Quartett machte auf die vielen ausdrucksstarken Gesten der Hände auf Caravaggios Gemälde "Rosenkranzmadonna" aufmerksam.
Religiöse Kunstwerke wie Raffaels "Hl. Margarete", Joseph Heintz d. Ä. "Salome mit dem Haupt Johannes d. Täufers" oder "Adam und Eva" von Hans Memling sind auch sonst Ausgangspunkt der Perfomance "Ganymed", die seit 13. März bereits zum sechsten Mal im Kunsthistorischen Museum stattfindet. Gemeinsam sei diesen Werken das Thema Liebe auf den Bildern, die von 30 Künstlern mit Texten, Musik und Tanz "zum Leben erweckt" werden, erklärte Regisseurin Kornmüller im Gespräch mit "Kathpress".
Quelle: kathpress