Mit Ostern die großen Fragen des Lebens angehen
Ostern ist eine Ermutigung, um die großen Fragen des Lebens anzugehen. Das stellte Bischof Wilhelm Krautwaschl in das Zentrum seiner Predigt am Ostersonntag im Grazer Dom und sagte: "Lebe Auferstehung, Gesellschaft, leb ihr entsprechend, Österreich - im Kleinen wie im Großen!" Die Botschaft von Ostern solle "einsickern in alle unsere Lebensbereiche" und dabei getragen sein von der Überzeugung, dass Christus "wahrhaft auferstanden ist".
Zu Ostern gehe es darum, das Jesu Gebot der Liebe zu allen neu zu entdecken, damit Auferstehung konkret erfahrbar werde. Dort wo Abgrenzung, wo Mauern, wo die Mentalität des "Ich bin ich" oder auch des "Wir sind wir" als einziges Identität stiftendes Merkmal von Einzelnen oder auch Gruppen gelebt werde, sei die Gefahr nur zu groß, sich als Maß aller Dinge zu wähnen. Damit werde der Gewalt Tür und Tor geöffnet, warnte der Bischof und verwies dabei auf die Bombenanschläge auf drei Kirchen in Sri Lanka.
Es gelte auf allen Ebenen neu das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, "denn mit der Auferstehung Jesu Christi ist uns ein Leben in Fülle verheißen".
Die Inszenierungen der Rechthaberei und damit der Schwarz-weiß-Malerei, der vereinfachten Aufteilung in 'Freund und Feind' mögen zwar schrill und laut sein, verletzen aber viele und übergehen eine Menge, die am Rand steht und sich nicht bemerkbar machen kann oder will.
Die österliche Botschaft von der Auferstehung ermutige zudem zu Ehe und Familie sowie zu einem "Ja" zu neuem Leben. Das Leben zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern solle als Grundlage gesellschaftlichen Zusammenlebens verstanden werden ungeachtet auch vorhandener Schattenseiten, so der Bischof.
Schließlich müsse die österliche Botschaft vom Leben als Konsequenz einen verantwortungsvollen Umgang mit dem gemeinsamen Haus Erde haben.
Suchen wir wieder nach Wegen, die uns aus dem modernen 'Nomadendasein' in unserer hochtechnologisierten Gesellschaft hinausführen, um wieder Kinder und Enkel tauglich zu werden.
Die Osterbotschaft müsse sich aber auch auf die Kirche selbst auswirken. "Wenn wir ehrlich in die Geschichte der katholischen Kirche in unserem Land blicken, so müssen wir eingestehen, dass diese nicht immer ruhmreich gewesen ist", sagte der Bischof. So hätten viele krisenhafte Phänomene der Kirche in der Welt und auch vor Ort in den letzten Jahren, Monaten und Wochen "beinahe die Luft genommen." Krautwaschl wörtlich:
Das Eck, in das wir gestellt wurden, ist scheinbar ausweglos. Auferstehung ernst zu nehmen und wirklich zu leben bedeutet sicher, nichts zu vertuschen, aber auch alles zu tun, damit der innere Kern der befreienden Botschaft im Vordergrund und Mittelpunkt unseres Tuns steht und als solcher wahrgenommen wird.
Die gegenwärtigen Änderungen in der Form, wie sich Kirche in der Steiermark neu situiert, "wollen dies verstärkt ermöglichen, damit die Botschaft des Lebens und damit die Botschaft von Ostern auch in Zukunft vernommen, verkündet und gelebt wird", hielte der Grazer Bischof fest.
Krautwaschl: Weg vom Blickwinkel des Niedergangs
Zu einem Perspektivenwechsel weg vom Blickwinkel des Niedergangs hin zu jenem des "Lebens Gottes" hatte zuvor Bischof Krautwaschl in seiner Osternachtpredigt im Neuberger Münster ermutigt. Statt über "Gläubigenmangel" zu jammern lud er zu folgender Sichtweise ein: "Heute geht wohl niemand mehr in die Kirche, der sich nicht zu ihr bekennt." Angesichts so vieler Angebote abseits kirchlicher "ist es eigentlich ein Wunder, dass so viele aus unterschiedlichen Generationen und gesellschaftlichen Schichten Woche für Woche ihren Glauben feiern", gab Krautwaschl zu bedenken.
Und auch der oft beklagte "Priestermangel" könne anders gesehen werden, so der Bischof: Zum einen sei es eine Tatsache, dass die Zahl der Priestern nicht automatisch die Qualität kirchlichen Lebens bestimmt, zum anderen sei eine Kirche nicht wünschenswert, in der Amtsträger alles zu sagen haben und es keine Beteiligung der übrigen im Volk Gottes gibt. Das verlange freilich, so Krautwaschl, "dass sich alle in der Kirche mehr und mehr darum mühen, ein neues Mit- und Zueinander zu leben" und deutlicher Zeugnis vom Glauben geben. Abschließender Appell des Grazer Bischofs:
Starren wir nicht auf den Stein, der mit allen Mitteln den Tod festhalten will! Denn: Christus ist auferstanden.
Quelle: kathpress