Linz: Symposium widmet sich NS-Gegner Gruber
Der NS-Gegner, Priester und Reformpädagoge Franz Gruber stand am Freitag im Mittelpunkt eines Symposiums in Linz. Experten beleuchteten unter dem Motto "Anstoß Gruber" an der "Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz" (PHDL) zahlreiche Aspekte des Lebens Grubers. Die PHDL und das Kunstreferat der Diözese Linz präsentierten im Rahmen des Symposiums erstmals auch das Siegerprojekt eines Künstlerwettbewerbs. Die Wahl fiel auf eine Installation des Wiener Künstlers Christian Kosmas Mayers, die künftig im Außenbereich der PHDL an Gruber erinnern soll.
Laut Bischof Manfred Scheuer habe Gruber durch sein solidarisches Zeugnis Hoffnung und Auferstehung vermittelt. Der Priester war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und konnte selbst im Konzentrationslager unter schwierigsten Bedingungen ein Hilfswerk aufbauen, mittels dessen er vielen Häftlingen das Überleben ermöglichte. Anlass für das Symposium war der 75. Todestages Grubers. In dessem Rahmen wurde auch das Siegerprojekt eines Künstlerwettbewerbs präsentiert.
Zu "Papa" Grubers Rolle im Konzentrationslager Gusen, in das er 1940 überstellt wurde, sagte der Bischof:
Johann Gruber war in einem System des Todes einer, der Brot und Suppe geteilt hat. Durch sein solidarisches Zeugnis hat er Hoffnung und Auferstehung vermittelt. Gruber war somit ein Zeuge des Brot-Teilens und der Auferstehung.
Laut Thomas Schlager-Weidinger, Mitinitiator des Kunst- und Forschungsprojektes "Anstoß Gruber", könne in Zeiten einer schwindenden Solidarität und Entmenschlichung, gesellschaftlicher und sozialer Spannung, rechtspopulistischer Verführung und Reduktion auf bloße Funktionalität der Blick auf Gruber inspirierend wirken und ein Anstoß zu Widerständigkeit und Fürsorge werden.
Kunstpreis ausgeschrieben
Die Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (PHDL) hatte im Vorfeld des Symposiums zusammen mit dem Kunstreferat der Diözese Linz einen Wettbewerb für eine künstlerische Intervention im Außenbereich der PHDL ausgeschrieben. Gesucht wurde ein Werk, das die "Widerständigkeit und Fürsorge", die Grubers Persönlichkeit und sein Wirken als Priester und Pädagogen auszeichnete, sichtbar macht.
Die Jury entschied sich in einer Sitzung Ende März für ein Werk des Wiener Künstlers Christian Kosmas Mayer. Das Werk besteht aus drei aufeinander bezogene Interventionen. Der Künstler akzentuiert dabei die für Gruber zentralen Haltungen der Widerständigkeit und Fürsorge. Die drei Interventionen ergänzen sich zu einem sichtbaren, multimedialen Zeichen, das taktile, visuelle wie auch geschmackliche Sinne mit einer wissenschaftlichen Rezeption verbindet.
Mit der Aufstellung des Kunstwerks will Franz Keplinger, Rektor der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, dem Auftrag des Gedenkens nachkommen. "Es ist eine wesentliche Aufgabe von Bildungsinstitutionen, von Schulen, Universitäten und Hochschulen, dieses 'Niemals vergessen!' lebendig zu halten. Ich glaube, da haben wir einen großen Auftrag, eine gesellschaftliche Verantwortung."
Priester, Lehrer, KZ-Häftling
Johann Gruber wurde in Tegernbach (Bezirk Grieskirchen) als ältestes von vier Kindern geboren und verlor früh seine Eltern. Nach Besuch des Linzer Gymnasiums Petrinum wurde er Priester und nach Kaplansjahren 1934 Direktor der Linzer Blindenanstalt, wobei er eine eigene Reformpädagogik entwickelte, in deren Mittelpunkt das Glück des Kindes stand. Er sprach sich gegen den Anschluss aus, nahm heftige Konflikte mit dem Kreuzschwestern-Orden und mit nationalsozialistischen Lehrern auf sich, wurde 1938 wegen eines angeblichen Sittlichkeitsdelikts denunziert, von der Gestapo festgenommen, kam ins KZ Dachau und schließlich ins KZ Gusen.
Im Konzentrationslager war "Papa Gruber" in der Krankenbaracke tätig und baute dabei ein regelrechtes Hilfswerk auf, indem er u.a. notleidende Mithäftlinge mit der "Gruber-Suppe", Kleidung und Informationen über die Kriegslage versorgte und durch Organisation inhaftierter Lehrer sogar eine geheime KZ-Schule für Lagerkinder auf die Beine stellte. Schilderungen Überlebender zufolge rettete er vielen Menschen in Gusen das Leben und galt als "Engel in der Hölle". Grubers Netzwerk flog jedoch auf und er wurde nach tagelangem Verhör und Folter am 7. April 1944 - einem Karfreitag - grausam ermordet. In der Nachkriegszeit geriet Gruber weitgehend in Vergessenheit. Erst am 7. Jänner 2016 wurde er vom Strafgericht Wien vollständig rehabilitiert.
Johann Gruber gelte bei überlebenden KZ-Häftlingen und in der Gedenkarbeit Engagierten "als Heiliger und als Schutzpatron der Solidarität", heißt es seitens der Diözese Linz. Der Linzer Priester sei eine "herausragende Persönlichkeit" und "einer der bedeutendsten Widerstandskämpfer Österreichs" gewesen. Die Uraufführung sei "ein historischer Abend und ein historischer Meilenstein in der selbstreflexiven Auseinandersetzung mit der vielschichtigen Rolle der Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus" gewesen, wird der Auftraggeber des Stücks, Christoph Freudenthaler von der "Plattform Johann Gruber", in der Aussendung zitiert.
Quelle: kathpress