Experten verzeichnen steigenden Druck auf Christen in Asien
Menschenrechtsexperten verzeichnen einen steigenden Druck auf Christen in Südostasien. Thomas Müller, Analyst bei der christlichen Hilfsorganisation "Open Doors", macht das etwa am Beispiel Brunei fest. Dort könnten seit kurzem - dem Scharia-Gesetz folgend - nun auch entsprechende Strafen verhängt werden, erklärte Müller bei einem Pressegespräch am Dienstag in Wien. Davon betroffen seien vor allem religiöse Minderheiten, "für die die Probleme durch die Einführung des Scharia-Strafrechts sehr stark zunehmen werden". Gleichzeitig kritisierte Müller die heimischen Medien, die die Lage der wegen ihrer Religion verfolgter Minderheiten weitestgehend ignorierten.
Ähnliches beobachte der Experte auch in Indonesien, in dem nächsten Mittwoch eine neue Regierung gewählt wird. Bereits jetzt stehe fest: "Es wird eine striktere Ausrichtung zum Islam geben und die Gesellschaft wird sich noch weiter polarisieren." In Indonesien stehen sich eine Gruppe liberaler und eine Gruppe konservativer Muslime gegenüber. Das ganze Land bewege sich im Moment allerdings in eine "islamischere Richtung", so Müller. Das habe sich etwa bei Anschlägen im Mai 2018 auf drei christliche Kirchen oder bei der Entfernung christlicher Kreuze auf Friedhöfen gezeigt.
Eine zunehmende Diskriminierung ethnischer und religiöser Minderheiten sei auch in Indien wahrnehmbar, sagte Andreas Thonhauser von der christlichen Menschenrechtsorganisation ADF. Laut dem amerikanischen "pew research center" sei Indien jenes Land mit der größten sozialen Feindlichkeiten gegenüber religiösen Minderheiten. Von 2017 auf 2018 seien außerdem die dokumentierten Fälle an Gewalt gegen Christen um 20 Prozent gestiegen und die Regierung kündigte an, bis 2021 das Land von allen Nicht-Hindu-Einflüssen befreien zu wollen. Für Thonhauser ist das eine Kampfansage gegen religiöse Minderheiten und eine Bewegung in Richtung Hindu-Extremismus.
Indien habe zwar in den letzten Jahren große ökonomische Schritte gemacht und Abkommen etwa mit der EU geschlossen, eine klare Aussprache für Menschenrechte und die Verteidigung von Minderheiten fehle allerdings bis jetzt. Seitens der ADF wolle man Fälle von Verfolgung religiöser Minderheiten bekannt machen, Hilfe in konkreten Fällen anbieten und so Verfolgung langfristig verhindern.
Kugler: "Für Österreich nicht akzeptabel"
ÖVP-Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler verwies in ihrem Statement u.a. auf das Regierungsprogramm, in dem sich die österreichische Regierung dazu bekenne, sich auch international gegen die Verfolgung religiöser Minderheiten einzusetzen. Brunei etwa trete mit der Einführung des Scharia-Gesetzes die Menschenrechte mit Füßen. "Das ist für Österreich nicht akzeptabel und wir wollen uns auch engagieren, dass so etwas nicht möglich ist", so Kugler.
Sie erinnerte auch daran, dass der Ministerrat im Dezember 2018 eine Million Euro für konkrete Hilfsprojekte in Krisengebieten im Nahen Osten freigegeben hatte, die verfolgten Christen zugute kommen sollen. Aktuell gebe es weltweit rund 200 Millionen von Verfolgung und Diskriminierung betroffene Christen.
Quelle: kathpress