Weltweit Solidarität mit Kardinal Ranjith und Kirche Sri Lankas
Papst Franziskus, Bischöfe aus aller Welt, Patiarchen und Oberhäupter anderer Kirchen haben nach den verheerenden Terroranschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka ihre Solidarität mit der dortigen Ortskirche und dem Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcolm Ranjith, zum Ausdruck gebracht. Papst Franziskus versicherte beim Regina-Caeli-Gebet auf dem Petersplatz am Montag erneut seine Nähe zur Kirche von Sri Lanka. Die zahlreichen Ortskirchen des asiatischen Kontinents äußerten Schock und drückten ihr Beileid aus.
Der Papst sagte, er stehe an der Seite Kardinal Ranjiths und der Erzdiözese Colombo und bete für die zahlreichen Opfer und Verwundeten. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, Sri Lanka die erforderliche Hilfe anzubieten. Ebenso notwendig sei es jedoch auch, diese terroristischen und unmenschlichen Taten, "die niemals zu rechtfertigen sind", zu verurteilen.
Mit großer Betroffenheit hatte bereits am Ostersonntag der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn auf das "sinnlose Leid so vieler Menschen" in Colombo reagiert. Noch kurz vor der Ostermesse telefonierte er mit seinem Amtskollegen in Colombo, mit dem er seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist. "Es waren gezielte, gewollte Anschläge", so Schönborn. Die Attentate hätten unschuldige Menschen getötet und verletzt. Gerade eine der betroffenen Kirchen - die Antoniuskirche - sei die beliebteste in ganz Sri Lanka. "Hierher kommen nicht nur Christen, auch Buddhisten, Moslems und Hindus. Diese Kirche ist immer voll", sagte Schönborn.
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl zeigte sich ebenfalls bestürzt. Er betonte, dass Verweigerung von Liebe, Abgrenzung, Mauererrichtung und die Mentalität des "Wir sind wir" derartigen Hass verursache, der dann Gewalt Tür und Tor öffne. Die Bombenanschläge auf drei Kirchen in Sri Lanka zeigten dies erneut.
Tief erschüttert über die Anschläge äußerte sich der lutherische Bischof Michael Bünker:
Ich bin entsetzt darüber, dass Christinnen und Christen bei den Auferstehungsfeiern zu Ostern in ihren Kirchen Opfer des Terrorismus wurden. Wieder sind betende Menschen in Gotteshäusern betroffen.
Der Bischof wies darauf hin, dass Christen die weltweit am meisten verfolgte Religionsgruppe sind und immer wieder unter Gewalt und Verfolgung leiden müssen.
Der Konvent von Heiligenkreuz teilte auf seiner Homepage mit, dass man über die Terroranschläge in Sri Lanka zutiefst betroffen sei. Das Stift hat zu dem asiatischen Inselstaat eine besondere Beziehung. Erst im Jänner habe Abt Maximilian Heim gemeinsam mit Kardinal Ranjith in der Erzdiözese Colombo ein neu gebautes Zisterzienserkloster eingeweiht. Das Kloster "Stella Maris" sei mit finanzieller Hilfe der Abtei Heiligenkreuz und von Spendern errichtet worden. Die drei Gründermönche der neuen zisterziensischen Gemeinschaft in Sri Lanka - Father Silvester, Father Bernard und Father Benedict - hätten in Heiligenkreuz ihre erste Zeit im Orden absolviert und an der Hochschule Heiligenkreuz studiert; in "Stella Maris" bilden sie zusammen mit zwei Ordensnovizen die örtliche Klostergemeinschaft.
Betroffenheit über die Anschlagsserie war jedoch weltweit bei den Ostergottesdiensten zu spüren. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, der Ostertag sei in Südasien zu einem "dunklen Karfreitag" geworden. In einem Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz von Sri Lanka, Bischof Julian Winston Fernando, schrieb er:
Sprachlos stehen wir dieser Welle blinder Gewalt gegenüber, die zum Osterfest die gesamte Bevölkerung Sri Lankas, die vielen Gäste aus dem Ausland und insbesondere die Kirche getroffen hat.
Gerade die katholische Kirche auf Sri Lanka setze sich seit vielen Jahren für nationale Versöhnung ein.
Auch interreligiöse Betroffenheit
Das Wiener KAICIID-Dialogzentrum verurteilte am Dienstag "den feigen Angriff auf friedliche Beter". Die interreligiös besetzte Leitung des Zentrums stehe "in diesen traurigen Zeit an der Seite der Opfer und der Menschen in Sri Lanka. Unsere Gedanken sind bei den Familien der Verstorbenen und bei den Verwundeten." Weiter heißt es:
Wir rufen alle Religionsgemeinschaften dazu auf, sich gegenseitig zu beschützen und in einer Zeit, in der Gewalt und Angst erzeugt wird, vereint zu bleiben, denn das Ziel der Angreifer ist, Hass und Intoleranz zu erhöhen. Wir müssen uns alle daran erinnern, dass das wahre Wesen aller Religionen auf unseren gemeinsamen menschlichen Werten wie Dialog, Barmherzigkeit und Frieden beruht.
