Spätabbruch: "Aktion Leben" fordert sachliche Debatte
Der überkonfessionelle Lebensschutzverein "Aktion Leben" hat in der Debatte um Spätabtreibungen bei Kindern mit schweren Behinderungen mehr Sachlichkeit eingefordert. Das durch die Opposition, Organisationen wie den Frauenring oder das Frauen-Volksbegehren unterstützte Bündnis "#KeinenMillimeter" schüre auf populistische Weise Ängste: "Damit wird keine echte Auseinandersetzung mit dem Thema erreicht", bedauerte "Aktion Leben"-Generalsekretärin Martina Kronthaler am Mittwoch in einer Aussendung.
Konkret richtet sich die Petition "#KeinenMillimeter" gegen die Bürgerinitiative "#fairändern". Letztere wurde bisher von rund 60.000 Österreichern unterzeichnet und am 7. Mai im Petitionsausschuss behandelt und auch von Politikern der Regierungsparteien unterstützt. Umgekehrt werde das von fast 500.000 Menschen unterzeichnete zweite Frauen-Volksbegehren einfach ad acta gelegt, kritisierten etwa die Grüne Bundesrätin Ewa Dziedzic und Lenau Jäger, die Projektleiterin des Frauen-Volksbegehrens, laut APA am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Dagegen gelte es ein Zeichen zu setzen, man dürfe "keinen Millimeter" weichen, wenn es darum geht, das schwer erkämpfte Recht der Frauen auf Selbstbestimmung über ihren Körper zu verteidigen - indem das Recht auf Abtreibung bei schwerer geistiger und körperlicher Behinderung des Kindes nach dem dritten Monat eingeschränkt wird.
Sachliche Debatten über Abtreibungen in Österreich würden so allerdings praktisch unmöglich, denn "sobald jemand möchte, dass es mehr Transparenz über Schwangerschaftsabbrüche geben soll oder über Spätabbrüche gesprochen werden soll, wird unterstellt, die Fristenregelung sei in Gefahr", kritisierte demgegenüber Kronthaler. Ebenso werde verhindert, dass die Bedürfnisse aller Betroffenen wahrgenommen werden können. "Zu wissen, es gibt ausreichend und verlässlich Unterstützung, macht eine freie Entscheidung erst möglich", zeigte sich Kronthaler überzeugt.
"Fakten helfen!"
Gebot der Stunde sei deshalb, Vernunft walten zu lassen. Der Verein forderte daher weiterhin die Umsetzung der parlamentarischen Bürgerinitiative "Fakten helfen!", die u.a. eine Statistik über Schwangerschaftsabbrüche und eine regelmäßige Erforschung der Motive dafür will. Über Zahlen und Informationen über Abbrüche zu verfügen, sei internationaler Standard: "Wir brauchen Zahlen. Wir müssen Entwicklungen verfolgen können, um präventive Maßnahmen setzen zu können", betonte Kronthaler. Die aktuelle Debatte zeige, wie sehr Stimmung gemacht werden könne, weil der Öffentlichkeit die grundlegendsten Informationen fehlten.
Abtreibung sei immer wieder Projektionsfläche für Ängste und Positionierungen. Den Betroffenen helfe das allerdings wenig. Das Beispiel Spätabbrüche zeige die Komplexität des Themas mit besonderer Schärfe. "Wir können uns nur bemühen, möglichst gut mit dem Dilemma umzugehen, dass wir Krankheiten und Behinderungen zu einem gewissen Teil vorgeburtlich erkennen, aber nur wenige behandeln oder heilen können."
Die Generalsekretärin rief zudem dringend dazu auf, dass die Unterstützung für behinderte Kinder und ihre Eltern sofort und grundlegend verbessert werden müsse, denn "nur wenn Eltern sicher sein können, dass sie jede notwendige Unterstützung für ein Leben mit einem Kind - behindert oder nicht behindert - erhalten, kann ihre Entscheidung tatsächlich frei erfolgen", so Kronthaler.
"Aktion Leben" verwies in der Aussendung auch auf ihre Fachtagung "Pränataldiagnostik. Sicher. Verunsichert?" am 25. September im Festsaal des Österreichischen Genossenschaftsverbands. "Werdende Eltern haben ein Bedürfnis nach Halt und Sicherheit und das werden wir uns umfassend, aus dem Blickwinkel verschiedenster Fachdisziplinen ansehen." Eingeladen sind sechs Referenten und es wird zudem eine Lesung und eine Foto-Ausstellung geben. (Infos: www.aktionleben.at)
Quelle: kathpress