Gedenkfeier zur Befreiung vor 74 Jahren
Die bereits traditionelle Gedenkfeier aus Anlass des Jahrestags der Befreiung des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich, die sich 2019 zum 74. Mal jährt, findet heuer am 5. Mai statt. Das Gedenken steht unter dem Motto "Niemals Nummer. Immer Mensch", das auf die gängige Praxis in dem ehemaligen Lager verweist, Häftlinge auf eine Nummer zu reduzieren und ihnen so die Menschenwürde, Individualität und Persönlichkeit zu rauben. Die Internationale Befreiungsfeier stellt die weitaus größte Gedenk- und Befreiungsfeier weltweit dar. Zehntausende Menschen aus dem In- und Ausland, darunter die letzten Überlebenden, sowie zahlreiche Jugendliche nehmen jährlich an dieser teil, gaben die Veranstalter auf ihrer Website bekannt.
Eröffnet wird die Gedenkfeier am 5. Mai um 8 Uhr mit Kundgebungen bei den nationalen Denkmälern. Um 9.45 Uhr folgt ein ökumenischer Wortgottesdienst in der Kapelle der KZ-Gedenkstätte, dem heuer der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der evangelische Bischof Michael Bünker und der griechisch-orthodoxer Metropolit Arsenios Kardamakis vorstehen werden. Im Anschluss beginnt um 10.20 Uhr die Aufstellung der großen italienischen Delegation und der österreichischen Jugendgruppen in geordneter Formation am ehemaligen Appellplatz.
Die eigentliche Befreiungsfeier startet um 11 Uhr am ehemaligen Appellplatz mit der Verlesung des Mauthausen Schwurs in verschiedenen Sprachen. Die Begrüßung nimmt Willi Mernyi, Vorsitzender des "Mauthausen Komitee Österreich" (MKÖ), vor. Den Schlusspunkt setzt um 12.45 Uhr der gemeinsame Auszug aus dem ehemaligen "Schutzhaftlager" aller Teilnehmer.
Mauthausen Komitee organisiert Gedenken
Die Gedenk- und Befreiungsfeiern in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und an Orten der ehemaligen Außenlager werden seit 1946 von den Überlebenden bzw. deren Verbänden organisiert und durchgeführt. Als Nachfolgeorganisation der "Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen" (ÖLM) hat das MKÖ diese Aufgabe übernommen und veranstaltet die Feiern auch 2019 in enger Kooperation mit der ÖLM und dem "Comité International de Mauthausen" (CIM).
Seit 2006 widmen sich die Feierlichkeiten jedes Jahr einem speziellen Thema, das in Beziehung zur Geschichte des KZ Mauthausen bzw. zur NS-Vergangenheit Österreichs steht. Der Gegenwartsbezug bildet bei jedem Jahresthema einen essentiellen Bestandteil und soll vor allem für junge Menschen durch die Auseinandersetzung mit der Zeit und Ideologie des Nationalsozialismus auch einen Bezug zu ihrer Erfahrungswelt heute herstellen.
Neben der Befreiungsfeier in Mauthausen gibt es jedes Jahr auch eine Vielzahl von Gedenkveranstaltungen an Orten ehemaliger Außenlager des KZs und anderen Orten nationalsozialistischen Terrors. In Summe fanden im Jahr 2018 mehr als 90 Gedenkveranstaltungen österreichweit statt. Der Großteil dieser Veranstaltungen wird von lokalen Vereinen und Initiativen in enger Zusammenarbeit mit dem MKÖ organisiert und von über 48.000 Menschen besucht.
Die Überlebenden des KZ-Mauthausen übergaben im Jahr 2000 dem Mauthausen Komitee offiziell ihr Vermächtnis. Es bildet die Grundlage der Aktivitäten des MKÖ. Neben der Gedenkarbeit an die Opfer der Verbrechen des NS-Regimes, insbesondere jene, die im KZ Mauthausen und in den Außenlagern gefangen gehalten wurden, sind Aktivitäten gegen Rechtsextremismus sowie die Wissensvermittlung und engagierte anti-faschistische und anti-rassistische Arbeit vor allem mit jungen Menschen weitere wichtige Schwerpunkte. Mehr als 104.000 Jugendliche nahmen in den letzten Jahren an den zahlreichen Workshops, Trainings, Rundgängen und Begleitungen im Angebot des MKÖs teil.
Das Konzentrationslager Mauthausen galt laut MKÖ als das am meisten gefürchtete Lager im gesamten KZ-System, da es für viele Häftlinge die Ankunft in einem Todeslager bedeutete. Menschen mit dem Vermerk "RU - Rückkehr unerwünscht" im Häftlingsakt war von Anfang an der Tod bestimmt. Davor wurde aber noch die Arbeitskraft dieser Menschen ausgeschöpft. Die Steinbrüche prägten die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die dort inhaftiert waren.
Besonders berüchtigt war die Strafkompanie des Steinbruchs. Inhaftierte, die auf Anweisung der Gestapo oder der Lagerleitung getötet werden sollten, wurden dieser Strafkompanie zugeteilt und mussten den ganzen Tag lang etwa 50 kg schwere Granitsteine über die sogenannte "Todesstiege", die vom Steinbruch ins Lager führte, hinauftragen. Niemand überlebte die Zuweisung in die Strafkompanie, deshalb ist die "Todesstiege" eines der vielen Symbole der Unmenschlichkeit im KZ-System Mauthausen. (Infos: https://www.mkoe.at/)
Quelle: kathpress