Dem multireligiösen Verwaltungsrat des KAICIID gehören Vertretern der fünf Religionen Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum an, darunter Vatikan-Dialogratssekretär Bischof Miguel Ayuso, Metropolit Emmanuel Adamakis vom orthodoxen Ökumenischen Patriarchat und Oberrabbiner David Rosen aus Jerusalem.
Weltkirchenrat und Orthodoxie
Weltkirchenrats-Generalsekretär Olav Fykse Tveit versicherte "unser tief empfundenes Gebet den Opfern und unser Mitgefühl all denen, die durch diese schrecklichen Gewaltakte geliebte Menschen verloren haben". Der Weltkirchenrat stehe als weltweite Gemeinschaft von Kirchen in besonderer Solidarität an der Seite der Christen von Sri Lanka, die auf diese verwerfliche Art attackiert wurden, während sie die Auferstehung Jesu Christi feierten, "den Angelpunkt in der Glaubensreise aller Christen".
Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, schrieb an Kardinal Ranjith, die orthodoxe Kirche bete für die Seelen der Opfer und drücke ihren Familien ihr tief empfundenes Beileid aus, während sie den Verletzten Mut und eine schnelle Genesung wünsche. Gleichzeitig drückte Bartholomaios seine "Nähe und Unterstützung für die römisch-katholische Kirche, die Regierung und die Menschen in Sri Lanka aus". In einer Botschaft vom Sonntag verurteilte auch der rumänische Patriarch Daniel Ciobotea die Anschläge als "grausamsten Ausdruck entmenschlichter Gewalt und Entfremdung von Gott".
"Tragödie am Tag des Sieges über den Tod"
Der Präsident der Föderation Asiatischer Bischofskonferenzen (FABC), Kardinal Charles Bo aus Myanmar, schrieb unterdessen an Kardinal Ranjith vom Schmerz, den alle Ortskirchen Asiens empfänden. "Gestatten Sie mir, mein aufrichtiges Mitfühlen über diese Tragödie auszudrücken, die an dem Tag, an dem wir den Sieg des Lebens und des Guten über den Tod und das Böse gefeiert haben, zahlreiche unschuldige Menschenleben forderte", schrieb Bo.
In einer separaten Nachricht drückte die katholische Kirche Indiens ebenfalls ihren Schmerz über die Anschläge am Ostersonntag aus. Kardinal Oswald Gracias, Präsident der Katholischen Bischofskonferenz von Indien (CBCI), schrieb an Ranjith, an "diesem großen Fest der Hoffnung der Auferstehung werden unsere Brüder und Schwestern in Sri Lanka von dieser sinnlosen Gewalt getroffen. Wir bitten den auferstandenen Jesus um Frieden."
Das Oberhaupt der anglikanischen Kirche von Ceylon, Bischof Dhiloraj Canagasabey, appellierte an die Regierung in Colombo für die Sicherheit der Gotteshäuser zu sorgen, aber auch Einzelne und Gruppen davon abzuhalten, "das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen" oder bestimmte Gemeinschaften einzuschüchtern oder mit Gewalt zu bedrohen. Der Bischof, der auch Mitglied des Zentralausschusses des Weltkirchenrats ist, brachte sein tief empfundenes Mitgefühl für die Familien und Freunde der durch die "feigen und grausamen terroristischen Akte" ums Leben Gekommenen zum Ausdruck.
Schon 310 Tote gemeldet
Nach Polizeiangaben von Dienstag wurden bisher 310 Tote und über 500 Verletzte registriert. Unter den Toten sollen 40 Ausländer sein. Am Ostersonntag waren in dem südasiatischen Inselstaat insgesamt acht Sprengsätze detoniert. Sie richteten sich unter anderem gegen drei Luxushotels in Colombo und drei katholische Kirchen - St. Antonius in der sri-lankischen Hauptstadt, St. Sebastian in Negombo und die Kirche von Batticaloa im Osten Sri Lankas. Zum Zeitpunkt der Explosionen feierten die Gläubigen gerade die Ostermesse. Nach Angaben der Ermittler wurden die Anschläge von islamistischen Selbstmordattentätern ausgeführt.
Der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, hat am Ostersonntag im "Corriere della Sera" die besondere Bedeutung der Antoniuskirche hervorgehoben. Es genüge, an einem Dienstag die Antoniuskirche zu besuchen, wenn nicht nur Katholiken aus allen Teilen der Inselrepublik die Fürsprache des Heiligen Antonius von Padua anrufen, sondern auch viele andere Ceylonesen unterschiedlichsten Religionsbekenntnisses. Insofern sei die Kirche ein "Ort des multireligiösen Miteinanders".
Riccardi machte darauf aufmerksam, dass es in den letzten Jahren weit über Sri Lanka hinaus eine Tatsache sei, dass die christlichen Gotteshäuser für jene ein Ziel geworden sind, "die durch Terrorismus Spaltungen erzeugen und die öffentliche Aufmerksamkeit erregen wollen". Wörtlich stellte der Sant'Egidio-Gründer in diesem Zusammenhang fest:
Für die Christen ist der Besuch von Kirchen in einigen Weltteilen nicht nur ein Ritus, sondern ein Akt des Mutes - wie in Ägypten, Pakistan, Nigeria und anderswo. Das Martyrium ist nicht nur eine Erscheinung der ersten Jahrhunderte des Christentums, sondern für so viele Christen eine Realität der Gegenwart.
Quelle: kathpress