Osterbotschaft wurde zuerst einer Frau anvertraut
Am Ostermorgen begleiten wir eine Frau auf dem Weg hinaus zum Grab und erleben, wie aus vermutetem Geschwätz eine alles verändernde Wahrheit wird.
So hat die Präsidentin der Vereinigung der österreichischen Frauenorden, Beatrix Mayrhofer, am Ostersonntag in der Ö1-Sendung "Lebenskunst" das Ostergeschehen nach den Berichten im Lukasevangelium ausgelegt. Die nähere Auseinandersetzung mit der Person der Maria Magdalena zeige, dass mit Ostern alle Menschen zu Brüder und Schwestern geworden seien - "das ist keine Täuschung und schon gar kein Geschwätz", betonte die Ordensfrau.
Maria Magdalena sei damals gemeinsam mit Maria, der Mutter Jesu, und Johannes unter dem Kreuz gestanden und sei auch dabei gewesen, als die Volksführer den vor ihren Augen qualvoll versterbenden Jesus verlacht hatten, erinnerte Mayrhofer. Anders als die Apostel habe sich Maria Magdalena danach nicht versteckt, sei am Morgen des ersten Wochentages zum Grab gegangen und habe den weggerollten Stein gesehen.
Sie läuft schnell zurück zu den Jüngern, die nun ihrerseits zu laufen beginnen. Auch wenn in den nächsten Versen nur von Petrus und Johannes die Rede ist, so ist Maria Magdalena doch mitgelaufen, denn gleich treffen wir sie wieder beim leeren Grab.
Während die Apostel Petrus und Johannes dann laut dem Evangelisten nach Hause zurückkehrten, sei Maria Magdalena im Garten geblieben und habe "die große Wende, das alles entscheidende Aber" erlebt. Als sie weinend Jesus gesehen und ihn erst nach dessen Ausruf "Maria" identifiziert habe, sei "die Angesprochene zur Erkennenden" geworden. Sr. Mayrhofer:
Die Verzweiflung der Jünger auf der Flucht, weg von der Schädelhöhe, wandelt sich im Garten am Ostermorgen zum großen Staunen, zu einem nie mehr verstummenden Bekenntnis: Maria von Magdala darf es als erste verkünden: Ich habe den Herrn gesehen.
Wie die Provinzoberin der Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau hervorhob, sei damit einer Frau das Evangelium und der Auftrag, es zu verkünden, anvertraut worden, nachdem noch zuvor, ganz am Anfang der Schöpfungsgeschichte, ebenfalls in einem Garten einer anderen Frau - Eva - die Schuld am Versagen gegeben worden sei. Maria Magdalena sei damit zur Apostelin geworden; die Familie Gottes - Jesus habe ausschließlich in diesem Auftrag an Maria Magdalena seine Jünger als "Brüder" bezeichnet - beginne zu Ostern zu wachsen. Erst in Folge habe somit einige Jahre später der Apostel Paulus schreiben können: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid "einer" in Christus Jesus", zitierte Mayrhofer aus dem Galaterbrief.
Sr. Mayrhofer rief mit ihrem Ostergedanken auch die Würdigung von Maria Magdalena durch den Papst in Erinnerung: 2016 hatte Franziskus deren bisherigen Gedenktag am 22. Juli als "Fest" eingestuft und somit deutlich aufgewertet. Seither ist die Heilige aus Magdala im liturgischen Generalkalender den Aposteln gleichgestellt. Erläutert worden war die Aufwertung mit Verweis auf den "aktuellen kirchlichen Kontext, der nach einer tieferen Reflexion über die Würde der Frau" verlange. Die römische Gottesdienstkongregation stellte zudem ausdrücklich fest, dass Maria Magdalena - aufgrund ihrer Zeugenschaft des auferstandenen Christus und der Verkündigung seiner Botschaft - als "Apostelin" zu bezeichnen sei.
Quelle: kathpress