Aufbau der Riesenorgel geht zügig voran
Der Aufbau der neuen Riesenorgel des Wiener Stephansdom geht zügig voran, wie das Pfarrblatt der Dompfarre St. Stephan (Oster-Ausgabe) und der Vereinsobmann von "Unser Stephansdom", Günter Geyer, zum Beginn der Karwoche berichten. Die Riesenorgel war im Herbst 2017 abgebaut worden, nun kehrt sie Stück für Stück auf die Westempore zurück. Der spannende Prozess des Aufbaus und der Intonation wird dabei von einem Produktionsteam im Auftrag des ORF filmisch begleitet, erklärte Geyer bei der Präsentation des ORF-Osterprogramms und einer neuen ORF-Doku über den Stephansdom und die Babenberger.
Domkapellmeister Markus Landerer berichtete gegenüber dem Pfarrblatt, dass seit Anfang April die Mitarbeiter von "Rieger Orgelbau" aus Vorarlberg vor Ort seien, um Österreichs größtes Musikinstrument wieder zu montieren. Die Orgel sei in den vergangenen Monaten in der Werkstatt einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen worden und werde nun mit einer neuen Spielanlage und veränderter Pfeifenaufstellung eingebaut.
In den vergangenen Wochen konnte man im Dom verschiedene Vorbereitungsarbeiten der Dombauhütte miterleben, so das Pfarrblatt. Unter anderem wurde eine Umarbeitung der Kirchenbänke in der Nähe des Chorpodiums, wo der mobile Generalspieltisch die meiste Zeit positioniert sein wird, vorgenommen.
Nach einer Reihe von LKW-Transporten und nach drei Monaten intensiver und durch die Gottesdienstzeiten getakteter Arbeit soll bis Ende Juni das Instrument fertig aufgebaut sein. Bis zu zehn Orgelbauer werden dazu gleichzeitig im Dom sein. Einige von ihnen werden allerdings nicht mit der Riesenorgel, sondern mit der Chororgel beschäftigt sein. Diese muss zwischen Ostern und Pfingsten zerlegt, gereinigt und für den Zusammenschluss mit der Riesenorgel vorbereitet.
Ein halbes Jahr Intonation
In den Sommerferien startet die empfindlichste Phase des Orgelprojekts: die Intonateure werden in einem aufwändigen Prozess die zehntausend eingebauten Orgelpfeifen einzeln bearbeiten und auf die Akustik des Doms abstimmen. Das geschieht - ein halbes Jahr lang - entweder tagsüber, wenn im Dom die Besucherströme für eine nicht unerhebliche Geräuschkulisse sorgen, oder am Abend, wo der hintere Dombereich beruhigt werden kann, oder auch in der Stille der Nacht.
Bis Mitte Jänner 2020 wird der Riesenorgel so "ihr neuer, unverwechselbar wienerischer Klang eingehaucht sein", heißt es im Pfarrblatt, und es bleiben den Organisten dann noch ein paar Wochen der Vorbereitung auf die Orgelweihe im Hochamt am 12. April 2020. Für das nachfolgende Einweihungskonzert an jenem Tag sind Domorganist Konstantin Reymaier und Domorganist Ernst Wally gebucht. In den darauf folgenden Orgelfestwochen präsentiert die Dommusik eine Konzertreihe mit internationalen Spitzenorganisten.
Die alte Riesenorgel von 1886 war beim verheerenden Dombrand am 11. April 1945 völlig zerstört worden. Zum letzten Mal war sie kurz vor dem Brand - am 1. April 1945, dem damaligen Ostersonntag - bespielt worden. Ab 1956 erbaute der Wiener Orgelbauer Johann Kauffmann dann ein neues Instrument mit rund 10.000 Pfeifen, das 1960 als Abschluss des Wiederaufbaus von St. Stephan eingeweiht wurde. Doch von Anfang an gab es akustische Probleme mit der größten Orgel Österreichs. Sie verstummte ab 1991. In jenem Jahr wurde die vollmechanische Chororgel der Firma "Rieger Orgelbau" im vorderen Bereich des Doms eingeweiht. Sie ist seit damals die Konzert- und Gottesdienstorgel.
Die Riesenorgel soll diese Rolle ab dem Ostersonntag 2020 wieder übernehmen. Optisch entspricht sie der Orgel von 1956, aber sie hat ein neues Klangkonzept und eine neue technische Anlage. Durch den Zusammenschluss der Chororgel von 1991 (55 Register) und der Riesenorgel (130 Register) wird es erstmals in der Geschichte des Doms möglich sein, den Raum von einem Zentralspieltisch aus mehrdimensional klanglich auszufüllen. So wird die neue Domorgelanlage mit 185 Registern der anspruchsvollen Akustik des Wiener Stephansdoms gerecht. Ganz neu in die Riesenorgel einziehende Elemente werden unter anderem sein: eine Trompetteria mit vier kräftigen Zungenregistern, die reizvollen und sehr seltenen Harmonika-Zungen im Rückpositiv und die Glocken im Solo-Werk. (Informationen: www.domorgel.wien)
Quelle: kathpress